Wenn aber das wirkliche Vorhandensein vieler und selbst baumartiger Pflanzen I
nicht widersprochen werden kann; wenn die Braunkohle, die den Übergang zwischen den I
Torfmooren und der Steinkohle bildet, in der öfters das Resinasphalt gefunden wird, in I
welchem B u ch h o l z 91 Theile eines in wasserfreiem Alkohol auflöslichen Pflanzenharzes I
mit nur neun Theilen eines darin nicht auflöslichen erdharzigen Stoffes, gefunden hat, 9) I
als vegetabilischen Ursprunges, zugegeben werden muss; wenn endlich das fossile bituminöse I
Holz sich noch als solches in seiner wohl zu • erkennenden innern Bildung ausspricht: so I
kann man der Vegetation ihre 'Mitwirkung b e i' der Steinkohle eben so wenig, als bei der. I
Braunkohle absprechen, wiewol auch noch andre Umstände zutreten mussten, um die eigent- I
liehe Steinkohle hervorzubringen.
L in c k , in seinem neuesten Werke,10 1) nachdem er die verschiedenen Meinungen über I
die Entstehung der Steinkohle vorgetragen hat, schliesst mit folgenden Worten:
„Die wahrscheinlichste Meinung bliebt immer, dass Steinkohlen aus zusammenge- I
schwemmten Holzhaufen wurden. Der Hauptgrund dafür ist die Analogie mit dem bitumi- I
nösen Holz unter der Erde, woran das Holzgefüge deutlich zu erkennen ist, so dass Niemand I
an dem Ursprung desselben zweifelt. Dieses findet sich in Ungeheuern Lagern, wie die I
Steinkohle; es nähert sich stufenweise der Steinkohle, mit unmerklichen Übergängen, und |
würde der letzteren vielleicht noch ähnlicher seyn, wenn es nicht immer unter solchen Um- I
ständen vorkäme, dass man es.für viel jünger halten muss.“ • •
„Ein andrer Beweis ist die Verwandlung einzelner Pflanzentheile, z. B. der Blatthei-
le und Blätter von Farrenkräutern (verschiedener Saamen) in eine- dichte Steinkohlenmasse, I
wie dergleichen gar nicht selten unter den Abdrücken über der Steinkohle Vorkommen. Ge- I
hen diese Theile ganz in dichte Steinkohle über, warum nicht auch die Holzstämme?“
„Man hat bemerkt, dass die Stämme des fossilen Holzes oft nach einer Richtung lie- I
gen, wodurch das schichtenweise Zusammenhäufen derselben zu einem Steinkohlenlager er- I
klärlich wird". Kurz unter allen Meinungen über'den Ursprung der Steinkohle ist diese die |j
wahrscheinlichste. Die Meinung, dass thierische Stoffe die1 Steinkohle ganz oder zum Theil
hervorgebracht haben mögten, scheint mir so sehr von aller Wahrscheinlichkeit entblöfst, I
dass ich mich dabei nicht aufhalten mag. “
Was die gleichförmige Schichtung des fossilen Holzes betrifft, so ist diese bei der I
Steinkohle sehr oft gar nicht vorhanden, ohne dass hiedurch die geringste Störung in der I
Ablagerung zu bemerken wäre, so wie denn überhaupt bei der Steinkohle kein blofs mecha- I
nisches Auf häufen des Holzes auf trocknem Grunde, sondern vielmehr ein Niederschlag der H
breiartig aufgelösten Holzmasse im Wasser, gedacht werden muss, wie wir im ersten Hefte I
zu beweisen getrachtet haben.
Was die Kohle aus thierischen Stoffen betrifft, so kann sie ebenfalls nicht ganz ge- I
läugnet werden, wenn man auch jene Kohle gar wohl von der eigentlichen Schwarzkohle
unterscheiden mag und muss, F r e i s ieb en erwähnt derselben an mehreren Stellen: „Eine, |
theils mit dem schlackigen Erdpech, theils mit der Schieferkohle sehr nah verwandte Art von
Pechkohle kömmt nicht allein in den Rückständen und Abdrücken der in den Kupferschie- I
ferflötzen so häufig erscheinenden organischen Körper vor, sondern sie erscheintauch in platten
oder eingewachsenen ganz reinen Lagen und länglichen Parthien von m ehr er n Zollen, bis zu
einem halben Zoll Stärke. Dann ist sie dunkelschwarz, beinah starkglänzend, im Längen- |
bruch schiefrig, im Querbruch muschlig. X1)“
„Bisweilen sieht man die Steinkohle auch in rundlichen Massen, die organischen Ur- [
Sprungs zu sein scheinen, ganz rein, und theils von schiefrigem oder unvollkommen blättri- I
gern Bruch, theils muschlig. Dann hat sie neben dem kleinmuschligen Bruche noch eine I
9) Journal fü r Chemie und Physik. 1811. T. 1. Sit. 3. S. zgo — zgg.
10) Die Vorwelt und ,das Alterthum, erläutert durch die Naturkunde; von L in k .
Berlin, i8 z i. p . /j£.
11) Breislehen. I. c. B. 3. p . i 5i et seq.
ganz e i g e n t l i c h e , schuppenartige Struktur; auch läuft sie, wenn sie einige Zeit an der
Luft gelegen hat, blauhch grau, ja selbst indig- und schmaltblau an “
A , •” BeL dfk ^ ° habdrÜCkein i i? h e l d i s c h e n ist die Körpermasse des Fisches in eine
Art von Pechkohle „.gewandelt worden, so, dass diese jetzt als Abdruck die Stelle des
Korpers ersetzt und e,„nimmt. Diese Pechkohle, die sich bisweilen wirklich schon dem
C t f "gemengt^ ’ “ * ^ ^ “ * * * Kupferglas und BunZ
N die“ , f oId“ sind S E I 9 unsren gewöhnlichen Schiefer- und Glanzkohlen zu
unterscheiden, obgleich der vorhandene Schwefelkies, der wol auch dié Ursache des Farben“
spicls seyn mag-, auf eine ähnliche Bildung hindeutet.
Ausftihrliöher, und mit unsren Ansichten übereinstimmend hat d’Aubuisson die Entste-
hung der S h n t ó k abgehandelt. -) Nöggerath hat die wichtigsten Stellen in seinem frü-
her genannten Werk angeführt, um die Hypothese von Rahm e r zu bekämpfen d Z
s.e mekt wiederholen wollen; doch müssen wir auf den Anteil aufmerksam machen den
der Schwefel an der Ste.nkohlenbildung zu haben scheint. Die Versuche von H a tt c h e t
he dort angeführt werden, beweisen, dass die Wirkung der Schwefelsäure auf die Ve<tetabi’
hen erneu vtel grofseren Theil ihrer Masse in Kohle verwandelt, als dié V e r k o k h m Z ir Ï
Feuer. Hundert Thede E.chen - Sägespähne mit Schwefelsäure behandelt, gaben°ihm 45
Thede Kohle, während auf dem trocknen Wege nur so Theile erhalten wurden. Ferner ist
cK Schwefelsäure erzeugte Kohle hart und glänzend,-sie brennt langsam, wie die
magpren Stemkohlen, und ihre Asche giebt kein Alkali. Bitumen konnte H a tt c h e t aus den
« 9 bekannten Prozesse nicht darstellen; auch Graf Joachim
■ K i l Öl’ 61 11 em Jabl 1807 ^buhche Versuche unternommen,’ hat aus Fichtenholz
eme Kolde d a r g e n t die dem Antrapit am ähnlichsten war, mit geringer Flamme, m e h "
hend als brennend sich langsam verzehrte, ohne eine Spur von Bitumen zu zeigen. Wir er-
lnnern uns, F.chtenspähne gesehen zu haben, die, soweit sie aus der Flüssigkeit hervorragen,
unverändert gebheben waren, indess der untere, in die Flüssigkeit versenkte Theil sich
ganz ,n Kohle umgestaltet hatte. Es ist zu bedauern, dass diese Versuche durch den Tod
nsres Bruders unterbrochen, und keine weitere Notizen darüber vorgefunden worden sind
als em angefangener Brief an Herrn P ic to t. Durch die Versuche von H a tt c h e t t l d
dem Emwurf von P ro u s t begegnet, dass keine Pflanze so viel Kohlenstoff liefert, wie dte
Steinkohle; die Gegenrede von P r o u s t und K irw an , beseitigt S te ffe n s in seine,: jU s te n
A fserung über diesen Gegenstand, indem er sagt: „zeigen uns nicht eben die vegetlhili-
chen Substanzen die überraschende Erscheinung, dass eine ganze Welt eigenthün,lieber
Bildungen, Säuren, Fette, und ätherische Oie, Gummi, Harze, Gummiharze, Alkohol, Äther
Gasarten aus den nämlichen Bestandteilen (Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff)» sich
enhv,ekeln, so dass kleine Schattirüngen des Prozesses eine alte bestehende Eigentümlichkeit
zu verwischen eine neue hervorzurufen im Stande sind? und wir sollten uls w d
wenn die Natur, die mit grofsen Massen, in langen Z e ite n ! auf unbekannten
operirt, eine eigentümliche Bildung hervorruft, die wir nicht darzustellen vermögen ?
r , laiipt schemt uns ein negativer Beweis, der davon hergenommen wird, dass die
Chemiker dasjenige nicht herzustellen vermögen, was- die Natur mit ihrem grossen A1 Ï
“ f , : T°n . “ 1beS°ndern Bel“ S- da sich die Verhältnisse der Kräfte dieser Werk-
abslehcn"°in 1 ’- s f - T Tï“ “ “ “ “ USS ^ an^erseits vo» der ™ sinnlichen Vorstellung
in den Pf! 1 S0"St “ ^ meohaniscl1 begrabene Wälder zu sehen. Selbst
'Struktur des Z T h ^ de" Sef™d“ en Bäumen ist die innere
wischt dass f p ’ * , PUr der Holzfaser’ gewöhnlich so ganz verschwunden und verzu
begründ 'V °tan,ker dle Möglichkeit benommen ist, hierauf irgend eine Bestimmung
begründen. Dieses setzt doch wol eine vorangegangene Auflösung voraus, die über!
is) D'auiuzsson de Voisin traité de géognosie. T. 11. p. «03 _ 3oo.
iS) N ö g g e r a th , am a. O. p . 22. ,