Aus dem Jurakalk sind uns keine Abdrücke‘bekannt.
In den verschiedenen Kreidengebirgen finden sich Tang'ey in dem schiefrigen' Kalkmergel,
der das Innere Böhmens überdeckt, und von II. Boué zu der chlöritischen Kreide
gerechnet wird, ist uns bisher ein einziger Pflanzenabdruck aus der Umgegend von Schlaft
im Rakonitzer Kreise bekannt, der selbst nur sparsam vorkömmt. Ungeachtet einiger Aehri-
lichkeit mit einem Lycopodium, halten wir ihn für unbekannt. Schaaltfiiere sind hier häufig.1
Die Braunkohle ober und unter der Kohle zeigt sich, selbst häufig, mit ausgebildeter
Holzfaser dicotylédoner Bäume, von denen die Blätter in den begleitenden Formationen in
nicht geringèr Zahl gefunden werden. Wallnüsse, Zapfenfrüchte, nebst andern weniger bekannten
Früchten und Saarnen, kleine Farrnkrauter erscheinen sowohl bei der Kohle selbst',
als in der Formation des Grobkalks und Mergelkalks. ;
Calamites nodosus B r o n g n ia r t und Meergrasblätter finden sich nach der neuesten
Beobachtung des H. H u o t in dem dritten Grobkalklager bei Grignan, das aus einem feinkörnigen
milden Kalk bestehet, in welchem auch S pi r o r b en und F 1 u s t r a gefunden werden.
Auf der Insel Sheppy vielerlei Pflanzen und Früchte von zwei Juglans-Arten.
In dem Sandmergel des Basaltes, bei Walch werden nebst d'em Sargassum Bohemicum,
Blätter von einer Cornus-Art, Zapfen eines Pinus etc. getroffen. Unter ziemlich ähnlichen
Umständen entdeckte auch H. F au j a s die bekannten Blätterabdrücke von Roehesauve. Die
Abdrücke im Kalk, nächst der Kohle vom Bolca, sind von allen diesen verschieden, scheinen
ein besonderes örtliches Verhältnifs ahzudeuten.
Im Halbopal, unweit Teplitz in Böhmen, zeigen sich, nächst Abdrücken kleiner Fische,
Blatter von Salix fragilis, Rubus etc. weifs auf dunkelbraunem Grunde, mittäufserst deutlichen
und scharfen Umrissen.
In den jüngsten sich immer fortbildenden Tuffen, im Travertino in Italien (bei Tivoli),
werden, wie natürlich, nichts als Blätter und Holzstücke nahe anwohnender Bäume,
Erlen, Pappeln, Eichen etc. gefunden.
•Schliefslieh müssen wir noch, als zu der tertiären Formation gehörig, den Tartuffel
erwähnen, der im Yicentinischen und im Département Orne und Calvados in Frankreich ge?
funden wird. Er erscheint als runde oder vielseitige Holz stücke, : die in kohlensauren Kalk
umgewandelt sind, und einen starken Trüfïelgeruch haben sollen.
Aus dieser Zusammenstellung der in verschiedenen auf" einander folgenden Formationen
vorkommenden eben so verschiedenen fossilen Pflanzen, ergiebt sich, soweit bisher die
Beobachtungen in beiden Erdhälften reichen, dafs
l«un* ^je so herrlich emporgeschossene Erstlings-Vegetation riesenförmiger Stämme mit
■den mannigfaltigsten Rindenverzierungen, die baumartigen Schachtelhalmformen,
ja selbst die zierlichen kleineren Farrnkräuter und sternförmigen Gewächse, die
in der ersten Periode der Flötzformation in so bedeutender Menge begraben wurden,
und ■'allenthalben bis zu dem äusSersten Grönland die Steinkohle begleiten,
in den nachfolgenden Formationen gar nicht mehr, oder in veränderten, kleineren
Gestalten erscheinen, folglich in der Zeitperiode der fernem Bildungen nicht mehr
vorhanden waren.
2**n,‘ Dafs in der Bildungsperiode von dem Zechstein aufwärts bis zu dem Quadersandstein
und der Mergelkohle sich eine neue, mannigfaltigere Vegetation ausbildete,
in welcher nächst einigen Wenigen Farrnkräutern und Cälamiten, Cycadeen, Palmen
in Mehrzahl, und Blätter von Dicotyledonen auftreten.
•gun». Dafs auch diese Vegetation eine neuere Catastrophe erlebt hat, und nächst der
Braunkohle Und den sie begleitenden Formationen niedergelegt wurde.
4tens- Dafs in den jüngsten Formationen der Erdkruste blos solche Pflanzenformen gefunden
werden, die klimatisch in der nächsten Umgegend noch vorhanden sind.
Was’ wir hier über die Pflanzen der Vorwelt bemerkt haben; wurde parallel mit uns
von vielen Naturforschern, P a r k in s o n , C u v ie r, B r o n g n ia r t, S c h lo th e im , H a u s mann
u. a. m. im Bezug auf das Thierreich beobachtet.
Gleichwie dos jüngere Flötegebirge/ sagt H a u sm a n n « ) in seiner ganzen Zusammensetzung
auffallend von dem älteren sich unterscheidet, so wird auch eine grofse und
bestimmte Verschiedenheit unter den Versteinerungen bemerkt, die jenen Gebirgsgebilden
angehören. Bei weitem die mehrsten Arten der im jüngeren Flötzgebirge vorkommenden
Petrefacten lassen sich von den in den älteren Flötzen, und im sogenannten Uebergangsge-
birg unterscheiden, wenn gleich bei manchen Arten eine nahe, Verwandtschaft nicht zu verkennen
ist. Eben so findet im Ganzen eine bestimmte Arten-Verschiedenheit Statt zwischen
den in den jüngeren Flötzen und in den tertiären Bildungen vorhandenen Versteinerungen,
wiewohl die Endeglieder beider Reihen hin und wieder gewisse Arten miteinander gemein
haben.
Als gleich allgemeiner Erfahrungssatz wird für. die jüngeren Rotze, so gut wie für
alle Versteinerungen führende Gebirgsgebilde gelten können, dafs eine Abstufung in der
Verkeilung der Petrefakten ist, indem gewisse Gattungen und Arten allgemein durchgreifend
Vorkommen, andere auf einzelne Lagermassen sich ganz und gar beschränken. Endlich,,
wie schon früher von FI. Leopold von Buch bemerkt worden i s t « ) , dafs in den Ue-
berresten belebter Wesen, welche die Erdrinde aufbewahrt, ein allmähliges Fortschreiten von
unvollkommenen zu vollkommneren Organisationen sich offenbaret, was durch, die in den
jüngern Flötzen vorhandenen Petrefacten, so wie durch die Art, wie sie vertheilt sind, voll-
kommen bestätiget wird.
Diese aus. der Natur selbst durch wiederholte genaue Untersuchungen und Beobachtungen
abgeleiteten Thatsachen deuten auf Begebenheiten der Erdkruste, die eine Veränderung
der klimatischen Verhältnisse zur Folge gehabt haben.
Wir haben in unsern früheren Heften bereits einige Hypothesen über diesen Gegenstand
eingerückt —^ es sey uns erlaubt, auch eine neuere anzuführen, die auf eine weniger
gewaltsame Art dieses Ereignifs herbeizuführen und zu erläutern sich bestrebt.
E r k lä ru n g d e r a lte n n o rd is e k e n T r o p e n w ä rm e n a ch K ä stn e r.
H. K ä s tn e r hatte in seinem Handbuch für die Metereologie an vielen Stellen die
Ursachen zu erforschen getrachtet, welche die gröfse Begebenheit einer plötzlichen klimatischen
Veränderung herbeigeführt haben könnten,' ohne nöthig zu haben, einen Deus ex
machina, wie die Umänderung der Achse öder das Herabstürzen eines Planeten auf die Erde
zu Hülfe rufen zu müssen. Diese Gründe hat er in seinem Archiv zusä mm engestellt, aus
welchem wir sie hier in Kürze anführen.4<ï)
K ä stn e r theilt die zu dieser Catastroplie wirkenden Ursachen in allmählige, gleichsam
vorbereitende, und in plötzlich wirkende. Unter den allmählig wirkenden werden aufgezählt
:
1) Eine periodische Wärmedehnung des Erdkörpers, muthmafslich entsprechend der grossen
Periode des Erdmagnetismus.
2) Eine periodisch verminderte Wärmeverbreitung innerhalb der Erdrinde, mittelst des
mit Erdmagnetismus wechselnden Electricismus der Erde, und des Erdgalvanismus.
3) Das allmählige Erkalten vulkanisch geschmolzener Massen, des durch Dämpfe empor-
44) Hausmann Z. cit. p. 38 et seq.
45) Leopold von B u c h , über das Fortschreiten der Bildungen in der Natur. Berlin 1806.
46) Handbuch der Metereologie von Kä s tne r . Erlangen 1823.
K ä s tn e r , Archiv für die gesammte Naturlehre, T. I. p. 351.