dien Beschaffenheit seyn, dafs sie durch elektrisch-galvanische Wirkung, welche durch
äussere Veranlassung in Thatkraft kam, aufgelöst, und durch den zugleich stattgefundenen
Zutritt des Wassers in einen mehr oder weniger schlammigflüssigen Zustand gebracht werden
konnten.
Durch das Gesetz der Schwere senkte sich, wenn auf solche Art die Auflösung geschehen
war, die darüber befindliche Erdrinde stückweise nieder, und durch die zugleich
entstandenen Spalten war die in Gährung und Flüssigkeit gebrachte Masse jener Lagerstätten
durch das Gewicht der sich niedersenkenden grofsen Erdrindenstücke zur Oberfläche
emporgehoben, wo sie dann zur Bildung neuer Gebirgschichten diente.
Solche, nach dem vorgetragenen Systeme unter und neben einander befindlichen,
Lager konnten sehr verschiedene Grade der Auflöslichkeit haben, was theils in ihrer mehr
oder weniger dazu empfänglichen Substanz, theils aber auch in ihrer Stellung zu den darüber
oder darunter befindlichen Schichten liegen konnte. Letztere waren vielleicht ebenfalls
metallisch, was um so wahrscheinlicher wird, wenn es gegründet ist, dafs die durchschnittliche
Dichtigkeit des Erdballs fünfmal gröfsèr als die des Wassers ist. Durch solche
metallische Zwischenlager würden ungeheuere galvanische Plattenfolgen gebildet worden
seyn, deren- Wirksamkeit, in verschiedenen Tiefen und in andern Konstellazionen, verschieden
seyn konnte. Daraus, und aus einer abweichenden Oxydazions- und Auflösungsfähigkeit
jener zerstörbaren Lager, möchten wohl die so weit auseinander liegenden Perioden
der Niveauveränderungen und der damit verbundenen Epochen der Gang- und Gebirg-
steinbildungen. mit herzuleiten seyn.“ u. s. w.
Wir wollen uns bei dem gälvanischeii Bau des Ur - und Uebergangsgèbîrges nicht
verweilen, sondern gleich zu jenen der Steinkohlenformation übergehen, der auf folgende
Weise vorgetragen wird: „Während der Fortbildung des Urgeb'irgs müfsten immer neue
Senkungen Statt finden, so dafs das Meer allmäliTig noch weiter in die dadurch entstandenen
Oberrlächenvertiefungen zurücktrat, wodurch sich nun schon zum Theil aus TJebergangs-
gébirgè,- selbst näher nach dem Meere zu,-das aus den ältern Schichten des noch keine
Kohlenflötzè führenden Kohlengebirges bestehende fruchtbare Festland immer mehr und
mehr vergrösserte.
Dié 'durch fortwährende Gährung im Innern der Erde erzeugte Wärme begünstigte
auf diesem bessern Boden die Vegetation ohne Rücksicht der Zonen, und 'sie entlockte
der tiefem Gegend des dermäligen 'Kontinents eine üppige Pflanzenwelt, was früher auf
dem heute noch unfruchtbaren granitischen Boden des zuerst zum Vorschein gekommenen
Hochlandes nicht geschehen konnte.“
„Es dauerten die Niedersenkungen der Erdrinde fort, und so geschah es, dafs ganze
Striche mit dichten Urwäldern bewachsenen Festlandes unter das Niveau des Meeres gesenkt
wurden, welches Schieferthon, Sandstein und Konglomeratschichten über den zerstörten
Pflanzenwuchs ausbreitete. Während dem fanden in vielen andern Gegenden und
Welttheilen wieder ähnliche Senkungen Statt, wodurch das Meer von dem kaum überschwemmten
Lande wieder zurücktrat. Auf solchem gedieh abermals der Pflanzen wuchs,
und abermals sank dieser Distrikt mit seiner zweiten Vegetation in die Finthen des Meeres
, die wieder die nämlichen Schichten darüber verbreiteten. Dieser Wechsel wiederholte
sich an einem Orte mehr, an anderen weniger, und in jedem Kohlengebirge so viele Mal, als
wir Kohlenflötze in demselben zählen. Den mächtigen Kohlenflötzen gingen gröfser.e, den
Schmälern kleine Perioden der Ruhe voraus; ganz mächtige wurden durch das zugleich
stattfindende Zusammen treib en der Pflanzen durch die Wogen des Meeres gebildet.“ —■
„Das häufige Vorkommen aufrechtsteh en der Baumstämme im Kohlengebirge .scheint
deutlich zu beweisen, dafs die Bildung desselben eine Folge des stattgefuiidenen theilwei-r
sen Niedersinkens der Erdrinde gewesen ist.“
Dafs dasjenige, was der Verfasser ,ein System _nennt, nichts weiter als .eine Reihe
von Hypothesen, von postulirten gleichzeitig zusammenwirkenden Kräften sey, die zu einer
Zeit Kluften bilden und sie wieder aus füllen » dadurch sich neue Batterien erbauen, um
weiter'fortzuwirken, die durch eine äussere Veranlassung, welche nicht angegeben wird,
in Wirksamkeit gesetzt werden, durch Einstürze das Meer vor und rückwärts drängen,
aurch eine innere Gälirung die Vegetation begünstigen u. s.f. — werden die Leser ohne unsere
Erinnerung von seihst bemerkt haben. Die Erdkruste liefert allerdings unumstöXsliche Beweise
van Einstürzen, von .wiederholten Wasserbedeckungen einzelner Gegenden; doch lassen
sich aus einzelnen Erscheinungen allgemeine Schlüsse nicht mit Zuverlässigkeit abziehen.
Die aufrechtstehenden fossilen Bäume zum Beispiel, bezeichnen mit gro.fser ■ Wahrscheinlichkeit
Ufer-Einstürze; , allein sie werden allenthalben, in und ausser den Kohlen-
fiätzen,, in geringer, Zahl gefunden; die Mehrzahl d?r vegetabilen Fossilien wird stets in
horizontaler Lage, entdeckt;: auch ist nicht OQthig, * die Bildung getrennter, neben einander
liegender Kohlenflötze zu versinnlichen, zu einem Hin- und Herschwankeu des
Meeres Zuflucht zu nehmen, zumal, da in sehr vielen. Eohlenflätzen weder Versteinerung
gen, noch Pflanzen aus salzigen Wassern auf das Das.eyn des Meeres, deuten. Orkane,
Erdbeben, grofse Wasserfluthen sind hinreichend, ganze Wälder sainml dem Waldboden in
einen naben Landsee Iierabzuscliwempieii, und dann nnifs 110 Lliwendigerweise eine Stillstandsperiode
ein treten, bis ein neuer Wald heranwächst, während welcher Schiefer Ilion
und Sandstein ungehindert sieh bilden konnten. Wir wollen uns hei diesen Ansichten nicht
länger aufhalten, müssen jedoch, um das Geschichtliche der geognostischen Systematik zu
vervollständigen, noch zwei neuere Werbe anführen, wo die elektrochemische Bildung und
Umbildung .des Erdballs wieder aufgeuomnipn wird.
Ein durch mehrere inhaltreiche Schriften bekannter Schriftsteller hat, in seinem
neuesten Werk über die Urwelt =, die Polarität der eleklms.ch - galvanischen Prozesse seinem
Systeme zum Grunde gelegt, und die Verwandlung der Erdoberfläche und des Klima's einer,
durch irgend eine grofse NaLurbegebeuheU herbeigcfiihrten, Veränderung der beiden Pole
zugeschrieben.
Die erste Richtung der Polarität war mit den auflösenden Kräften, die jetzt auf der
Oberfläche wirken, nach unten, mit den vereinenden, Materie schaffenden, die jetzt in der
Tiefe wirken, nach oben gekehrt. Die Urgebirge bildeten sich auf nassem Wege* bei einer
erhöhten Temperatur, die auch jetzt noch in der Tiefe nachgewiesen wird, wo, die VuL
kane ihre Herde baben. Der innere Kern der. Erde wifld allmähflg. überwölbt, doch so ,
d.afs allenthalben ungeheure Höhlen die Erdrinde von demselben trennen; was auch schon
früher von Kant behauptet wurde. Es folgt die Bildung/der Flptzgebjrgedann aber eine
plötzliche Veränderung des Klima’s, des Wasser.Standes, und:, der ursprünglichen Richtung
der Gebirgssehichten durch Einstürze; und, diese wichtige Jlatastrpphe -yyird der Umwenr
düng der Pole zugeschrieben. Diese, mit grofsem Aufwand von Kenntnissen durchgeführte
Hypothes.e schliessendie folgenden Worte: ?) ■■ ( ...
„Wie durch einen starken elektrischen Schlag die Pole der Magnetnadel auf einmal umgekehrt
und verwandelt werden, so dafs jenes Ende., das vorher Nordpol, war, nun Südpol
wird, und umgekehrt; wie-sich; auch dip Wirksamkeit.der Pole einer voltaisckep Säule/ vollkommen
umkehrt j so mufs auch bei den .chemisch-;elektrischen Polen unserer festen Erdrinde
eine solche Vertauschung und Umkehrung der innern Thätigkeijt v.orgegangeu seyn.
Denn wir sehen in unserer jetzigen Erdperiode, durch flie auf der Oberfläche ■ der Erdrinde
Wirksame elektrochemische Thätigkeit, nirgends mehr .solche Gebirge, dje zunächst aus dpm
Verein eines, vollkommen elektrisch - chemischen Gegensatzes hervorgingen, |jj& zum Beispiel
da.s Granit- und das ältere und jüngere trappartige Gebirge sich erzeugen: wohl aber
nach der Tiefe hin, in den Werkstätten der Vulkane.“ —- — —-
„Wie chemische Verbindungen, überhaupt aber albes Festwerden ,des; vorhin Flüssigeren,
Wärme, sp erzeugt alle Auflösung des Festeren, alles V,er dünsten, efien so unausweichlich
Kälte. Sobald mithin die chemisch-r elektrische Thätigkeit d.er festen: Erdrinde naph der
Oberfläche hin diese ihre jetzige Richtung nahm, mufste eine, besonders im Anfänge der
2) Die Urwelt und. die Fixsterne, von G o tth e lf H e in r ic h S c h u b e r t.
1822.. p. 181.
3) l. cit. p. 259.
Dresden