Saalkreise und in andern Gegenden. Ueberall sind Halbstem oder Mergel, oder beide, die
Grundgebirgsart, wenn nicht die Verbreitung des Steinkohlengebirges durch den Kalkstein
zurückgehalten wurde, der sie einschliefst. Nur findet der bemerkenswerthe Unterschied
Statt, dafs die Steinkohlengebirge hier, ungeachtet ihre Mächtigkeit gering ist, doch eine
Gebirgshöhe erreichen, welche die der- schroffen Kalksteingebirge theils erreicht, theils, wié
am Süntel und Hils, sogar übersteigt, statt dafs in den Porphyrbergen die Steinkohle allenthalben
in die Tiefen gelagert vorkömmt, das Grundgebirge gewissermassen nur säumet, und
nicht wié beim hiesigen, sich hoch an den Grundgebirgen heraufhebt, und sie auf ihrer
gröfsten Höhe bedeckt. Wie diese Steinkohlenformation im Grofsen dem Kalkstein untergeordnet
ist, so findet man bei näherer Betrachtung, dafs selbige dem Quadersandsteine angehört.
Dieser, obgleich er nicht überall gleich rein und deutlich ist, dürfte als das Hauptglied
der zu der ganzen Formation gehörigen Gebirgsarten anzusehen seyn. Am Bucken-
berge und Deister ist er in vorzüglicher Menge und Reinheit vorhanden, und hier bedeckt
er\ hauptsächlich, mit einigen minder starken Lagen Schieferthon wechselnd, die Steinkoh-
lenflötze; auch-fehlet er nicht im Liegenden und zwischen den Flötzen u. sL w. “
„Die Steinkohle dieser Formation ist mannigfaltig verschieden, in Flötzen von 15 —
20 — 60 Zoll Mächtigkeit; zu einem völlig gründlichen Urtheil über ihr Verhalten, sind
ihre Gebirge noch nicht hinreichend aufgeschlossen.“
Es ist zu bedauern, dafs bei dieser, wie bei mancher andern genauen geognostischen
Beschreibung der Steinkohlenlager, auf die llöhenverhältnisse der Ablagerungen über dem
Meeresspiegel keine besondere Rücksicht genommen wurde, und die fossilen Pflanzen, so
wie die Versteinerungen, nicht bestimmter aufgeführt sind, wodurch ihre geognostische Bestimmung
um vieles gefordert würde.
Ueber die Kohle von Hering, die wir in diesem Jahre besucht haben, wollen wir
nur Weniges nachtragen. Wir fanden die Ablagerung übereinstimmend mit der Ansicht, die
K e fe rs te in hierüber mitgetheilt hat.*3) Sie erhebt sich ungefähr 1700 Schuh über dié
Meeresfläche an den Alpenkalkstein herauf, der ihr gröfstentheils zur Sohle dient, und die
bald mit Schwefel, manchmal mit Erdharz durchdrungen ist. Das Dach der Kohle bildet
der Stinkstein; in diesem finden sich die häufigsten Abdrücke. Flabellaria raphifolia ist ziemlich
selten; am häufigsten zeigen sich einzelne Blätter dicôtyledoner Pflanzen, von denen
wir mehrere in dem vierten Hefte mittheilen werden. Einzelne Lagen dieses Stinksteins sind
mit einer Menge grofser und kleinerer Hornsteine gemengt. Petrefakten verschiedener Schal-
thiere finden sich, in einem der schlechtem Mittël der Kohle selbst, im Stinkstein und in
einem Conglomérat von Kalk und Quarz, das die Klüfte des Stinksteins ausfüllt ; diese Petrefakten
sind noch nicht mit gehöriger Zuverlässigkeit bestimmt. Nach Dr. Buck la n d möch
ten einige den jüngsten Formationen angehören.
Der Kalkmergel überdeckt dièse Formationen an manchen Stellen 60 r— 80 Klafter;
ihm scheint diese Kohle untergeordnet. Der rothe Sandstein tritt nur von einer Seite hinzu,
wo er sich unter die Kohle senkt; sonst wird er im ganzen Flöte nicht angetroffen. Auch
er ist nicht frei von Kalk in seinem Bindemittel.. - Eine bemerkenswerthe Erscheinung ist ein
ganz vercoaMes oberes Kohlenmittel, obgleich, seitdem die Kohle eröffnet wurde, von keinem
Brande etwas bekannt ist. Dieser metallisch glänzende Coax, der sich von dem gewöhnlichen
nur durch eine gröfsere Schwere Unterscheidet; ruht zwischen zwei Stinksteinflötzen;
das untere ist durehglüht, verändert, aber nicht durchgebrannt; die darunter liegende Kohle
zeiget keine Veränderung; die obere Lage ist ganz durchgebrannt, blasig, leicht wie Bimsstein,
zum Th eil in eine Skorie verwandelt.
Von dieser Erscheinung könnten diejenigen, welche die Entstehung der unterirdischen
Brände von der Compression der Luft herleiten* einen Beweis für ihre Meinung
entlehnen; doch verdient der Gegenstand eine genauere Untersuchung, da unfern von
dieser Stelle Spuren einer alten Schlucht an der Oberfläche sichtbar sind, die einst das
23) Teutschland, geognostisch - geologisch dar gestellt von Ch. K e fe r s te in .
Flötz zerrissen* und Wasser in dasselbe geführt haben könnte,' später aber wieder attsgei
füllt wurde» - •
Als Fortsetzung der Formation von Hering lsönnen angesehen werden die Kohle von
Miesbaeh und am Irsenberge (von den dort -angeblich verkommenden Baiimrindenabdriickeh
haben wir keine erhalten können); die "Kohle zu Speinsberg und Branuersried amWurmsed,
(letzte 8 Fufs mächtig mit Zwischenlagen von Stinkstein); die Kohle zu HierSöhau am Lech,
oberhalb Schongau, die ebenfalls mit Stinkstein und Kalkmergel vorkömmt, worin Terebra.
tuliten und andere Versteinerungen erscheinen sollen.
Endlich müssen wir zu dieser Formation auch jene minder bedeutende Kohlenflötze
der Sehweite rechnen, die M e r ia n in Basel angezeigt hat.*4)
_Bei Bretzweil liegt ein schwaches, noch unlängst bebautes Stéinkohlenflotz Über einem
mächtigen, in bunten Mergel eingeschlossenen Gipslager. Die Steinkohle selbst erschien nur
ui 2' 3' mächtigen Schichten rein, und hatte zum Dach und zur Sohle blätigrauen und
schwärzlichen Schieferthon, der sonderbare Pflanzenabdrücke in Mengb zeigte. Um diese
Schichten lag Letten, welcher grofse Knauer eines festen Mergels in sich schloff, der scliönè
Wasserkris,lalle in Würfeln und Pentagöhaldodecäeder kristallisirt enthielt.
Die Stelle, wo man in der neuen’Welt Steinkohlennester attgètroffen h a t, liegt in
den erwähnten Sandmergellagern, die ebenfalls häufig Wassefkiesnieren enthalten. Die Versuche
bei Golee oberhalb Binningen, und die bei Betihingeh waren' in einem Letten angestellt
, -der auch hieher gezählt werden mufs.
Die Gegend von Rikenbach, wo man ebenfalls Steinkohlênspuren vorfand , liegt ganz in
buntem Mergel. Bei Dürnen zeigten sich die Steinkohlen in einem , | bis ein Zoll mächtigen,
Trumen, in einem Wasserkies einschliessehdefl Letten; der unfern von der Steinkohle Gry-
phiten und Belemniten enthielt.
Die vorgekommenen Steinkohlen waren eine Art von'- Pechkohle, die sich zuweilen
der Schieferkohle näherte. Bei Mapprach oberhalb Zeglingen kam' ein Nest solcher Kohlen
vor* welche die Gestalt unregelmässiger Scheiben von einem halbed-, bis einem Fufs Länge*
und einem drittel Zoll Dicke halten. Diefj Scheiben laufen' in einen - scharfen Rand aus, und
sind an der Oberfläche durch hervorstehende Linien in kleine* unregelmässige Fächer abge-
theilt, deren jedes einen-vertieften Punkt enthält. Auch der Schieferthon, welcher einige
der Steinkohlentrümmer umgab, enthielt mehrmals schöne Pflanzenabdrücke. Verschiedene
Arten von Farrenkräutern findet man im merglichten Sehieferthon der neuen Welt. Dié
Blätter, und zum Theil die Stengel, sind in einem; verkohlten Zustande noch vorhanden*
Eine dieser Farrenkräuterarten ist bei dem Steinkohlenflötz -von Bretzweil wieder gefunden
worden; ausserdem gröfsere Abdrücke-, mit tiefen parallelen kerbenartigen Einschnitten.
Wenn äüch diese kleinen Steinkohlenflötze von keiner technischen Wichtigkeit sind,
so sind sie nicht ganz ohne geognostisches Interesse. - Das Erscheinen von farrenkrautarti-
gen Pflanzen, die aller Analogie zu Folge Landpflanze’n gewesen seyn inufsten, mitten in
einem Gebirge, welches sonst überall; blos mit Ueberresten von Seegeschöpfen erfüllt ist;
bleibt immer eine beobachtungswerthe Thatsache.
In welche Zeitperiode diese Formation einzuschalteh sey, darüber mufs das Urtheil
aufgeschoben bleiben, bis eine genauere Bestimmung der Petrefakten Und Abdrücke uns
einen zuverlässigem Leitfaden an die Hand gibt. Wichtig schien es uns, darauf aufmerksam
zu machen, und die Bestimmung der relativen Höhen anzuempfëhlen; denn aus dem, was
uns bisher bekannt geworden, möchte man entnehmen, dafs die Kalkmergelformation das
höchste, die Porphyrsandformation das mittlere, die Thonkohlenformation das niedrigste
Niveau im Durchschnitt behaupten. Da jedoch Herr B r o n g n ia r t den mit Säuren aufbrausenden
Mergel sowohl unter als über der Kreide angetroffen hat; da nach Beobachtungen
von P r e v o s t , bei Caen im Thon unterhalb der Kreide, das nämliche bituminöse Holz, welches
24) Uebersicht der Beschaffenheit der Gebirgsbildung in den Umgebungen von Basel,
'von Peter M e r iä n . 182L $p.S3&. 39. 45.