der Mischung*'der Stoffe; und der Verbindung mit Licht und' Wärme1 fcëtirföbén' iAufetiekßj'.'fefc
darf es uns nicht wundern, wenn wir unter den fossilen Pflanzen neue Gattungen -ilhd* üii-
behannte1 Arten anlr effen, so wie wir auch 'jetzt auf, den Alpefi’ dér ‘iCordfflierén, unter gleichem
Verhältnissen, neben Saxifragen, Getastieö,' Gentianen*'wie aiif Teirtschlands Alpen,
doch der Art nach verschieden;,- ganz neue Gattungen finden,- die'tinè bisher unbehannt ge1-'
blieben waren. .
Das Vorkommen von Cac tus , E u p h o rb ie n , F i coi de en ,übérMupt von Fettpflanz
en ,‘auf muthmafslich nassen Gründen , in einer feuchten Atmosphäre','1 hat uhs dm-meisten
befremdet. Wir theilten ünsfere Zweifel hierüber dem Herrn Akademiker v. MärtnüS tait,
der eben ans den Regionen zurückgekommen war, wo dié lirweltliclién' Formen sich"-noch
erhalten- zu haben scheinen. Die Antwort, die er uns hierauf ertheiltb, enthält eine sö:leb-
hafte Schilderung jener Gegenden, dafs wir uns nicht entbréchen können , sie’ hier' mitzutheileri.
„Die Cactus bilden in den Gegenden von Caraccas'und Guinana',- von -Perhamb'übo,
„Pianchis, dem Innern von Bahia, und, wenn ich nichtirre1/ auch'von einem gtfófsen Theilé
„des Patagonenlandes sehr häufig dichte undurchdringliche Wäldchen,' welche dein Eurdpäet’
.jCben so • auffallend sind durch ihre Formen^ als ■ furchtbat’ : durch ihre; Stacheln, und die
„Nähe vieler Klapperschlangen. Zugleich mit diesen Formen finden wir in jenen Binnen-
„ländern mehrere Arten von Y u c c a , A g a v e , B r o m el i a, näher ©dér ferner';'' äh den
„Plätzen der' C ac tus wachsen. Die einzige baumartige Eup ho rbi.e, welche ich in Brasilie
n gefunden habe, ein bis jetzt unbekannter Strauch, den die' Einwohner fals phosphores-
„cirend ahgeben, kommt in den trocknen, während des Winters blattlosen Wäldern (CatiiigaS)
,'jam Rio-de St. Francisco sehr häufig mit Cactus hexaghnus und pë'nthgonus vor; Eine
„Art der Gattung P e d ila n th u s habe ich um’ Para und auf der Insel Märäjö häufig unter
jjG actus tu na gefunden. Eine gewisse Verwandtschaft und Wechselbeziehung dieser For-
„men findet sich also gegenwärtig als Abdruck einer ähnlichen ‘Organisation Und ähnlicher
„Lebensbedürfnisse^“ • Noch viel merkwürdiger aber ist es mir, da-fs in dem' Diämantendi-
„strikt von Brasilien fast alle' von mir unter den Pflanzern, der Vorwelt etkanntê1-Formen,
„ihre lebendige Repräsentanten haben. Von Cactus findet man hier eine Art M e löC äc tus
„häufig an dén Felsen sitzend, welche von 'einer Anzahl niedlicher Farrenkräuter Umkränzt
„sind. Die grotesken, dichotomisch gétheilteri Stämme mehrerer Arten“ von V e los ia'un d
„die niedrigem Gebilde der Gattung B a rb a e en ia bilden an einigen Stellen, wié z. B.um
„Morro de Gravie bei Villa i Rica , einen lichten Wald; jene oft fufsdicken Stämme verleihen
„der Landschaft einen höchst frappanten Charakter, und nur dié Formen meinet Gattung
„ L y chn o p h o ra , niedrige Bäume mit gabligen oder ’ besenförmigen Aesten , bilden einen
„eben so eigenthiimlichen Zug in der Physionomie jener Gegenden. Im Aufsteigern auf dén
„Berg Itainbe, im Diamantendistrikt, habe ich endlich ein baumartiges; Rohr von 5 — 8 Fufs
„Höhe in sehr dichten-'und (weit verbreiteten Gebüschen wachsend: gefunden.“ '
Bei dieser Aufzählung kömmt uns eine doppelte Bemerkung entgegen:' einmal, dafs
in einem nicht sehr ausgedehnten Raume , die Grundformen jénér untergegängerien Pflahzen
nebeneinander lebend erscheinen; dann, dafs in jener Region, welche den rein kristallisir-
ten Kohlenstoff beherbergt, gerade jene Pflanzenformen. le b en d e ren GattüngS- uiid Ord-
nüngsverwandten wir vorzugsweise die Erzeugung der* vegetabilischen Schwarzkohle züschreiben.
Ohne es wagen zu wollen, aus diesen vielleicht ganz zufälligen Verhältnissen eine Beziehung
jener Pflanzenformen auf gewisse Epochen unserer Erde ‘geltend zu machen, in
welcher diese auf die eine oder andere Weise vorzüglich zur Kohlenstoffbildung veränlafst
war, glaube ich doch soviel davon ableiten zu dürfen, dafs Cactus, yuccenartige Gewächse,
baumartige Gräser, und Farrenkräuter, in der Periode, welche durch die Bildung-r der
Schwarzkohlenformation charakterisirt ist, in grofsen Massen, ja in Waldungen zusammen
gelebt haben. Warum sollten ferner’jene Formen in der Urzeit nicht gerade sö ihre Riesen
gehabt haben, wie-die Gruppe der'Faulthiere das Megätherion, die der Schweine; der anti-
diluvianischen Elephanten etc. Ist nicht der Drachenbaum, von Orotava — vielleicht die
älteste Urkunde der Vegetabiliën auf unserm Planeten ein Verwandter jener Urpflanzen,
welche ich in den böhmischen Steinkohlen zu finden glaube?
■ Warum sollten wir unsere Phantasie nicht zu einem vielästigen; weit verbreiteten,
Ungeheuern Cactusstamm, zur riesenformigen Agave oder Y u c c a erheben können, wenn
wir in den ellenbrciten Abdrücken von Farrenkrüulern, in den'Gruben zu St. Ingbert, einen
Unleugbaren Beweis für die gigantische Bildung antediluvianischer Fairen finden? Oder sollte
die Erde, in jenen schöpferischen, lebenskräftigen Epochen' nicht die riesengrofsen Formen
jener Pflanzengruppen haben erzeugen können, da sie dock jetzt noch den ungeheuren Stamm
einer unbeschriebenen Pourr.et.ia in den Wäldern von Rio de Sl. Francisco fafsförmig,
80 Fufs m die Hohe, und 30 Fufs in die Breite aüszudehnett. sich gefällt? .Sind die Stämme
von Jubaa, mehrere Arten von I r ia r t e e n , sind die mächtigen Ada n so nie n nicht redende
Beweise von einer phantastischen Bildungskraft unsere/ Planeten noch bis» auf den heutigen
Tag? Und; sollte sich in jener geburtsschwer bewegten Zeit, das Große, Ungeheure, nicht
viel leichter aus dem Schofse der gehährenden Elemente entwickelt haben, als jetzt?, etc."
Dafs noch jetzt gigantische Cactusstämine in Brasilien Vorkommen, davon werden wir
durch die Schilderungen des Prinzen von N e uw ie d , so. wie. über, die Art ihres Vorkom-
mens unterrichtet.34)
„Da wo C a t in g a 3*) war, erzählt er, beobachteten wir oft kolossale Stämme von
vier bis fünfeckigen Cactus, unter andern einen derselben, der 50: — 6o Fufs hoch zwischen,
allen andern Waldbäumen hinaufgewachsen war, und über 2 Fufs im Durchmesser hielt.
Auch andere Arten dieses, sonderbaren Pflanzengeschlechtes werden oft bedeutend hoch in
diesen Tropenwäldern gefunden, z. B. der hier sehr gemeine Gactus bräs ilian u s .“
Der Wald von Barrä da Vereda gehört, wie alle Wälder in diesen höhèrn Gegenden,
nicht mehr,-zu den hohen Urwäldern,.Sondern .ist C a tin g a , jedoch vom der hohem Art.—
„Hier blühten am Rande der Wälder Bäume von 20 bis 50 Fufs Höhe aus der Synge-
nésie; Streifen von Wald Wechseln mit Wiesen ab, und Lagoas ziehen si'eh in die Tiefe
derselben hinauf. Unter manchen neuen Gegenständen, die.hier unsere Aufmerksamkeit auf
sich zogen, nenne ich die einzeln, überall vertheilten, hohen Cactus - Stämme mit ihren
stachligen Kanten, welche oft eine bedeutende Hohe erreichen; ihr unten verholzter Stamm
trägt nur noch undeutlich das Gepräge der Ecken, womit ihn die Natur in früheren Zeiten
bezeichnet; diefs zeigt sich sodann um so deutlicher an den, gleich Girandolen, ausgebreiteten
Zweigen, die jetzt mit ihren rundlichen Früchten überhäuft waren. Dieser Cactus
.scheint h ex agon u s oder o c to g on u s zu seyn; er treibt am obern Ende seiner Zweite
sehr grofse weisse Blumen, und die Früchte werden begierig verzehrt von einer noch unbeschriebenen
Art Papageyen.“
Weder Gröfse noch Standort, noch die mit verkommenden Pflanzen widersprechen der
Möglichkeit ihres frühem Vorkommens in unserer Zone, zu jener Zeit, als die klimatischen
Verhältnisse jenen von Brasilien sich anneigteii; 'darum ist es jedoch noch nicht erwiesen,
dafs sie wirklich unter unsern fossilen Pflanzen vorgefunden Werden. Denn, wenn mit
vollem Rechte Herr Prof. Rhode den Grundsatz aufstellt, dafs man unter den fossilen
Pflanzen keine neue Gattung annehmen könne, so lange es nicht erwiesen ist, dafs sich
nicht unter den bekannten Gattungen Analoge finden; so darf man mit gleichem Recht ihm
auch diesen Grundsatz zugesellen, dafs man keine lebende Pflanze für eine Analoge der
fossilen Pflanzen annehmen könne, so lange die Identität des Familien- oder Gattungs - Charakters
nicht wenigstens durch vollkommene Uebereinstimmung der Organisation erwiesen ist.
54) Reise nach Brasilien von dem Prinzen M a x im i l ia n von Neuwied . 2ter Band,
p. 131 und 1Ö8.
55) C a tin g a wird eigentlich eine Grasart (Stenotaphron americanum Schrank) von
den Eingebornen genannt, welche ganze Landstrecken überzieht, so dafs nur wenige
Bäume und Straucher dazwischen Platz finden; alle ähnliche fPaldchen
werden darnach C a tin g a genannt, wie in Teutschland ode Steppen, Haiden,
genannt werden, wenn sie auch nicht mit der gemeinen Ileidepfianze (Calunna
vulgaris) bewachsen sind.