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stein, in der Steinkohle des Kalkmergels ebenfalls mit einer Kolilendecke beschlagen, indefs
die mit den Pflanzen vorkommenden Schoalthiere kalcinirt sind?
Wenn der Kohlenstoff mit dem Thon für sich , oder mittelst Sauer und Wasserstoff
Steinkohle bildet, so mufs sie mit dem Thon des Schieferthons auch ausserhalb der Begrän-
zung des Abdrucks sich bilden; eine solche Verkohlung wird uns aber der Verfasser schwerlich
nachweisen. So lange wir daher eine unmittelbare Kohlenbildung auf den vegetabilen
Ueberresten, und nur auf diesen in dem Schieferthon wahrnehmen, werden wir auch die Erzeugung
der Steinkohle aus vegetabilen Stoffen herleiten, ohne darum eine chemische Mitwirkung
des Sauerstoffs und Wasserstoffs, besonders aber der Schwefelsäure, auszuschliessen;
so wie wir nirgends die Verbindung des Kohlenstoffs mit andern Gebirgsarten, noch sein
Daseyn vor der Pflanzenbildung geleugnet haben.
Die neuere Steinkohle, die von dem Verfasser nach dem Thonmergel, Stinkschicfer-
mergel, und jiingern Schieferthon angeführt wird, folglich unserer Mergelkohle entspricht,
ist ihm zufolge auch kein Erzeugnifs der Pflanzenwelt, (p. 449*) „sondern ein Thon, der
„vielen Kohlenstoff in Erdpech enthält, und gewöhnlich (wie die ältere Kohle) mit Schwefelsäure.
durchzogen ist. Diese Kohle ist, wie der Verfasser bemerkt, lockerer als die ältere,
„und wird dereinst; durch Auflagerung neuer Gebirgsarten, mehr Festigkeit erlangen. Zu-
„weilen durchsetzen sie Baumstämme, welche ihre Holz - und Rindengestalt erhalten haben,
„und dadurch zu erkennen geben, dafs sie nicht alle zu den Baumarten mit einlappigen Saa-
„men gehören möchten, was aber einer neuen Untersuchung bedarf.“
Kein Kohlenflötz dieser Abtheilung wird namentlich angeführt.; offenbar gehört die
Kohle von H e r in g unter Mergel und Stinkstein hieher, diese ist aber nicht lockerer, sondern
in den bessern Mitteln weit fester als die ältere Schieferkohle, und unter den Abdrücken
finden sich gröfstentheils Blätter und Zweige von Dycotiledonen, eine schöne Palme und wenige
kleine Farren ausgenommen, welche wir im zweiten Hefte abgebildet haben.
Die Braunkohle endlich läfst der Verfasser (pag. 46.) „aus den verschütteten Wald-
„boden der Urwelt entstehen ; diefs war aber nicht Wirkung des Wärmestoffs oder gar unsers
„Ofenfeuers, wie ersieh ausdrückt, sondern der Schwefelsäure und anderer chemisch wirkenden
Ursachen.“ Diese letztere Bemerkung hätte man im neunzehnten Jahrhundert wohl
kaum für notliig erachtet. Auch die Braunkohle kömmt mit Glanzkohle vor, auch sie enthält
oft vieles Erdharz (Bitumen). Die Verbindung des vegetabilischen Kohlenstoffs mit Bitumen
zu einer Kohlenbildung wird also zugegeben; warum sollte sie denn in einer frühem
Periode nicht möglich gewesen, oder wirklich vorgegangen seyn, da das Vorhandenseyn
von Pflanzen in jener Zeit nicht geläugnet werden kann?
Der Verfasser ist übrigens nicht der einzige, der, seitdem W e rn e r die Steinkohle
vegetabilischen Ursprungs ' erklärt hat, dieser Meinung widersprochen hätte. Schon weit
früher wurde sie von einem andern Schriftsteller für einen vulkanischen Auswurf gehalten.
9) Die Beweise werden von der Steinkohle am Main bei Kassel, in Böhmen , und England
hergenommen, die in Berührung mit den Basalten Vorkommen. Diefs sind aber
gröfstentheils Braunkohlen. , Die Meinung W e rn e r s , „als seyen sie vegetabilischen
„Ursprungs, wird verworfen, weil geschwemmtes Holz wenig Harz und Oel in sich hat,
„wie das Flofsholz, und wenn es auch bituminös wird, dennoch Holz bleibt , wie am Westerwald
, viel häufiger aber versteinert. Sie liegen als Flötze bei den Basaltbergen, sie
„haben also die Lage der Auswürfe, ihre Materie stimmt mit jener der Vulkane überein;
„denn die Erde, das Bitumen, der Schwefel, und Alaun sind in den Vulkanen vorhanden;
„folglich können sie auch ausgeworfen seyn, u. s. w.“ Es wäre Zeitverlust mehr Worte über
solche Aeusserungen zu verlieren.
---------Die in der Erdrinde so anschaulichen Merkmale der Anwesenheit des Meeres, die oft
kaum zu erklärende Richtung der Gebirge, die späteren Ausfüllungen durch bedeutende Niederschläge
, und die erloschenen, oder wenigstens nicht als lebend 9) Beschreibung der ältesten Veränderung des ErdkÖrpers. Lebiepkzaign n1t7e9n6 f.o pss. il1e1n9 .Pflanzen
und Tliiere, sind Thatsachen, die einen jeden Geognosten auf eine frühere grofse Begebenheit
unsers Erdkörpers zurückfuhren; sie erregen den Wunsch, die Ursachen dieser Begebenheiten
aufzufinden. Die Mittel, die uns dazu zu Gebothe stehen,, sind aber so unverhält-
nifsmässig, dafs wir uns darauf einschränken müssen, mehr oder weniger sinnreich erdachte,
durch Wahrscheinlichkeitsgründe unterstützte Hypothesen aufzustellen.
Das brasilianische Urgebirge hat Herrn von Es eh weg e zu dem Gedanken geleitet,
die Erhebungen und Einsenkungen der Gebirge auf folgende Art zu erklären: 1 °) „Quarz,
„Glimmer, Feldspath, und Hornblende waren die vier Hauptingredienzien, aus denen dieser
„Kern durch mehr oder minder ruhige Kristallisation, durch chemische Verwandschaften,
„Abscheidungen, und durch Attraktionskräfte gebildet wurde, und es entstand aus dieser Zusammenstellung
und Ausscheidung entweder Granit, Gneis, Glimmerschiefer oder Syenit und
„Urtrapp. Die Ursachen davon lagen in gewissen Centralpunkten. Fanden nun mehrere dies
e r Centralpunkte Statt, wo die Kräfte gleichzeitig wirkten, da mufste auch eine Wiederho-
„lung in den Gebirgsarten entstehen, und je nachdem diese Kräfte langsamer oder schneller
„wirkten, entstand eine Art Strömung, und zwar immer nach der Seite, wo eine oder die
„andere Kraft das Uebergewicht hatte. Durch die ruhige Ausscheidung entstanden die körn
ig e n , durch die schnelleren die körnig-schiefrigen und.schiefrigen Bildungen. Je schneller
„die Kräfte wirkten, je stärker waren die Strömungen; es mufsten die mehr und minder
„inklinirten Schichtungen oder Lagerungen entstehen, und zwar immer nach der Seite hin
„geneigt, wohin der Hauptzug der Strömung ging. Die Schichtungen der Gebirgsarten blie-
»ben vertikal, entweder bei einer langsamen Ausscheidung ihrer Bestandtheile, oder bei gleic
h e n Kräften aus verschiedenen Centralpunkten. Die Schichtungen neigten sich, bei schnel-
„ler Abscheidung und bei ungleichen Kräften. Lagen die ungleichen Kräfte in verschiedenen
„Centralpunkten, so mufste die Richtung der Strömung nach verschiedenen Gegenden seyn.
„Die Neigung und Direktion mufste also auch abweichen , wovon uns die Betrachtung der
„Gebirgsarten so manchen Beweis giebt.“
„Die Erhebungen und Einsenkungen, die mir immer so unerklärlich schienen, wodurch
„das Streichen und Fallen der Gebirgsschichten erklärt wird, oder durch Anlehnung an ältere
„Gebirgslagen, wie andere wollen, glaube ich, erhalten durch meine Idee eine viel gröfsere
„Klarheit.“ ..............
Allerdings, wenn es nur eben so klar wäre, wie sich mehrere Centralpunkte in einer
Gebirgsrichtung unter dem Flüssigen gebildet haben, und weiche Kräfte sich der Verfasser
gedacht, deren ungleiche Wirksamkeit die verschiedenen Strömungen und durch diese bedingte
Richtungen der Gebirge hervorgebracht hätten?
Ob wir gleich die Ansicht von B re isla k über die Steinkohlenbildung als den Geognosten
bekannt ansehen können; so darf der Vollständigkeit wegen ein kurzer Auszug doch hier
nicht fehlen, besonders um am Schlüsse unserer Arbeit über diesen Gegenstand aus allen darüber
erschienenen Meinungen einige allgemein anerkannte Wahrheiten als Korollarien abzie-
hen zu können.
Die Steinkohle1 *) findet sich nach ihm gewöhnlich in der Nachbarschaft des Urgebir-
ges, so dafs ihre Formationen auf Granit, Porphir, oder Thonschiefer ruhen.
Ueber die Ablagerung der Steinkohle ist folgendes seine Ansicht: „Wollte man annch-
,jmen, dafs bei irgend einer.Erdrevolution ungeheuere Länderstrecken sich senkten, und so,
„dafs die sic bedeckenden Wälder unter Stein - und Erdschichten begraben wurden, so miifste
„man zugeben, dafs nur sehr unregelmässige Anhäufungen kohliger Substanzen hieraus hätten
„entsehen können, statt dafs man jetzt davon sehr regelmässigeoft weit verbreitete, und bis-
„weilen auch sehr dünne Schichten antrifft.
10) Geognostisches Gemälde"von Brasilien von W. v. Eschweg c . Tfreimar 1822.
11) B r e is la k s Lehrbuch der Geologie, übersetzt von Strombeck. Braunschweig 1820.
Th. II. pag. 286 — 2()3.