dass die Abrundung nicht durch die Fluthen ohne"eine andere mechanische Kraft, hervorgebracht
worden sey. Wer jemals denWallersee, den Königssee oder BartholomÜussee, oder
andre °röfsere Alpenwasserspiegel bei stürmischem Wetter befahren hat, dem wird die Bemerkung
nicht entgangen seyn, dass man unter deni Wind gestellt, das Gerassel der sich im
Grunde der Seen reibenden Steine deutlich vernimmt. Sollte der Königssee jemals durch einen
Zufall äusrinnen, sein Grund zugänglich werden, so wird man ihn mit abgestumpftem und abgerundeten
Gerolle des hohen Wazmahns und der übrigen, nahegelegnen Berge erfüllt finden.
Nicht alle Gerolle sind auch so einfach, dass sie gleich in der Nähe könnten
nachgewiesen werden, daher die frühere Meinung des Herrn von R aum e r, wo er
ncch beide Wirkungsarten, die chemische und mechanische anerkennt, unserer Ansicht
mehr zusagt.
Ob der Mandelstein, der Porphyr und Basalt mit zu den Gebilden des rothen Sandsteins
gehören? möchte wol auch einer genaueren Untersuchung würdig seyn. Der Mandelstein
des Beraunerkreises in Böhmen, der mit dem Thoneisenstein zwischen der Grauwake,
dem Kieselschiefer, dem Flötzkalk und' Grünstein durchzieht, so wie die Porphyre und
Basalte des böhmischen Mittelgebirges, sind von dem eigentlichen Todtliegenden durch grofse
Räume getrennt.1 Die Basalte schliefsen sich zunächst an die Quadersandsteinformation die
mit der Elbe nach Sachsen hinausgeht. £in örtliches Vorkommen kann eine Ausnahme be-
«TÜnden, ein besondres Verhältniss anzeigen, zu einem allgemeinen Schluss sind noch mehr
rere CTenaüe Beobachtungen abzuwarten; denn, wie Breislack sehr richtig bemerkt: ie) „man
muss sich hüten, in der Geognosie zu sehr zu verallgememen. Eine grofse Menge Irthümer
haben sich in diese Wissenschaft eingeschlichen, weil man gewöhnlich das in einer beschränkten
Beobachtungssphäre Bemerkte, sofort als für den ganzen Erdball gültig hat ausgehen
wollen. “
Die verschiedenen Glieder der Kalksteinformation, die vorzüglich in den Alpen und der
Kupferschieferformation sich an die Steinkohlenformation anschliefsen, verdienen nicht weniger
als die Sandsteingebilde eine fortgesetzte Untersuchung des Naturforschers; denn auch in
dieser Reihe sind die Abgränzungen noch nicht hinreichend bestimmt.
Herr von S c h lo tth e im scheint, zufolge seines neuesten Werkes, nicht ungeneigt,
eine allmähliche Fortbildung anzunehmen, durch welche die äussersten Qlieder verbunden
werden. „Bei der ganzen Flötzbildung“ sagt er, 16 17 * *) „werden wir in dfen meisten Fällen,
eine Annäherung, einen Übergang einer Flötzschichte in die andre, selbst zwischen den sogenannten
Übergangsgebirgen und den älteren Flötzschichten, eine gleiche Annäherung gewahr
'und wir bemerken zugleich, dass die nämliche Gebirgsart , je mehr sie sich verbreitet
und von den Gebirgszügen, ihren uranfängliehen Geburtsstäten entfernt, gewöhnlich eine etwas
veränderte Gestalt annimmt......................
Wir haben daher grofse Ursach ,zu vermuthen,. dass der Alpenkalkstein, der Zechstein,
Gryphyten- und Höhlenkalkstein und wol selbst der Jurakalkstein, eigentlich nur Mo-
dificationen einer Hauptformation sind , die sich auf die angegebene Weise bei ihrer
weiteren Verbreitung veränderten.- Selbst der Muschelflötzkalk, der sich in den Niederungen
und an den Meeresküsten allmählig in Kreide verläuft, ist vielleicht der Niederschlag
des nämlichen Meeres, das nach und nach immer abnehmend, bis es sich zuletzt in seine
o-e^enwärtifen Ufer zurückzog, veränderte Schichten absetzen musste, weil der Stoff seiner
Niederschläge schon bei seiner früheren Schichtenbildung verbraucht war, und sich die Beschaffenheit
der Bestandteile der Wassermasse selbst, in langen, unbestimmbaren Zeiträumen
ganz verändert hatte. «
Ähnliche Beobachtungen der Verwandtschaft und der Übergänge in den Kalksteinge-
16) Scipio Breislaks Lehrbuch der Geologie; übersetzt von S tr om b e c k. Th. /•
p . 460.
1 7) Die PetrefactenJiunde a u f ihrem jetzigen Standpunkte, von
heim. Gotha. i8zo. p . VIII.
Herrn von S c h lo t -
dilden, scheinen auch Herrn von Rauroe r, zu der Vermuthung veranlatst zu haben dass
die Alpenkette ein junges, dem Musehelkalkkein folgendes Gebilde sei us). Die Bemerkung
die der Verfasser bei; der Steinkohle von Monosijue und Forcalquier (Departement er
Unteralpen), gemacht hat, dass der Kalkstein, der zuweilen Fischabdriicke enthält bald ho
rizontal, bald gestürzt geschichtet ist, und so zugleich an den Alpenkalkstein-und an den
Flötzkalkstein erronert, dürfte wohl, was das Verhalten anbetrifft, sich in den Alpen auch
nachweisen lassen.
Entscheidender für die Formationsepochen würde es seyn, wenn die von Herrn von
S c h lo th e im an einem andern Ort gethane, Äußerung, dass in dem Höhlenkalkstein vanz
andre Korallen, Zoophiten und Muschelatten als in dem noch altern Übergangskalkstein^und
m den jungren Flötzschichten gefunden werden, sich durchaus, bestätigte, und fortgesetzte ve
naue Beobachtungen auch verschiedne Vegetationsperioden in diesen und andern Gebilden
nachweisen liefsen; dann würden wir ganz mit dem einstimmen, was er hierüber in einer
nachfolgenden Stelle äufsert. „ In der altern Flötzkalkformation: und im dazu o-ehörigen
Höhlenkalkstein.finden sich daher nur solche Geschöpfe, welche, nachdem der gröbste Theil
der ältern Thier- und Pflanzenwelt bereits in den Übergangsschichten begraben war, wahrend
einer Epoche lebten, wo wenigstens in unserer Gegend die Übergangs-wErve die Kü
sten der damaligen Meere bildeten, und so treffen wir im Muschelflötzkalk und Quadersand-
stein z B. wahrscheinlich wieder die Grabstätte des Thier- und Pflanzenreiches an, welches
die Erde zu jener Zeit bevölkerte und verschönte, als der ältere Kalkstein nebst dem Höhlenkalkstein
auf mehrern Punkten als Küstenfels aus dem Meere hervortrat. «) “
Dafs die Vegetation, die in dem Quadersandstein gefunden wird, von jener der
Steinkohlenformation verschieden sei, werden wir Gelegenheit finden mit Beispielen zu erläutern.
Im Allgemeinen gilt von den Kalksteingebilden, was d ’A u b u is so n über die Ausdehnung
der Ubergangsformation sehr richtig bemerkt hat: „wenn man die Ausdehnung erwägt,
die heutzutage der Übergahgsformation zugestanden wird, aufsteigend bis zu den Ür-
gebirgen, absteigend bis zu der Flptzformation, so kann man hieraus den sichern Sehlurs ziehen
dafs zwischen den aufeinanderfolgenden Bildungen eine solche Verkettung und Beziehung
sei dafs man, von einem Punkte ausgehend, nicht weis, wo man in der FoVereihe der
aufsteigenden oder abfallenden Zeitperioden stille stehen soll. Nirgends findet man sichere
Grenzen; unwillkührlich hingerissen durch die auffallendsten Ähnlichkeiten, betrachtet man als
ein Ganzes und verbindet es zu einer Formationsmasse;, was einzeln und in weiter Entfer-
nung Untersucht, als sehr verschieden erscheint. 2o)‘*
N a c h t r ä g l i c h e N a c h r i c h t e n ü b e r e i n z e l n e S t e i n k o h -
l e n f o rm a t i o n e n .
Die ausführlicheren und genaueben Beschreibungen einzelner Steinkohlenmulden mit
besondrer Rücksicht auf die Formationsverhältnisse, sind von vorzüglicher Wichtigkeit, um die
eigentümlichen örtlichen Verschiedenheiten genau von den gleichbleibenden, allgemeinen Formationsnormen
unterscheiden zu lernen. Beide sind für den Bergbau, wie für die geogiiostischen
18) X)ie Gebirge Niederschlesiens, von Ff. v. R a um e r , p. / 77.
*9) Beiträge z u r Naturgeschichte der Versteinerungen, von' E . v. S c h lo th e im ,
in der Denkschrift der k. Akademie in München. T. VI. p . iS u. 34.
s0) d Aubuisson de Voisin, Traité de Gêognosie T. II. p . zSg.