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müsse, tv,odurch sich vielleicht die Auswanderung der Tlffere ,uud die' im Nprden gefundenen
Pflanzen wärmerer Gsge&den entziffern liesseg u. s. vy. u- ,s. w. L e o n h a rd hat diese Meinung
in der Entwicklung seiner geognostischen Ansic^iten aufg§lionimen. 4I)
2) Finden sich unter verschiedenen Himmelsstrichen Abdrücke verschiedener Pflanzen, deren
etwa zu entziffernde analoge im entgegengesetzten Verhältnisse mit den gegenwärtigen Zonen
stehen, so dass die Abdrücke der indischen Steinkohle ihre' analoge in Europa, so wie
die europäischen unter den Wendekreisen fänden: so müsste man eine Revolution anuehmen.,
dié eine Yer-w^e.hslüng- der Zonen zuj* Folge gehabt hätte.
Zeigen sich die Pflanzenahdrücke der verschiedenen Weltgegenden zwar unter sich sehr
abweichend, aber von unserer bisher bekannten Vegetation ganz verschieden, lassen sieh die
analogen selten oder gar niclif besdmmcn; so kann man zwar auch für die damalige ; Periode
verschiedene Zonen aUnehmeft, die 'zu der Bildung abweichender Formen beige tragen haben,
man wird aber;auch annehmen müssen, dass diese Formen durch die nachfolgenden Revolutionen
vertilgt wurden, und einer neuen Vegetation Raum gaben, die wählend und nach der
Aufscbwemniungsporiode die Erdkruste bedeckte.
Dass in einem grossen Theil von Europa, wo man auf die Pflanzenabdrücke früher aufmerksam
war, dieselben Abdrücke gefunden worden, lässt sich schon gegenwärtig mit Gewissheit behaupten.
Die Bäume mit ■ schuppiger Binde, die wir in der Natur nicht kennen, finden sich in England,
in : Lüttich j in Schlesien, Böhmen u. s, w ., wie wir aus den Abbildungen bei P e t iv e r , V o lk -
manu, K n o r r U. a. m. sehen können. Im vorigen labre fand der reisende Naturforscher, Graf
B r« u h e r , den Baum T- I-, von dem er Bruchstücke hei mir gesehen hattO, in den Steinkohlengruhen
zu S h e f fie ld , Die verschiedenen Arten nach der Länge gefurchter, nach Art dçr
Equise-ten oder B am b u s ien abgegliederten Baumabdrücke finden sich fast in allen Steinkoh-
lengruben. Die s.ogenaunten H ypur iten j die wirtelförmige Pflaume mit fünf oder sechs .den M ar -
si Lien ähnlichen Blättern, von den altem Nàtiu’forschern als ein Galium angezeigt, die grösseren
und kleineren Farrenkräuter, mehrere schilfartige Gewächse , u. §. w. u, s. w-, erscheinen fast
bei allen Steinkohlen arten unter d enselben Formen. Eben SO ähnlich unter sich sind die Blätter?
formen,. und die kleineren Farrenkräuter der Braunkohleiiformatipn, und jene des Kalkmergels,
wenn man die verschiedenen Abbildungen, deren Vorkommen bestimmt angegeben ist, bei den
älteren. Schriftstellern vergleicht.
Alles kommt nun darauf an, dass die zu machenden Beobachtungen, um die aufgeworfenen,
für Geqgnosie und Botanik gleich wichtigen Fragen zu lösen, nach einem gemeinsamen [Plan
ausgeführt werden. Dieses kann aber nur durch Mitwirkung der Akademien und gelehrten Gesellschaften
bewirkt werden, wenn sie diesen Gegenstand würdig finden, in die Instruction an
die reisenden Naturforscher aufgenommen zu werden, Und sie - sich selbst dazu herbeilassen, die
Beobachtungen und Abdrücke einer Region zu-sammeln: z. B. die L in ne an, W em e r ia n
und G e o lo g ic a l S o c ie ty für England, Indien undr Neuholland, die köü. Akademie der Wissenschaften
in Paris für Frankreich, die kais. Akademie in St. Petersburg und Moskau. für den
ganzen-ausgedehnten russischen Kaiserstaat, die gelehrte Gesellschaft in P h i la d e lp h ia für
Nordamerika, die gelehrten Gesellschaften in M ailan d , T u r in , N e ap e l für Italien, die
königl.; Akademie in B e r l in für Norddeutschland und alle ’Gegenden, wohin sie” reisende
Naturforscher absendet, die königl. Akademie in München für Baiern und Brasilien, wo sieh
zur Zeit ihre reisenden Naturforscher befinden, die Leopöldinisch-Kar ohmsche Gesellschaft der
Naturforscher für Süddeutschland,5 das königl. ungarische Museum und die Universität in Pesth
für Ungarn ; Böhmen und die deutschen Erbstaaten des. österreichischen Kaiserstaates hin ich
bereit mit einigen Freunden der Naturwissenschaften zu fortgesetzter Durchforschung zu übernehmen.
Sollte dieser Vorschlag Eingang finden, so werde ich auch fortfahren, von den Entdeckungen
in. dem Gebiete der F lo ra der V o rw e l t in nachfolgenden Heften Rechenschaft
zu geben. Vorzüglich wichtig ist es, dass die hei Steinkohlenwerken angçstellten Beamten die
ihnen untergebenen Steiger und Bergleute auf die Abdrücke aufmerksam machen, damit deren
Entblössung stets den Vorstehern angezeigt werde, . die dafür Sorge tragen müssen, dass die
Exemplare so, vollständig als möglich gewönnen werden. Denn nur vollständige Exemplare, ist
es, möglich mit einiger Gewissheit zu bestimmen. Nicht minder nothwendig ist »es, bei Ent-,
deckung fossiler Pflanzen, in was immer für einem Mittel, auf das geoguostische Vorkommen
aufmerksam zu sçyn, und jeden Umstand genau zu bemerken, da nur durch sorgfältige Ver4
i) L e o n h a r d , K o p p und G a r tn e r , Propädeutik p .'i 48.
gleichung der Pflanzenformen mit dem ge.ognostisclien Vorkommen, die Periode und der Vegeta-
tionscyclus bestimmt -werden kann. Es finden sich zwar in älteren Werken sehr ausführliche Angaben
dieser Art, aber sie sind zu unserem Zwecke nicht hinreichend, theils weil bei Moran
d die Steinkohle und die Braunkohle nicht unterschieden werden, theils weil die bergmännischen
Benennungen damaliger Zeit, wie sie Lehmann und nach ihm Morand gebraucht,
kein sicheres Urtheil gewähren. Die Art, wie die geologische und wernerische Gesellschaft in
England mehrere Kohlengruben beschrieben hat, ist zwar in geognostischer Hinsicht ganz dem
Zweck entsprechend, allein die Pflanzenabdrücke sind nicht botanisch beurtheilt worden.
Die meisten von den älteren Naturforschern gesammelten und abgebildeten Pflanzenalxtrücke
sind zu irgend einer Bestimmung ganz unbrauchbar, einmal, weil nur kleine Bruchstücke gewäh-
let, und diese mit nicht ganz zuverlässiger Hand abgezeichnet wurden, vorzüglich aber, weil der
Fundort nicht immer genau angegeben ist.
Wenn der Botaniker über die F lo ra der V o rw e lt ein glaubwürdiges Urtheil fällen soll
so müssen ihm viele und deutliche Exemplare von Abdrücken zu Gebote steben.
Es ist bekannt, dass selbst lebende Pflanzen nur durch Vergleichung mit lebenden oder getrockneten
Pflanzen oder Abbildungen mit Gewissheit bestimmt werden können; wie sollte man es
hei Abdrücken vermögen, denen die zarten aber wesentlichen Blüthentheile fehlen, und die man
selten in ganz unverändertem Zustand antrifft? Die Gattungscharaktere der Farrenkräuter beruhen
auf so feinen mikroskopischen Merkmalen, dass man'sie hei getrockneten Exemplaren nur
mit der grössten Mühe zu entdecken vermag ; diese sind aber keineswegs eines'Abdruckes fähjv.
Aus diesem Grunde habe ich auf den nachfolgenden Tafeln bloss baumartige Gewächse, Saamen
und Früchte abbilden lassen, weil sie bestimmtere Untersuchungsmerkmale darbieten; auch
möchte es für jetzt hinreichen, diese Gewächse bloss nach Familiencharakteren in grössere Se-
ctionen einzulheilen, bis durch die in Vorschlag gebrachten Vorkehrungen grössere Sammlungen
und genauere Nachrichten vorhanden seyn werden, als wir bisher besitzen.
Das rege, thätige Wirken im Fach der Naturwissenschaften, wodurch sich das gegenwärtige
Jahrhundert anszeichnet, verbürgt die Erwartung, dass auch in dieser besonderen Abtheilung tn
kurzer Zeit vieles geleistet werden wird.
Gegenseitige Mittheilung der gemachten Entdeckungen, der vorhandenen Sammlungen u. s. w.
durch Journale und akademische Schriften, werden das Unternehmen mächtig fördern.
Naturforscher, die etwa wünschen möchten, sich über diesen Gegenstand mit mir in Einver-
ständniss zu setzen, ersuche ich, ihre Briefe unter meiner Aufschrift an die königl. Gesellschaft der
Wissen schallen in P r a g zu übermachen.
Sämmtliche Gegenstände, die hier abgebildet erscheinen, nebst einer grossen Anzahl solcher, •
die noch m der Folge abgebildet werden sollen, befinden sich in meiner Sammlung auf dem Schlosse
B r z e z in a im Pilsner Kreis, wo sie von einem jeden Naturforscher, auch in meiner Abwesenheit
besehen werden können; so wie mein Berggerichtssubstitut und Director in Radnitz den Auftrag mit
Bereitwilligkeit befolgen wird, naturforschenden Reisenden, die sich bei ihm; melden werden, die
Ablagerung der Steinkohle und das Vorkommen der Abdrücke in meinen Stejnkohlenwerken vor-
zuzeigen.
Sobald das vaterländisch böhmische Museum mit den nöthigen Räunfen zur Aufstellung, seiner
Sammlungen versehen seyn wird, soll jedoch zu beeptemerer Benutzung der einheimischen und
fremden Naturforscher die ganze Sammlung von B r z e z in a nach Pra;r versetzt werden.
Zum Schluss sey mir erlaubt, den würdigen Männern, die mich hei diesen Untersuchungen
thätig unterstützten, meinen Dank öffentlich zu zolleu, als:
dem Herrn Fürsten A n to n I s id o r L o b k o w it z , in dessen Gesellschaft ich die Steinkohlenwerke
hei M ü h lh au s en besuchte, und der bis zu seinem für die Wissenschaften und die
Menschheit leider so früh eingetretenen Ende an meinem Unternehmen den lebhaftesten An-
theil nahm; Herrn Bergrath v. H e rd e r in D r e sd e n , in dessen gelehrter Gesellschaft ich die
königl. sächsischen Steinkohlengruhen im plauischen Grunde besuchte;- Herrn Director A u g e
in K a r ls t e in ; Herrn Verwalter A n ton D i t t r ie h , damals in S c h a t z la r ; dem als Naturforscher
bekannten, den Wissenschaften zu früh entrissenen,. Bergmeister L in d a c k e r , in Wo-
s e k ; dem Herrn Markscheider P r e i s l e r in Z h irow .
Ihre thätige Theilnahme an meinem Unternehmen hat mich in den Stand gesetzt sowohl
die Steinkohlenformation in Böhmen und Sachsen, als die Vegetation, die sie einschliosst näher
kennen zu lernen.