eine geringe Ausdehnung erhalten konnten, und andere viel gröfsere'unhaltige Distrikte des
Kohlengebirges, nicht als zu selben gehörig angesehen wurden. Es [dürfe vielleicht selbst
in Deutschland noch manches Steinkohlen ƒ Gebirge geben, welches keine Kohlenflötze führt
und deshalb bis jetzt unerkannt geblieben ist.“
Wir wollen diese Ansicht durch ein einheimisches Beispiel erläutern. Die Böhmische
Kohlenformation folget dem Uebergangs-Gebirg von Merklin im Kiattauer Kreise bis Mühlhausen
an der Moldau, in einer Länge von 15 Meilen, und abwechselnd 4 bis 6 Meilen
breit. Die Schlesische Kohlcnformation, die sich auf 17 Meilen erstreckt, reichet bis Schatzlar
am Riesengebirg und Schwadowitz auf der Herrschaft Nochod in Böhmen. Zwischen diesen
beiden ausgehenden Punkten der Kohle finden sich noch unbedeutend^ Spuren derselben
in den Bitschower1, Chrudimer, Königgratzer und Kaurzimer Kreisen. In der ausgebreiteten
Ebene, die einst der Elb-See überdeckte, wo die Wasserbedeckung am längsten
angedauert haben mufs, ist alle Kohle verschwunden und nichts als Flötzgebilde und Aufschwemmungen
tertiärer Formationen sichtbar, obgleich die Fortsetzung des Kiesel- und
Thonschiefers über Oval gegen Kaunitz im Kaurzimer Kreise, die bei Kaunitz gefundenen
■Abdrücke von Lepidodendron punctatum, der sich noch einige Meilen weiter .erstreckende
Kohlensandstein, der sich unter jüngere Gebirge verläuft, eine weitere ursprüngliche Ausdehnung
des Kohlengebirges vermuthen läfst■, das durch die Fluten aufgelöst, und mit jüngeren
Gebirgen überdeckt worden ist.
Schliefslich müssen wir noch des elastischen Harzes und bituminöser Dendriten erwähnen,
die ebenfalls zu der älteren Kohlenformation gehören.
In dem St: Andräi-Schacht des Steinkohlenwerkes von Mortelais in dem untern Loire-
Departement hat Herr O liv ie r d’A n g e r s 1*) ein elastisches Harz entdeckt, das ganz mit
jenem der Bleigruben von Odin im Derbyshire übereinstimmt. „Es bricht in den mit Quarz
und kohlensauren Kalkkristallen erfüllten Klüften einer veilchenfarben Grauwacke, die auch
manchmal schiefrig wird, und in Steinkohlen - Sandstein übergeht. Auf den glatten Flächen
der Ablösungen derselben :zeigen sich auch manchmal Pflanzenabdrücke.“, : •«
„Dieses elastische Harz hat alle Eigenschaften von jenem in England: es löscht die Spuren
des Bleistifts, beschmutzt jedoch das Papier, wenn es nicht früher 12 Stunden im Wasser
gereiniget worden, es schwimmt auf dem Wasser, und brennt mit weifslicher Flamme,
entwickelt einen dicken Rauch und bituminösen Geruch.“
Iu der Grauwacke der Eifel bei Geroldstein finden sich, obgleich selten, sehr schön
ausgebildete bituminöse Dendriten j sie“ ähneln täuschend porösen Fucusarten, für die man
sie leicht ansehen könnte, wenn die bituminöse Substanz, bräunlich ins Schwarze spielend,
etwa drei Linien im Durchmesser haltend,, sich nicht mit dem Messer von der Steinmasse
abheben liefse, ohne die geringste Spur eines Abdrucks auf dem Stein zurückzulassen. In
dem Mineralien - Cabinet zu Trier sahen wir ein solches Exemplar. Bei dem Zerschlagen
des Steines gieng er an der Lage des Dendriten auseinander , und es blieb auf, jeder Hälfte
ein erhabenes Bild dieser ausgezeichnet schönen Form.
Na ch t r äg l i c h e Na ch r i c h t e n ü b e r di e Merg e l - Kohle.
Die Lettenkohle wird von K e f e r s te in zu der Formation des bunten Mergels gerechn
e t13 14) und da wo sie dem grauen Muschelkalk zunächst vorkömmt, wohl auch als diesem
zum Theil untergeordnet angesehen. Sie wird wegen ihrem schlechten Gehalt an Kohlenstoff
13) O liv ie r d’A n g e r s , Note sur un nouveau gisement de Bitume-Elastique. Annales
des Sciences naturelles, T. IL p. 14g.
14) K e fe r s te in , Teutschland geognostisch-geologisçh dargestellt. III. Bd, p. g3.
wenig zu Feuerung benützt. Bel Matlslädt, unfern Weimar, wo-sie. unter dem Muschelkalk
zu liegen scheinet, sind die Arbeiten bereits anfgelasson, der Stollen verfallen, so dafs es
kaum möglich ist, die Formationsverhältnissa-genau* zu bestimmen. Der Thon, der im Han-
genden und Liegenden in grofser Menge vorhanden ist, wird zum Gebrauch der Ziegelhüt-
ten benützt, und gestattet einen,Zutritt zu der Kohle vom. Tag, herein-, der jedoch nicht hinreicht,
um, genau auszumitteln, ob der Muschelkalk hier blos,übergreifend die Kohle deckt,
oder über, sie wegstreicht. In der-Nähe von Weimar, wo die jüngsten Formationen von
Tuff» weifsem Sande mit Pferd-;, Rhinocéros,-.Knochen und Zahnen, und der gemeinen Gartenschnecke
gemengt Vorkommen, hat. man unter: einer Lage) von Gerolle in der Tiefe von 46
Fufs, bei Grabung eines Brunnens,, einen Schwarzen Thonmergel angefahren, der. wahrscheinlich
zu den Gliedern der Formation der Lettenkohle gehören- wird, . Von Pflanzenab-
drücken, war in der Gegend keine Nachricht zu. erhalten. : Was Voigt früher über die Ablagerungen
der Lettenkohle mitgetheilt hat,!-reicht ebenfalls nicht hin, um sie genauer-zu
charakterisiren. Die-Ablagerungen, wie sie sich dermalen am Ausbeissen der Kohle zeigen,
sind: : 1) -Kalkstein,- 1 Fufs 6 Zoll. 2) Mergelschiefer: in Zwischenräumen. 3) Thon,, aus
welchem Ziegel.gebrannt werden, 4 Fufs. -, 4), Verwitterte Kohle, 9 Zoll. 5) Schwefelkies
in Kugeln und Knollen, in und. unter der Kohle. 6) Zweites Kohlenlager verwittert, und
schon in Thontheile verwandelt. 7) Thon, unmittelbar unter.der Kohle vorkommend.
■ lieber die Mcrgelkohle im Flufsgebiele der Weser haben wir im dritten Hefte, nach
H. S c h u lz e , ihre nähere Bezüglichkeit zu dem Quadersandstein angegeben; diese wurde
neuerlich durch H. Hofrath H au sm an n bestätiget, und jene Formation auf das-genaueste
zergliedert.
: H. H au sm an n hat die Gebilde des Gryphitenkalks und des Quadersandsleins mit
jenen des bunten Mergels und Thons zu einer Formation verbunden, und diesedn drei Gruppen
abgetheilt.IS)
In der Gruppe ’der»unteren Lager oder des-bunten Thons und Mergels- (ober dem
Muschelkalk), die, aus verschiedenen Abwechslungen von Letten, Schieferthon, Mergelthon,
Thonmergel, Kalkmergel, Sandmergel bestehet, und als Nebenglieder mehrere Sandstein-
Abänderungen, als untergeordnete, Massen,,. wie Gyps, EisensteinVSchwefel, Eisen, ein-
scldiefst, wurden von Steinkohlen- nur schwache Spuren, oder einzelne Nester und sehr gering
anhaltende Flötze im Hildesheimisohen Gebiete wahrgenommen.
Die Gruppe der mittleren Lager oder des Gryphitenkalks zeichnet sich vorzüglich durch
eine dunklere Färbung der verschiedenen Thon- und Mergellager aus-, unter denen auch
Steinmergelschiefer und Kalkmergelschiefer Vorkommen. Die- Kalksteine dieser Gruppe sind
Mergelkalk, reiner, dichter Kalkstein, Roggenstein,.-Steinkalk, Eisenkalkstein, sandiger
Kalkstein, Conglomérat-Kalkstein, Dolomit, Sandsteine von verschiedenem Korn, Kiesel-
oonglomerat, Quarzfels; als untergeordnete Massen:- Gyps, Eisenstein als thoniger Sphäro-
siderit, Mergeleisenstein,. Kalkspath, Caelestin. Zeichenschiefer, Brandschiefer, Schwarz-
und Braunkohle finden sich in sehr unbedeutenden untergeordneten Massen in dieser Gruppei
Erstere am Piesberge bei .Osnabrück, letztere am Fufs des Iths bei Harderode. :
Die Gruppe der obern Lager, oder des Quadersandsteins bestehet ebenfalls ans mergelartigen
Substanzen, deren ausgezeichneter Charakter eine schiefrige Bildung ist, Letten,
Schieferthon, Brandschiefer, Mergelthon, Thonmergel, Sandmergel, Stinkmergel, Das
auptgebilde dieser Gruppe ist der Sandstein, der gewöhnlich unter dem Namen Quadersandstein
bagriffen wird;, seine Hauptabänderungen sind Thonsandstein, Mergelsandstein,
Eisensandstein, Quarzsandstein, Chalcedonsandstein; am. ausgebreitetsten ist der erste, am
seltensten zeigt sich der.letzte. Als begleitende Glieder können noch betrachtet werden,
Quarzfels und Thonquarz, auch kommen manchmal schmale Lager von diohtem Kalkstein
und Stinkkalk im Quadersandstein vor. • . . .
Untergeordnete Massen - dieser Gruppe sind: die-Eisensteine, Sphärosiderit, sandig-
!5) H a u sm a n n , Uebersicht der jüngeren Flüttgebilde im Flußgebiete der Weser. Güttingen,
1824.