bars die Vegetation, die den Stoff zu der Steinkohlenbildung hergegeben, in jene
Epoche gehöre, wo unser Continent ein Kusten- und Binnenland war, haben wir bereits in
dem ersten Hefte ausgesprochen. Dafs durch die Verminderung der Wässer die-Verhältnisse
der Atmosphäre und die Temperatur unsres Klima abgenommen habe, wollen wir gern zugeben,
Und wünschen sogar, man möge bei der immer vorsehréitenden Urbarmachung darauf
Rücksicht nehmen, damit nicht alle grofsen Teiche und Seen in Feld und Wiese verwandelt
werdén, und so, indem wir einerseits darauf hinarbeiten, der Fruchtbarkeit' die grofste Oberfläche
zu -gewinnen, wir unser Bemühen nicht andrerseits durch, die hervorgebrachten atmosphärischen
Wirkungen hintertreiben, Dafs, aber die Binnenwässpr und Meeresiläphfett allein
hinreichend gewesen seyn sollten, um vom 42sten Grad nördlicher Breite, bis hinauf
Z.UU1 hohen Norden, unter welchem Himmelsstriche überall Steinkohlen nnd die sie begleitenden
Abdrücke Vorkommen, einer Vegetation vom Palmen und baumartigen Farrenkräutern
Gedeihen zu gebensche int uns nicht wahrscheinlich; da in dem nördlichen Amerika, Wo
noch so viele grofse Seen vorhanden sind, die verweltlichen Thiere und' Pflanzen ebenfalls,
Wie bei uns, nicht auf der Erde, sondern unter derselben gefunden werden. Seen die sich mit Eis
überziehen, Länder die dem Schnee unterliegen, können keine markigen Pflanzen übërwin
tern: und sollten Schnee und Eis unsrem Himmelsstrich gefehlt haben, sobald keine andern
Ursachen zu einer höhern Temperatur ’ desselben wirkten, als Meere und Wasserflächen:
Über die Möglichkeit eines solchen höheren Temperaturgrades lassen sich allerdings
lediglich Hypothesen beibringen. Im ersten Hefte haben wir jene einfache Hypothese des
entweichenden Wärmestoffes bei dem Übergang vom flüssigen in den soliden Zustand -der
Erde, nach Alexander von-Hu mb old angeführt: hier mag eine andre Platz finden, die
G e lp k e in seinem neuesten Werke über das Urvolk der Erde aufstellt, *) Die gegenwärtige
veränderte Gestalt der Oberfläche der Erde wird von ihm durch Aufstürze von Weltmassen
auf unsren Planeten erklärt, wozu ihm eine Masse von der Grüfte der Vesta Ehren-
chend scheint. „Da bei Annäherung einer solchen Weltmasse, sieh das Meer zu ihr hinanheben,
über die höchsten Berge dahinfluthen und bei dem Niedersturze derselben wieder
vyewedränot, zu den Seiten hinabfluthen mufste: so mufsten auch auf den höchsten Felsenspitzen,
zu welchen das Meer hinangefluthet War, die Bewohner desselben hie und da haf-
ten bleiben.“
„Wenn nun eine solche Masse einstauf die nördliche Hälfte der Erdkugel stürzte: so
mufste dadurch der Schwerpunkt derselben verändert werden, der Äquator mit-der einen
Hälfte nach Norden, mit der andern nach Süden hinwegwandt, und die Länder, die heifs
waren, oder in der heifsen Zone lagen, wie die unsrigen, mufsten nach Norden hingeführt und
in die gemäfsigte Zone gebracht werden. “
„Durch diese Revolution ist aber die Richtung der Erdachse unverändert geblieben,
weil der Umschwung der Erde um dieselbe nicht von der Grofse ihrer Massen, sondern von
dem ersten Änstofs abhing, den sie bei ihrer Entstehung erhalten.“
Nur der Nord- und Südpol sind bei dieser grofsen Revolution nicht über demselben
Erdpunkte, über welchem sie vor derselben lagen, liegen geblieben, sondern haben bei jedem
grofsen Äufsturz neue Erdpunkte erhalten.“
„Leven wir nun den Südpol unter das Vorgebirge der guten Hoffnung, -etwa 40 — So
Grade vom Äquator, und den Nordpol in das Stille Meer, in gleicher Wdite von dem jetzigen
Nordpol entfernt hin: so erhält die Erde, nach der mühsamen Berechnung des Herrn Hofraths
K lü g e l , wj eine vollkommen regelmäfsige Gestalt, und zwar jene eines Ellipsoide , bei
welcher die Achse der Umwälzung mit der, bei der Gestalt, die bei der jetzigen sehr von
einander verschieden sind, eine ausmachen. “ '
„Eine solche regelmäfsige Gestalt mufs demnach die Erde nach der überall gleichför36)
- G e lp k e . Über das tlrvolk der Erde. Braunschweig, 18zo. p. 61. U. s. w.
37) K lü g e l s Ausdehnung der Erde, in dén asti-onomischen Sammlungen von Berlin.
T. III. p . / 64 — 16g.
migen Wirkungsart der Schwere, die im Anfang durch Aufstürze von bedeutenden Weltmassen
in ihrer Wirkung nach nicht gestört wurde, im Anfang gehabt haben, und ■ auf welcher
die halbe' gemäfsigte Zone, in welcher die Länder Europas und Asiens liegen, in der heifsen
Zone gelegen hat, und solche mufs daselbst gelegen haben, wenn jene Menge von gvoften
Landthieren in unsern Gegenden sollen, gehaus’t haben, und jene grofse Menge von Pflanzen
, die nur das heifte Klima leiden, hier sollen gewachsen seyn,- deren Überreste wir theils
versteinert, theils als Abdrücke unter Felsenmassen hin und wieder verschüttet finden “
Ohne-uns hierWeiter darauf einzulassen,' welche Temperatur nöthig war, die Pflah-
zen der Vorwelt hervorzubringen, deren Abdrücke wir besitzen, wollen wir uns vorzüglich
darum bemühen, das bereits Gefundene zu sammeln, aneinander zü reihen und seines Orts
so gut wir es vermögen, zu bestimmen.
Die meisten Nachrichten, die wir in früherer Zeit über Pflanzenabdrücke erhalten ha
ben, dienen uns hauptsächlich nur dazu, den Satz zu bestätigen, dafs bei jeder Steinkohlenablagerung
ungefähr dieselben Pflanzenabdrücke gefunden werden. Von den Abbildungen in
den Werken älterer Schriftsteller' können viele nur zweifelhaft angeführt werden. Durch
F a u ja s de St. F on d undHerrn von S chl o theim geweckt, wurde die Aufmerksamkeit wieder
auf diesen Gegenstand zurückgewandt; man bemerkte und zeichnete die Pflanzenabdrük-
ke, sorgfältiger, eharakterisirte sie jedoch noch nicht hinlänglich.
F r e is ie b e n unterläfst in seinem mehrmals berührten Werke Über die Kupferschiefer-
formatibn, zwar nie, die Versteinerungen jeder Formation besonders anzuführeh; aber er
giebt sie bloft, im Allgemeinen an. In den Mannebacher Steinkohlenwerken werden viele
Abdrücke gefunden; vorzüglich Farrenkräuter. s«) Sie scheinen in früherer Zeit noch häufiger
gewesen zu seyn, da hach einem Grubenbericht vom Jahre 169.5 ss): ein Theij dcs Stollens
mit dem Namen Kräutergebirg belegt wurde, wo über dreifsig Arten verschiedener Pflanzen
und in Menge gefunden worden seyn sollen. Auch in der Lettenkohle des Muschelkalkm,-
birges im weimarischen und gothaischen Gebiete, und in dem thonigen Sandstein der Ge-
gend von Stuttgard, kommen Abdrücke von Pflanzen und Samen vor. « y Blatter-Abdrücke
verschiedener Art, 'worunter einige von 6 Zoll Länge und>‘% Zoll Breite, besitzet der Ver-
1 !' fasser in seiner Sammlung; sie sind aus den Mansfeldischen Revieren 6. 7.' und 3!. «) D;e
■ Pflanze', die der Verfasser T. I. :f. 1. hat abbilden lassen, ist schwer zu enträthseln.
Ausführlicher hat S te in in g e r mehre Abdrücke aus verschiedenen Kohlenwerken
Deutschlands beschrieben; jedoch ist, ohne beigefi'igte Abbildungen, auch hier fsöhwer aufs
Klare zu kommen. So wird z. B. ein Abdruck aus dem Friedrichsthaler Steinbohlenwerke
fölgendermaften eharakterisirt: „kleine dreieckige Knoteneindrücke in langen Reihen, mit etwas
Kohle in ihrer Mitte so gegeneinandergestellt, dafs immer vier in einem Rhombus liefen
dessen Seiten zwei Linien lang sind“ . Am häufigsten sind die Angaben von schilfartigen
Pflanzen und Farrenkräuterh. Die im Thoneisenstein über der Kohle vorkommenden
jungen Baumstämme mit Abgliederungen und Streifen , scheinen Calamythen zu seyn. Das
Hexogonum caj-bonarium, das der Verfasser mit Palma caryotica, Kämpfer amoen. exot. p.
770. T. III. F. 1., vergleicht, ist unsere Alveolaria hexagona Palmocithes hexogonus S c h lo t heim.
Auch in einem spätem Werke desselben Verfasser werden Abdrücke von Dattelpalmen
und baumartigen Rohrstämmen angegeben, aber nicht beschrieben 42). 38 39 *
38) F r e i s ie b e n , l, eit. T. TV. p . 183.
39) Bericht einer herlichen Bergsituation etc.' Leipzig. i6gS. in gto Freisieben
am. a. O. in der Note.
40) F r e is ie b e n , a. a. O. p . 3z4.
41) F r e i s ie b e n , T. III. p . 18z.
42) J o h a n n S t e in in g e r Geognöstische Studien am M i t t e lr h e in . Maynz 181g
p . 68 und fo lg .', desselben Erloschene Vulcane in der E ife l am. Niederrhein,
Maynz iSzo. p. 110,