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Ü b e r d i e B r a u n k o h l e ü b e r h a u p t .
B re islak begreift die Braunkohle unter dem bituminösen Holz. Die jüngsten Schichten
der sekundären Erdlagen, als Breccia, Nagelfluh, Sandstein, sandig - tnoniger Schiefer,
bituminöser .Mergelschiefer, selbst aufgeschwemmtes Erdreich, werden ihr als Lagerstätten
angewiesen» Das bituminöse Holz zeige oftmals ein sonderbares Lagerungsverhältnifs, indem
es fast in unmittelbarer Berührung mit dem Basalt vorkomme, wie in Irland an den berühmten
Riesendämmen, in einigen Gegenden der Auvergne, an dem bekannten Meifsner in Hessen
und am Bolka im Veronesischen.
Aus den verschiedenen Lagerstätten zu schliessen, die hier dem bituminösen Holz angewiesen
werden, begreift B re isla k mehrere oryctognostisch verschieden benannte Kohlen
in eine Formation» Diese Ansicht wird durch neuere Thatsachen bestätiget, wie wir sogleich
nachweisen werden. Cu v ie r und B r o n g n ä r t , in der Beschreibung der Ablagerungen zwi-.
sehen der Kreide Und dem groben Kalkstein (calcaire grossier)) ün den Umgebungen von
Paris,--3) machen besonders auf die Mergelablagerung aufmerksam, die aus zwey Lagen
besteht. Die unterste, die auf der Kreide aufruht, von ihnen plastischer Thon genannt (ar-
oile plastique), besteht blos aus Thon und Kieselerde, brauset nicht mit Säuren, enthält kaum
eine Spur von Eisen und Kalk; in dieser werden selten oder nie Versteinerungen gefunden.
Das zweite Thonflötz hingegen, von dem ersten durch eine Sandlage getrennt, öfters
sehr mächtig, ist reich an Versteinerungen aus süssem und gesalzenem Wasser, und Braunkohle
führend» Diese Braunkohle ist verschiedener Art, bald mit Beibehaltung der ganzen
Holztextur ausgezeichnet, manchmal ist diese ganz verwischt, die Kohle blättrig oder der
Schwarzkohle ähnlich, in welchem Fall sie dann auch von den Mineralogen verschiedene Namen
zu erhalten pflegt. Die Flötze sind tlieils mächtig, oder nur dünne Lagen, aher auch
da, wo die Form des Hölzes ganz verschwunden zu seyn scheint, finden sich einzelne, wohl
erhaltene Stücke Holz oder Aeste, Blätter und Früchte, die ihren vegetabilischen Ursprung
beurkunden. Es sind meistens dicotyledone Pflanzen, selten monpeotyledone, meistens Palmen,
nie Farrenkräuter— ein ausgezeichneter Charakter, der sie von der Schwarzkohle scheidet.
Schwefelkies und Bernstein werden ebenfalls in diesen Thon - und Sandlagen angetroffen.
In den Ablagerungen, die dem süssen Wasser zugeschrieben werden, finden sich nicht
minder verschiedene Saamen und Wurzeln. Sowohl die Versteinerungen, als die fossilen
Pflanzen sind genau beschrieben und abgebildet.
In der Folge13 14) unterscheidet B r o n g n ä r t sorgfältig den plastischen Thon von den
Kalkenthaltenden Mergel, der mit Säuren aufbraust (marne argileuse); da er aber diesen letzten
theils in und unter der Kreide, theils über dem groben Kalkstein angiebt, so treten diese
wiederholten Erscheinungen derselben Bildung in eine, der Zeit nach schwer zu bestimmende
Epoche; wir werden jedoch in den vegetabilen Abdrücken später eine Richtschnur finden.
Zu den Braunkohlen (Lignites) der plastischen Thonformation, ausserhalb der Umgebung
von Paris, rechnet B ro n g n ä rt die Braunkohle von Bastberg in den Vogesen, und Bux-
willer im Elsafs — die Braunkohle auf der Insel Wight und Sheppey in England — jene bei
Vevai, bei Lausanne und bei Hargen in der Schweitz— die Braunkohle am Meifsner in Hessen,
und jene in der Umgegend von Karlsbad in Böhmen, wozu der ganze Zug dieser Kohle bis
an die Elbe noch füglich beigezählt werden kann, — endlich die Formation des Bernsteins
bei Rantau, Palmeiken und Grashubeniken in Preussen.
Einen die Meinung B ro n g n a rts unwiderleglich bestätigenden Beweis, dafs die örycto-
gnostische Verschiedenheit der Kohle der geognostischen Einheit der Formation nicht widerspricht,
liefern uns die merkwürdigen Beobachtungen des Herrn P rz y s ta n ow s k y über den
13) C u v ie r Recherches sur les ossemens fossiles T. IL 2 -part. p. 254.
14) l• cit. p. 343.
Zug der Sehwefelformation im Italien.1*) Er unterscheidet zwei solcher Züge, den einen nennt
ei\ den adriatischen, den andern dên mediteranischen ; auf beiden werden verschiedene Arten
von Kohle; auch Asphalt mit dem Schwefel in ein und derselben Formation gefunden. Wir
wollen1 die Orte:, nach seiner Angabe, anführen:
(A d r ia t ls c h e r Zug.) ■
Bei Pietra appia findet sich eine dünne Schichte von Brandschiefer im Mergel des
Hangenden des Schwefelflötzes.
Bei Sogiiäno ein Flötz wirklicher Steinkohle von etwa 4 Fufs Mächtigkeit im Conglomérat.
Die Kohle ist eine Art Schieferkohle.
Bei Aqua lagna über Fofsombrone und bei Gubio 2 — 5 Zoll mächtige Schichten
Brandschiefer im Kalkstein.
Bei Piorico bei Camerino einzelne Nester von Steinkohlen im Mergel; die Kohle ist
eine Pechkohle, ganz ähnlich der von Hering in Tirol.:
Bei Askoli findet sich ein dünnes. Steinkohlenflötz, etwa 4 — 6 Zoll mächtig, zwischen
Kalkstein. Die Kohle ist der vorigen gleich.
„Sobald wir wissen, dafs der eigentliche Sandstein der nördlichen Gegenden in der
appeninischen Halbinsel ganz fehlt, dafs die kalkigen Konklomerate viel zu wenig mächtig
sind, etwas Untergeordnetes zu enthalten, und wir uns erinnern, dafs Mergel und Kalkstein,
welche die hiesigen Gebirge bilden, überall nur in sehr geringer Menge Steinkohle enthalten,
so wird leicht begreiflich, dafs ihr Vorkommen hier nur sehr unbedeutend seyn kann/*
(M i t t e l l ä n d i s c h e r Zug.)
„Steinkohlen finden sich auf diesem Zuge in sehr geringer Menge, da die Gebirge
auf dieser Seite der Appeninen auch aus Kalk und Mergel bestehen, und in dem römischen
Trappgebilde sich keine Spur davon zeigt.
In der Nähe von monte latini bei Volterra liegt ein Flötz von einer Art Braunkohle
im sandigen Mergel; er ist etwa einen Fufs mächtig, hält aber nicht aus, wie ein Versuch
gelehrt hat.
Nicht weit von Miemo findet sieb im Mergel eine Braunbohle in Nestern.
In, ^er Nähe des Schwefels von Fontebagni und Civitella finden sich Heine Trümmer
von Schwarzbohle,, etwa einen halben Zoll mächtig und einen Fufs, lang, im Mergel:
Bei Marsigliano, nicht weit vonScansano, findet sich .ein Heines, etwa einen halben
Fufs mächtiges Flötz von Pechkohle im Mergel.
Bei Canna, gleichfalls in der Nähe von Scansano, ein Flötz von Braunbohle, etwa
einen Fufs mächtig, im Kalksteine.“ .
Wir sehen hieraus, dafs, nachdem in einer Formation Schwarzbohle, SchiefcrhoHü,
Pechbohle, BÏatterbohle und Braunbohle Vorkommen, diese unterschiedlichen Benennungen,
die auf der Kennzeichenlehre beruhen, für,den Geognosten zur Unterscheidung der Formationen
unbrauchbar sind. Es ist zu bedauern, dafs Herr von P rz y s ta n ow sk y , als er diese
Reise machte, auf die Wichtigbeit der Pflanzenabdrücbe noch nicht aufmerksam geworden
war, die er später in unserer Sammlung zu erwägen Gelegenheit fand;, durch Analogie der
Formation läfst sich jedoch ein Schlufs fassen.
Die Pechbohle von Pioriko bei Cammerino ist jener von Hering ganz ähnlich, und
m der Formation ist kein anderer Unterschied fa is dafs in Hering der Kalkstein, die Pialb-
nagelfiuh oder das Konglomerat, der Mergel und der Stinkstein in weit gröfsern Massen vor-
. kommen, daher auch ein weit grofsères Kohlenlager führen.
I Der rollic Sandstein bei Hering scheint uns von jenem in den iiliern Kohlen durch
reinen viel geringem Antheil von sehr kleinen Glinimerbläliehen und einen kull.igcn'Bindelo)
Uebet den Ursprung der Vulkane in Italien, von R u d o lp h v o n P r z y s ta n
owsky: Berlin 132a.