schreiben, mehr oder weniger Aehnlichheit finden. Eine genauere Bestimmung würde
gewagt seyn, liegt auch ausser dem uns vorgesteckten Ziele, da wir nie die Meinung gehegt
haben, dafs die vorweltlichen Pflanzen der Art nach wirklich noch vorhanden Seyen, wohl
aber, dafs die damals vorhandenen Familien durch andere Arten derselben, die den gegenwärtigen
klimatischen Verhältnissen unseres Erdballs angemessen organisirt sind, in Mehrzahl
repräsentiret werden.
Tab. E. Stellet den Strunk des P o ly p o d ium a rm a tum Sw a rz vor, von dem mehrere
Exemplare aus Brasilien nach Berlin gebracht^ wurden, wovon eines dermalen daselbst
Saamen bildet. Ein anderes, das gestorben war, ist uns von H. Garten-Inspector Otto gefälligst
mitgetheilt worden. Dieses Exemplar ist zum Vergleich mit den aufrecht stehenden
Schuppenbäumen ganz vorzüglich geeignet; der flach aufliegende, etwas verdickte Wurzelstock,
der ebenfalls nur :aus Luftwurzeln bestehet, die sich hier theilen, und zum Theil längs dem
Stamme herauf, zUm Theil in die Erde herabwachsen:, zeigen recht genau, warum wir bei
den ^fossilen Bäumen dieser Familie nie eigentliche Wurzeln finden, weil nemlich diese
schwachen Wurzeln da, wo keine Rindenbedeckung mehr vorhanden war, durch das Versanden
und Einschlemmen, da die Flüssigkeit allenthalben durch die Zwischenräume durchziehen
konnte,1 verwüstet wurden, der Stamm hingegen, der mit seiner Rinde widerstand,
nur von innen-ausgefüllt , von -aussen umlegt wurde. Wir bemerken ferner an diesem Wurzelstamm,
dafs die Wedel an den Schuppenartigen Blattansätzen durch eine Menge röhren-
artiger Gefäfse im Umkreis, durch wenigere und ohne besonderer Ordnung in drei verschiedenen
Büscheln zusammenstehende ähnliche Gefäfse in der Mitte angeheftet waren,
worin die gegenwärtigen Farrnkräuter überhaupt sich durchaus und allgemein von den vorweltlichen
unterscheiden, bei denen die Anheftung am Rande blos aus einem Wulst bestehet,
in der Mitte aber durch ganz symmetrisch-vertheilte Gefäfse bewirkt wird. Endlich bemerken
wir noch, dafs an diesem Farrn die Trennung des Wedels nicht unmittelbar auf der
ebenen Bahn der Rinde vor sich-geht, wie bei Didymochlaena und den Gyatheen, sondern
ungefähr einen Zoll ober derselben, dafs der zurückbleibende mit einigen kleineren Anheftungsschildern,
gezierte Bruchtheil des Wedels sich an den Wurzelstock anlegt, und diesen
mit den Luftwurzeln der Zwischenräume bedeckt. Der Abdruck dieses Farrns würde daher
in der äusseren Form zweierlei schuppenförmige Ablösungen zeigen, wie wir ähnliche, wenn
gleich verschiedene bei Lepidodendron ornatissimum, von S te in h a u e r und Rh o d e ,
wahrgenommen haben.
Wir schliessen unsere Arbeit über die Flora der Vorwelt mit der gleichen Meinun'g,
mit Welcher wir sie begönnen haben: dafs zwar die Vegetation der Vorwelt denselben na-
-turgemäfsen Entwicklungen unterlag, die wir bei der gegenwärtigen Vegetation beobachten,
dafs sie aber nach den damaligen Verhältnissen der Erdkruste, der Atmosphäre, und der
Temp'eratur zwar ähnliche, aber dennoch verschiedene Pflanzengattungen hervorbrachte, die
durch nachfolgende Erdrevolutionen verschlungen wurden — dafs die zweite Vegetationsperiode
neue‘Gestalten, doch nach denselben Entwicklungsgrundsätzen, hervorrief, die ebenfalls
in einer nachfolgenden Erdrevolution ihr Grab fanden— dafs endlich eine dritte Vegetation,
nach Zonen abgetheilt, hervortrat, und nach ähnlichen Entwicklungs-Normen, unter
verschiedenen Verhältnissen der Erdkruste, der Atmosphäre, und der Temperatur abermals
ähnliche, doch verschiedene vegetative Formen in gröfserer Zahl und Verschiedenheit entwickelte,
in denen wir immer noch den Urtypus ihrer vorweltlichen Stammältern erkennen,
wenn wir sie auch nicht auf Gattungen und Arten zurückzuführen vermögen, die nach den
vorangegangenen Veränderungen kaum dieselben seyn, oder wenigstens nur einzeln sich zwischen
den Wendekreisen erhalten haben können, statt dafs sie früher über beide Erdhälften
Verbreitet waren. Sollten jedoch neuere Erfahrungen ein Anderes darthun, so werden wü’
jede gegründete Zurechtweisung mit Dank annehmen.
T E N T A ME N
F L O R A E P R I M O R D I A L E S .
P R A E M O N E N D A .
Pv
-'onatus priinum vegetationis .cyclum seu Floram protogaeam adumbrandi, necessitatem
inducit paucis pronunciaré, quid de hisce rebus judicamus âtque putamus.
In hune usque diem perpaucap regiones terrae quoad plantas fossiles minus accurate
exploratae sunt; idcirco impossible est, hune primum vegetationis cyclum ve're et absolute
hoc tentamine describendi; sed cèrtum habemus id in posterum fieri posse, si fossiles plan-
tae crebrius repertaé et characteribus distinctive notatae fuerint. ‘Nam' omnia ectypa pîanta-
rum, in schisto argillaceo nigresèente (G ra uw a c k e ), in arenario litharitracls'socio et in ar-
gilla schistosa lithantracis antiquioris in Europa et America boreali reperta, illis paucis or-
dinibus plantarum adnumeranda sunt, quos w i l b iu n d ü s in universali rerum or sanie arum
naturae ordiney nec non in vegetationis conspectu per Germaniam obviae secundum fatni-
lias naturales delineato *) secu n d o e t te r tio s ta d io primi evolutionis gèminarum
gradus adnumeravit.
Vegetabilium ordines attente perlustrantes, animadvertimus formationem crustae telluris
pari passu cum evolutione plantarum procedere debuissej sic in vegetabilibus easdem quasi
epochas observari licet , quales in Geologia recentiori sat perspicue assumuntur. Has epochas
win b r a n d us sagaciter g r a d u s e v o lu tio n is vegetabilium nuncùpavit, et in supra
memoratis operibus fusius dilucidavit, atque in t r i a s ta d ia divisit.
P r im um s ta d ium evolutionis vegetabilium p r im i g r a d u s in eo consistit, quod gemma
s im p le x p e r s i s t â t s in e u llo in d i c iö p a r t iu m o rg a n ic a rum, q u a e ad flo re s
c o n tr ib u u n t, quo Algae aquatic.äe, m a te ria v irid is P r ie s tle y ä n a ac T rem è lla c ^ ’
F«ci, Ulvae, C o n fe rv a e e t F u n g i te r r e s t r e s adscribuntur — ilia inquam forma
prorsus deest primae vegetationis aetati. Satis notum quoque, hocce primum stadium vege-
tationis plantis äcotyledoneis esse commune, quod si cum reliquis duobus comparaverimus
*) Darstellung der gesammten Organisation, von TFilbrand. Giessen. 1810. 8vo.
Uebersicht der Vegetation Deutschlands nach ihren natürlichen Familien. Wilbrand
in Flora oder bot. Zeitung. 1824. .1. Band. Beilage i.
A