Diese Entdeckungen stehen in unmittelbarer Verbindung mit mehrern, theils früher, theils
gleichzeitig bekannt gewordnen Thatsachen, vorzüglich mit den bei Chemnitz und bei Hainchen
in Sachsen, beim Kifihäuser am Harz, zu Duttweiler bei Saarbrücken, und auf den Manne-
bacher Werken bei Ilmenau in senkrechter Stellung a'ngetroffenen D en d ro ly th en . Sie werden
durch die neuesten Entdeckungen von verschiedenen fossilen Bäumen in Schottland, vorzüglich
jenes voh M akenzie beschriebenen versteinerten Baumes, der am Ausbeissen der Steinkohlen
bei P en n y cu ic unweit Edinburgh am Ufer-des Stromes North-Esk gefunden wurde,
unterstützt. Der von Johann von C h a rp en tie r beschriebene versteinerte Baum, der im Jahre
1807 bei W a ld e n b u rg in Schlesien in Steinköhlensandstein entblösst wurde, dient ebenfalls
zum Belege der Ansichten, die wir in der Folge entwickeln werden: nur sind alle dièse Anzei-,
gen und Beschreibungen weder geognostisch, noch weniger botanisch ausführlich und bestimmt
genug, um über jene Bäume selbst ein zuverlässiges Urtheil zu fallen. ia)
Die in der Wellesweiler Steinkohlenzeche im Bergamtsbezirk S a a rb rü ck e n in dem Zwischenmittel
zwischen dem dritten tmd vierten Flötz neuerlich aufgefundenen, seukrechistehenden Bäume
und die Früchte werden mit grosser Wahrscheinlichkeit zu der Familie der Palmen gerechnet;
sie gehören unfehlbar -zu dem nämlichen Vegetationscyclus, der sich in den böhmischen
Steinköhlenwerken nachweisen lässt. Wir müssen jedoch, -tun nicht weitläuftig zu werden, die
Leser auf den gelungenen Aufsatz des Herrn Doktor N ö g e ra th seihst verweisen, ï3-)-r.-.V:
Die Vegetation der Vorwelt riehtig zu heiirtheilen, ist es nothwendig, die Steinkohlenfor-
mation 'genau zu untersuchen, die'Schwarzkohle sorgfältig von jener der-verschiedenen bituminösen
'Holzarten, die der Mmcralog unter der Abtheil un g der Braunkohle einreihet,' zu unter?,
scheiden, "und diese sowohl, als die Abdrücke in Stinkschiefer, schiefrigen Kalkmergel, in.Porzellanjaspis
, Tfaöh und Brauneisenstein, nach den geognostischen Perioden der Bildung und Umbildung
der Oberfläche des Erdballs einzntheilen, woraus sich ergeben wird, dass die Vegetation
ebenfalls in-mehrere Perioden zerfallt-, und von der zweiten Periode der Uebergangsforma-
tion an j die Periode <ter Flötzformation und Aufschwemmung hindurch, die Schicksale der Erdrinde
getheilt, und eben sb grosse Abänderungen erlitten hat, als jene.
Um diesen Satz zu erweisen, und durch analoge Schlüsse sich der Wahrheit, so viel es
in dem dunkeln Schooss der Erde möglich ist, zu nähern, muss man von bekannten Thatsachen
äusgehen. Hypothesen, die 'nicht auf bekannte Thatsachen zurückgeführt werden können, lassen
den Naturforscher unbefriedigt, leiten eher von der Wahrheit ab, als dass sie uns dem Naturgemässen
-näher bringen; ich will daher versuchen, die Verschiedenheit der Vegetation zugleich
durch die Verschiedenheit der Formationen zu entwickeln.
Die Steinkohle ist der Periode der Flötzformation untergeordnet. Der Kohlensandstein. oder
Grauwacke ist, so wiev der Kohlenschiefer, I4) ihr ^gewöhnlicher Begleiter. Sie erscheint im
Thon-, Alaun- und Kieselschiefer, im Porphyr, im Quader- und rothen Sandstein, im Flötz-
kalk, in der Flötztrappformatiofi; *s) Aufschwemmungen von Sand, Thon und Lehmschichten
haben sie -überdeckt. Die Thoneisensteinformation geht mit der Kohle bald unter, bald üben;
bald neben derselben, als gleichzeitige Bildung, auch wird die Kohle hie und da vom Muschelkalk
überdeckt.
- Die Vegetation, die in dieser Periode verschlungen Würde, ist also jene des früher abgetrockneten
Urgebirgs, und aller über die damals nödh weit ausgebreitete Wassermasse hervorragenden
Kuppen.
Eine ähnliche-Ansicht über die Stein- und Braunkohlenformalion, wie ich sie in der Natur
aufgefasst habe, würde ;von den Verfassern der Propädeutik geäussert. *6) 12 13 14 15 *
12) Biblioth. univ. 8. XIII. Jul. 1818.77. 256. 2’. IX. 1818. p. 254.
13) Jac. B ü g e ra th über aufrecht im Gebirgestein eingeschlossene fossile Baumstämme.
Bonn 1819. p. 452.
14) loh gebrauche das Wort K o h le n s c h ie f e r statt S c h ie f e r th o n , das von manchen
Schriftstellern gebraucht wird, da nach meiner Einsicht der eigentliche Schieferthon nicht der
Steinkohlen -, sondern der Braunkohlenformation zukommt.
15) Ob die Steinkohle der Trappformation in die Flötzperiode gehöre, bin ich noch zweifelhaft,
da ich noch keinen Pftanzenabdruck aus solchen Steinkohlen gesehen habe.
*6) Das Steinkohlengebirge in dem alteren Abschnitte der FlÖtzzeit zeigt uns deutliche
Spuren einer hervortretenden und wieder vernichteten F ’egetation. Zeugnisse einer regelmässigen
Oscillation der vegetativen {Steinkohlen) und der Massenproduktion. Jene muss nothwendig
Die Steinkohlenformation läuft gewöhnlich in geraden parallelen Linien, viele Meilen in
einer Richtung, doch häufig unterbrochen fort. So fangt die von England ausgehende Stein-
kohlenformation hei,Calais und B o u lo g n e wieder an, und zieht in gerader Richtung nach
R o ln am Rhein.") Eine zweite erscheinet an der Küste bei Nantes und hei Quimper eine
dritte bei M o n tp e llie r , C a r c a s so n e , A v ign on , und dehnt sich tief in das Innere des
Kan des.
Die Steinkohle in Böhmen fängt in Südwesten hei M e rk lin im Klaltauer Kreise an, und
endet in Nordosten am Fusse des Riesengebirges hei S c h a z la r , von wo ans sie, vom ürgebirge
gedrängt gegen N a ch o d anslänft. Aelterer Sandstein, Thonschiefer und Kieselschiefer heglei-
ten sie durch den Klattauer, Pilsner, Rakonitzer, Berauner Kreis.
In diesem letzten Kreise wird sie südlich von GranwackenscHefer, Muschellalkstein und
jüngerem Grünstem begrenzt; nördlich im Rakonitzer Kreis treten nebst dem Kalkstein auch Ba-
saltkegel m ihre Nähe; doch ist der neptunische Basalt vom Dreikreuzberge bei S c h la u von
jenem jenseits der Eger sehr verschieden,. Der in diesen Gegenden häufig vorkommende Porzellanthon
deutet auf ehemalige ürgebirge, die vielleicht mit dem ürgebirgsarm, der aus dem EU-
hogner Kroatin- den. Saatzer Kreis, längs, der Strasse; über B uchau und L ie b k ow itz herüber
Hut, und gegen P e te r s b u rg fortläuft, in Zusammenhang standen, und die Scheidewand zwischen.
der Stemkohlenformation und der nur wenige Meilen entfernten Braunkohlenformatiou bis
zu dem paraUelen Urgebirg bei R e i c h en h e rg .fortgesetzt haben mögen.
«1 dl<:Ser Strecke Slnd vielleicht 4a. getrennte Ablagerungen von verschiedener Teufe und
Mächtigkeit im Abbau ; eine jede bildet für sich eine eigene Mulde, die meistens in der Mitte am
nefsten ist, und. gegen die vier Weltgegenden, oft sehr nahe unter dem Rasen, manchmal am
tuss eines embrechenden Felsens, ausheisset. In allen diesen Ablagerungen werden ähnliche Ab-
drücke gefunden.
, Auch jenseits des böhmischen Gränzgehirges, im Glazischen und in Oherschlesien, schliesset sich
der Steinkohlensandstem an das ürgebirg, und das Steinkohlenflötz in Oberschlesien folgt einem
ähnlichen Zug von Westen nach,Osten, gegen Süden, in einer.Strecke von i a Meilen, zwischen
Grauwackenschiefer, Muschel- und jüngerem Kalkstein. »■ )..
In ähnlicher Richtung und besonders gleichhaltig verfolgt die Steinkohle auch ihren weiteren:
Zug durch :Polen bis in die Moldau, doch fehlen ans noch die näheren geognostischen
Angaben und Nachrichten über die Pflanzenahdrücke.
Wo nur immer die Flötzformation zwischen den Urschiefer eindringen konnte , begegnen
wir auch der Steinkohle jenseits der nördlichen Gebirgskette Böhmens in Sachsen; doch ist hier
die Ablagerung der -Kohle öfter unterbrochen und mannigfaltiger.
B *n dem Erzgebirge bei S chön fe i d ist es eine ganz von Bitumen entldösste Glanzkohle in
Porphyr eingelagert, der auch manchmal, nur etwas verwittert, als Zwischenmittel zwischen zwei
Kohlenlagen vorkommt; auf dem Porphyr liegt ein Conglomérat von abgerundeten Gneisstücken
ln - Porphyr, zuweilen mit Kohlenschiefer überdeckt, auf dem sich ejnige Abdrücke von Cala-
m ith en und J u n c a c e e n zeigen. Bei Z w ic k a u ist die Reihenfolge der Ablagerungen ganz
verschieden. Auf einer Sohle von Wache ruhet Basalt mit eingelagertem Thonejsenstein
diesem folget der Sandstein' mit 9 — 10 Kohlenschichten, und ihrem Begleiter dem Kohlenschiefer
mit*Abdrucken von C alam ith en und Farnkräutern. Das Dach bildet abermals die Wacke,
zu wiederhohltenmalen hervorgerufen, um} durch diese wieder zurückgedrängt worden seym
denn es kann die Lage der Steinkohlen, der Eigenthümlichkeit zufolge an Ort und Stelle ge.
hldet, auf keine andere Weise erkläret werden. Dasselbe findet in der jiingern Flötzperiode
Statte gfft" ■
Die Steinkohlenformation des Basaltes deutet, an manchen Orten wenigstens,, ein Verhalt,
mss gegen den Muschelkalk an, und nicht unähnlich demjenigen, welches zwischen dem bitumi-
nosen Mergelschiefer und dem Schieferthone (Kohlenschiefer) obwaltet. Und was in dem Flötz-
gebirge die Steinkohlen- und Kalkformation sind, das bilden im aufgeschwemmten Lande ohne
Zweifel die Braunkohlen und das Kreidengebirge. Denn nie findet man die Kreide von Ba-
salt überdeckt, und die grosse Menge fossiler Knochen, welche sie umschliesst, zeugt deutlich
von der Neuheit des Ursprunges, Propädeutik, p. log. .
17) Umrisse von Frankreich und Grossbritannien. Fon E n g e lh a r d und Räumer. Ber-
lin .1816.
18) K a r s te n , Archiv fü r Bergbau uud Hüttenwesen, ites und ites Heft.