©ernälbe ber ©efnnungen, Sitten, ©ebräuche unb verfeinerten
Unterhaltungen ber alten ^inbu’S bar; baffelbe if von ©atibaS
gefchtieben worben, bcm berühmteren aller bramatifdhen -£>inbu#
fchriftftelter, «nb Safontala gilt für baS befte feiner gasreichen
S03erfe. $heatralifche GorfeHungcn waren von ieher eine ber
SieblingSvergnügungcn ber .£>inbu’S; fe würben auf Äofen beS
Monarchen unterhalten unb burd) ben SSeifaU beS SSolfeS aufge#
muntert, unb wenn audh ihre Schaufpiete leinen hof)cn ® rflb ^er
Goffommenheit erlangten, fo ift bieS eher einem Mangel an
©efhmacf, benn an Talent gugufdjtciben. @S fehlte ihnen audh
nicht an -§>ü(fe feitenö ber verfhwiferten fünfte, ber SOtuftf, ÜÖia#
lerei, benn ihre Sweater waren mit süchtigen Secorationen ver#
giert unb mit einem SDrdhefer vcrfetjett.
£)ie Scialerei hat ¿war nie eine höhere GotUommenheit in
äpinbofan erreicht, bie Zünftler hatten feinen Gegtiff von 5ßer#
fpective, verfianben audh nict)t, ihre ©emätbe burdh Sicht unb
Schatten gu beleben. 3n ber SDiuftf hatten bie §inbu’S größere
gortfdjritte gemacht; fte fcheinen biefelbe mit einem ©ifer betrieben
gu haben, ber ihren ©efüljten unb Stimmungen angemeffen war.
«Biele ihrer berühmteren Scfjriftfteller haben fmnreiche theoretifdhe
Slbhanblungen über bie ^armonie bertóne gefdhrieben, unb wenn
auch ih« Gefanntfdjaft mit ben (Slementen ber SDiuftf fehr unvoH#
ränbig war, fo beweifet bodh bie Sßärme, womit fte ftch barüber
ausliefen, baf, wenn ihnen bie Äenntnif ber ©rläuterung fehlte,
fe wenigftenS ©mpfnbfamieit genug befafen, ben Sauber ber
^armonie gu fühlen. Sßenn wir aber nach ben muftfalifdhen
Stütfen, welche von ihnen nodh vorhanben ftnb, urteilen follen,
Stüde, von benen bie *ßunbiten fagen, baf fc *ßrobucte ihrer
auSgegeidhnetfen i£onfünftler feien, fo hatte bie 3luSfüI)tung ber
Stuft! nur fehr geringe gortfdjritte gemacht, fowohl in ©efdhmadf,
als in ©efchidflidhfeit bei §ervorbringung muftfalifdher Xöne. —
2lud) bie mobernen ^inbu’S haben barin ihren ©efehmaef nidht
verbeffert, benn obgleich fie ©efühle für Harmonie haben, unb
ihre Sieber unb ©efünge für fc felbf angenehm fein mögen, fo
ftnb fte boch für unfer eutopäifcheS Dhr wirffich fo unharmonifh,
hart unb unangenehm flingenb, baf man fte faum für SOfuff
halten bürfte.
2lrd)iteftur unb Gilbl)auerei erhoben ftdh, ba man ftd) ihrer
gu religiöfen Stveden bebiente, gu einem viel höheren ©rabe ber
GoKfommenheit, als alle anberen bilbenben Äünfe. SaS gange
Dieich war überall mit prachtvollen 5ßagoben (Tempeln) gegiert,
Welche gu ©hren Grahma’S erbauet unb bem öffentfidhen ©otteS#
bienfe gewibmet waren. Um ©otteSfurcht im «BolFc gu Wedfen
unb gu nähren, waren unb ftnb nodh ieft bie dauern biefer hei*
ligen ©ebäube mit Slbbilbungen von ©ottern, mit hicroglpphifchen
Sinnbitbern von heiligen, ©egenfänben, fowie Gorfettungen ge#
fdhichtlicher Gegebenheiten von Gilbhauerhanb gefchmücft. Giele
biefer Tempel nebf öffentlichen ©ebäuben ftnb nodh vorhanben,
ber Stpt hat eine grofe 2Iehnlid)fcit mit ber aftgothifchen Gau#
art. 2)er gröfte von allen nod) vorhanbenen alten Tempeln if
bie 5ßagobe von Sagernaut auf ber Jfüfe von Driffa, ungefähr
100 Gleiten nörblich von ber britifchen Gicbertaffung von ©an#
faftti Gach btefern berühmten -£>eiligthume machen ^tinbu’S von
aßen Äafen unb von allen ©egenben SnbienS jährliche ^ilger#
fahrten, innerhalb biefer heiligen fallen wirb bie voKfommenfte
©leichheit beobachtet, hier legen bie' verriebenen Secten unb
$afen ber brahminifdhen 9teligion ihre SluSgeidjnungen unb Gor#
rechte ab, effen unb trinfen mit einanber ohne Unterfchieb unb
bringen bem eingig wahren ©otte, bem biefer Tempel gewibmet
if , ®anf unb ©ebet bar. 2)iefe «flagobe geidfitet ftdh jebodh we#
niger burdh *hre Gauart, als anbere minber berühmte Tempel aus,
bie oft baS Stuge burdh Kühnheit ihrer 3eidhnung beliebigen, aber
auch oft burdh Ueberlabung mit Sietrathen verfemen; bie Snfdfrif#
ten, Welche ftdh auf ben Glauetn einiger biefer alten ©ebäube vor#