
 
		IV.  Klasse.  O rgan e   der  F ru c h tb ild u n g . 
 Ord.  I.  C a rp o lite s   Schlot.  T.  III.  F.  5.  6. 
 Örd.  II.  A n th o lite s   S ch lo t.  T.  III.  F.  7. 
 In  der  letzten  Note  erinnert  Herr B r o n g n ia r t,  dafs  ihm  erst während  des Druckes  
 seiner  Abhandlung  das  zweite  Heft  unserer  Flora  der  Vorwelt  zugekommen  sey.  Er  stellt  
 die Synonyme beider zusammen,  und macht  über  unsere. No egge.rathia  die Bemerkung,  ob  
 sie.nicht  zu  den Zamien,  oder  Palmen  am  nächsten  der  Gattung  Caryota,  gehören  könne?  
 Uns  ist  es  zweifelhaft  geblieben,  ob  die  Blätter  gefiedert  wären,  weil  sich  nirgends  zwei  
 einander  gegenüber,  oder  durch  den  Druck  zwei neben  oder  über  einander  gefunden haben,  
 ob  wir gleich  mehrere  Abdrücke  zu  untersuchen  Gelegenheit  hatten:  wir  schlossen  daraus,  
 dafs  sie  um  den  Stengel  herum  laufen,  was  keiner  Palmenart  eigen  ist,  und  hielten  die  
 Pflanze  für  unbekannt. 
 Unser  A sp len ium  d iffo rm e   rechnet  er, nach  der Form  des  Blattes  und der  Blattnerven, 
   zu  der  Comptonia  asplenifolia.  Wir  bekennen,  dafs  wir  im  ersten  Anblick  dieses  
 Abdruckes  ganz  derselben  Meinung waren,  die  wir  später  aus  folgenden Gründen  änderten: 
 Die  behaarten  Blattstiele  der  Comptonia  sind  etwas  dicker,  gewöhnlich  mehrere  zusammen, 
   die'sekundären  Blattnerven  anastomosirendj  unsere-Pflanze  haben  wir  stets  einzeln  
 ,  obgleich  nicht  selten  gefunden,  auch  in  den  feinsten  Abdrücken  im  Schieferthon  
 zeigte  sich  nirgends  eine  Anastomosirung  der  Blattnerven.  Die  Form  dieser  Blätter  ist  eine  
 Seltenheit  unter  den  Dicotyledonen,  bisher bei  der einzigen Comptonia  bekannt;  unter  den  
 Farren  befindet  sie  sich  häufiger ,  wie  im Ceterach  oflicinarum,  und  im  verjüngten  Mafsstab  
 in  Grammitis  myosuroides  S ch k u h r.  Filic.  T.  7.  Die  Entscheidung.beruhet  indessen  auf  
 wiederholter  Untersuchung. 
 Zur  Bestimmung  der  Pflanzenabdrücke,  abgesehen  von  den  Analogen,  wird  diese  
 Klassifikation  zu  einer  allgemeinen  Verständigung  von  grofsem  Nutzen  seyn;  wenn  es - sich  
 aber,  wie wir  hoffen,  ergeben  sollte,  dafs  ein  Stamm  der  baumartigen  Farren  mit  Aesten  
 und  Blättern  gefunden  würde,  so  müfste, der  Stamm  zu  einer  Gattung  der  II.  Klasse,  der  
 Ast mit  den  Blättern  in  die  III.  Klasse  eingereihet  werden.  Wenn  durch  einen  glücklichen  
 Fund  ein  Lycopodium  zu  bestimmen  wäre,  so...müfste  selbes  als  eine Sagenaria  fern  von  
 Lycopodites;  stehen,  der  kein  Lycopodium  wäre,  was  nothwendigerweise  zu  einer  neuen  
 Klassifikation  Veranlassang .gäbe^ .__ 
 Aehnliche  Betrachtungen  haben  uns  bestimmt,  bei  diesen  Untersuchungen  in  der -  
 Wiege  dieses  Wissenschaftszweiges  keine  so  scharfe  Begränzungen  eintreten  zu  lassen,  noch  
 über  die  Analoge  mit  Gewifsheit  abzusprechen.  . 
 Wir  kennen  noch  viel  zu  wenig  fossile  Pflanzen,  und  was  noch  schlimmer  ist,  wir  
 kennen  sic  nicht, ganz;  wir  werden  sie  aber  in  der  Folge besser-kennen  lernen,  da  nunmehr  
 die  Geognosten  mit  den Botanikern  zu gleichem Zweck  in Bund  getreten  sind,, und  die  
 Männer  vom  Leder,  die  uns  am  sichersten  zum  Ziele  führen  können,  indem  sie  täglich  in  
 den  Gruben  beschäftiget  der  Natur  in  ihre  geheimsten  Werkstätten  -folgen,  Interesse  für  
 einen  Gegenstand  gewonnen  haben,  der  sonst  unbeachtet  über  die  Halde  gestürzt  wurde. 
 Schon  waren  wir  so  glücklich,  eine  vollständige  Blüthe  mit  dem  Blüthenstiel,  eine  
 grofse  uns  ganz  unbekannte Zapfenfrucht,  und ein  ziemlich, vollständiges  Blatt  einer  Cicadea  
 in  der  Porphyrkohle  zu  finden,  —  freilich,  was  zu  bedauern  is t,  vom  Stamme  getrennt.  
 Warum  sollten  wir  aber  die  Hofnung  aufgeben,  bei  fortgesetzter  und  immer  Wachsender  
 Aufmerksamkeit,  sie  nicht  auch  einmal  auf  dem  Stamme  zu. erobern.  Zuverlässig  wären  
 ähnliche Entdeckungen  schon  längst  gemacht  worden,  wenn  man  vermocht  hätte,  die  Bergleute  
 zu  einer  steten  Aufmerksamkeit  zu  bewegen.  Ein  einziger  solcher  Fund  wird  uns  
 mehr  Aufschlüsse  gewähren,  als  die  gröfste  Anstrengung  über  die  Bruchstücke  unserer  
 Sammlungen. 
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 Ü b e r   d i é   k l i m a t i s c h e n V e r h ä l t n i s s e d e  r V o rw e l t . 
 Die* näheren; Bestimmungéh  d«! vorwéltlicKen Pflanzen, und  die  neuesten Bemühungen,  
 ihre  Analoge  in  dei‘! lieissei-eh  Zone'  àùfziisucA'en;- -zieht  die  NothwendigKeit  nach  sich,  die  
 Verhältnisse■ genauer  zu  untersuchen,  unler  welchen  sich  die  Vegetation  def-Vörwelt,  die  
 wir  m;  den-' verschiedenen ;  fossile' Pflanzen  führenden,  Gebilden  der Erdkruste  entdeck len ,  
 entwickelt  und  im  Sclsbfse  d e rL rd ö z u   Kohle  uhigewändelt  habe;  ■ 
 ib-.-Die  meisten  G-eognosten  kommen  darin  überein,'  dafs  sie -der  'Vörweïteine  höhere,  
 die. Vegetation  begünstigende-,  Temperatur  zugesteheri,  und '  einen  höhern  Wasserspiegel  
 annehmen;  dann  aber; eine-plötzliche"Révolution'  eintreten  lassen';  welche  das‘Binken  der  
 Wasser,  undiEeirie rasehe“ Verändei-uhg  den Temperatur- zur  Felge'hatte.  Diese'allgemeine  
 Annahme ist indessen- nicht mit  hinreichender Bestimmtheit  auf die ,  fossile1 Pflanzen führende;  
 Formation  znrückgèfiihrt  worden.  Bevor  wir  uns  jedoch-  auf'eine  solche ' Entwicklung  einlassen, 
   müssen  wir  einige  Worte 'über-eine  besondere  Ansicht  der  klimatischen'  Umänderung  
 im Morden, unserer Erde,  von  dem Herrn Akademiker Wau in München,  -beibrmgim. ” ) 
 Der Verfasser-'nimmt,  gleich  andern  Geognosten,  einen  hohem Wasserspiegel  an,  in  
 welchem das'trockene  Land  als  Inselgruppe  nur  sparsam  ’verlheilt  war.  Die  innere Wärme  
 des  Erdballs,  die  -zu  der  ersten  Végétation  dieser ' Gegenden!! die  nächste Veranlassung gab;  
 war  zwar-schon--abgeKSilt;' aber weder  die  Eismassen  im  Norden ,  noch  die -Gletscher  dér  
 Alpen-konnten  sich  gebildet  haben. 
 Von  den  grofsen Wasserspiegeln  wurde  weit mehr  Eicht  verschlungen,'1 folglich  im  
 gleichen Verhältnifs Wärmeslioff'frei,  der acmkröCkeneriiLande-zugeführt wurde.  Die  Inseln  
 waren  nur  das  erhobene,  ober  dem  Wasserspiegel  flach  vorstehende  L a n dG e b irg e ,  im  
 eigentlichen  Sinne,-  zeigten -sich  nicht;  denn  die T-häler. waren mit Wassér  erfüllt.  Die Witterung  
 War auf dem  trockenen Lande und auf dem Meerei sich  gleich,  und überall gleich warm. 
 Als  aber  die  Meere  ihre.Dämme  durchbrachen.,  und  die Wasser  entwichet,'  mufste  
 überall  unser  kälteres  Klima-sich  einstellen,  unter  dessen -Einflüssen  nicht  alle  jene'Tliiere  
 nnd  Pflanzen  gedeihen  konnten,  von  welchen  wir  einen  Theil  aus  jenen  früheren'Zeiten  in  
 ihren. Gräbern  an treffen'.  Sie wandertonin  die südlichen  Länder ;  ein  kleiner . Theil  ertrug  
 das  veränderte  Klima,  und-blieb,seinem  frühem  Standorte ' getreu,  -Gegen  diese  Ansicht  
 haben  wir-nichts  einzuweiiden,-  wohl  aber  gegen-die--folgende:-V  - 
 ■'J; Gewässer,. Winde  und  Vögel  haben  die  Gewächse  in  weite  Entfernung  fön Geführt  
 und  über Meere  verpflanzt.-  Aber  auch  ohne  solche  gewaltsame  Veranlassungen  des Klimas  
 verlassen Thi'ere  und  Pflanzen; ihre ältere Wohnorte,  und suchen-sich  neue.  Ganze  Pflanzen-  
 familien , 1 die-geselligen  am  merkbarsten,  verlassen,  nach  längerer  oder  kürzerer  Zeit,  den  
 ursprünglichen  Boden.  Sie  werden  meistens  von  andern  verdrängt.  Ihr  Weichen  lien  in  
 der -NaLur  der  Verhältnisse-.-  Der  Boden  ist  durch  den  vieljährigen  Wachsthum  einer  und  
 derselben  Pflanzengattung  ausgesogen ;  obgleich  für  andere1 nicht  erschöpft.  Diese wuchern  
 sich  ein-und  entziehen, jener 'die-letzten  Lebenskräfte,  welche  die Atmosphäre  ihr  zur  kümmerlichen  
 Nahrung!  allein  noch  darreichen  konnte.  So  bereitet  die'  sich  neu  ansiedelnde  
 Pflanzengattung; der  früher bestandenen den- Untergang.  So starben Urwälder aus,  und  andere  
 wechselten  mit  ihrer ' Stelle-“  -W,; - W 
 Dem  Verfasser  scheint  dasjenige’  begegnet  zu  seyn’,  worauf wir  bei  B re isla c k   deu-  
 deten,  dafs  er  aus  der  kultivirteii  Jetztwelt  abgezogene1 Begriffe'auf  die'Urwelt1  übertrug,  
 auf  did  sie- sich  nicht  anwenden  lassen. 
 Der  Urboden;: den  noch  nie  der  Fufs  eines Wanderers  berührt  hat,  wird  durch'die  
 Vegetation  nicht.nur  nicht  geschwächt,  sondern  vielmehr  verbessert,  indem  die  Abfälle  der 
 ■35) 'Ueber  die  Umänderung  des.  wärmeren  Klima s  im  Norden  unserer  Erde  und  
 dessen  Ursache,  von N a u ,  Akademiker  in München.  In  den Denkschriften  der k.  
 Akademie <fü?]  1822.  :