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Ja
So zweckmässig und nützlich diese Eintheilung ist, , so mufs doch bemerkt werden,
dafs es viele sehr deutliche Abdrücke und Hohlabdrücke giebt, wo gar keine Kohlenhaut
vorhanden war, wie z. B. unsere Tafel XIY und XV, die darum nicht minder deutlich und
eben so gut Abdrücke erster und zweiter Klasse sind.
Ferner können wir auch nicht ganz unbedingt annehmen, dafs diese Kohle nichts als
die verkohlte Haut der Pflanze sey: denn da, wo diese Kohlenhaut eine wirkliche Glanzoder
Pechkohle geworden ist, ist bei der Kohlenbildung wahrscheinlich durch Zutritt der
Schwefelsäure die Holznatur ganz, vielleicht zum Theil auch die Form verloren gegangen.;
wenigstens haben wir bei vielen Abdrücken, bei welchen die Kohlendecke stärker als 2 Limen
war, kaum mehr eine deutliche Spur jener Zeichnung wahrnehmen können; dié, wenn die
Haut sorgfältig abgenommen wird, als erhabener Abdruck erscheint.
F. III. £ A. im zweiten Hefte des Verfassers liefert davon: einen-deutlichen Beweis;
die vorhandene Kohlendecke an der rechten Seite' zeiget gar keine Spur der unter ihr vorhandenen
Zeichnung der Rinde, ja sie mufs sogar über die angeblichen an dem Steine sitzenden
Blumen weggegangen seyn, das man von der Haut der Pflanze nicht wohl voraussetzen
darf. Wir glauben daher, dafs jeder unverletzt erhabene Abdruck, er sey rund oder platt
gedrückt, als Repräsentant des ehemaligen Stammes, ein Abdruck erster Klasse, jeder Hohlabdruck
aber ein Abdruck zweiter Klasse genannt werden sollte, es möge eine Kohlenhaut
vorhanden seyn oder nicht.
In dem zweiten Hefte behauptet dér Verfasser, dafs es eine oder mehrere Familien
von Pflanzen gäbe, welche zwischen dem Kern und der Schuppenhaut eine eigenthümliche
Rinde haben, die bei der Spaltung bald auf den Schuppen, bald auf dem Kern liegen bleibt,
und dadurch zw e i. ganz neue Klassen hervorbringt. Wir müssen bekennen, dafs wir uns
von dieser Bildung keinen recht deutlichen Begriff machen können, und nach den abgebildeten
Exemplaren viel eher auf die Anwesenheit mehrerer über einander liegenden Abdrücke
schliessen möchten, da wir sehr oft in dem Falle waren, in einem Exemplare fünf und mehr,
zwei bis drei'Linien“dicke, Schichten1 ganz verschiedener Abdrücke zu entdecken, dié manchmal
so ungleich spalten, dafs Bruchstücke verschiedener Pflanzen zu einem Ganzen vereint zu
seyn scheinen.
Herr Rhode theilt die Abdrücke in zwei Arten: runde und e l lip t is c h e Stämme,
oder flache Abdrücke, die er Blattabdrücke nennt, indem er sie für gegliederte Cadtüsstämme
hält. Auf den Èimvurf , dafs mäh noch nie zwei aufeinanderfolgende Glieder beisammen gefunden
habe, scheint er keinen besondern Werth zu legen. Er dünkt uns indessen nicht unbedeutend;
denn wenn man auch wirklich annehmen Wollte, dafs die in Sammlungen vorhandenen
Stücke gerade an der Abgliederung abgebrochen seyen, was doch kaum ohne Ausnahme
der Fall seyn kann, da nie der Abdruck, -sondern immer der Schieferthön die Äbgliederung
bedingt; so müfsten doch in den Ortsstrecken am noch unterbrochenen Dache manchmal eine
solche Abgliederung sichtbar werden, worüber wir indefs noch keine Nachricht erhalten haben.
Ob überhaupt die Cactusarten zu der ersten Vegetation gehört haben mögen, darüber
werden wir bei Beurtheiliing der Pflanzenanalogen unsere Meinung vortragen.
Scharfsinnig sind die Bemerkungen des Verfassers über die Erstlingsvegetation, Und.
über den Kampf, sich von den Formen der Kristallisation loszulösen. Die Steinabdrücke
sind mit grofsef Sorgfalt ausgeführt.
Fast zu gleicher Zeit mit der Erscheinung des zweiten Heftes von Rhode, liefs Herr
Nau, Akademiker in München, einige Abdrücke aus dem KohlenWérke zu St. Ingbert,38)
nebst einem Stammstück eines baumartigen Farrën, Welches Herr Akademiker Ritter von
M a r tiu s aus Brasilien mitgebracht hatte, in Steindrück abbilden, und im November
1821 verlas dieser in einer Sitzung der botanischen Gesellschaft in Regensburg seine
Abhandlung über die Analogen der fossilen Pflanzen, die zwischen den Tropen vorkom-
28) Pflanzenab drück und Versteinei'ungen aus dem Kohlenwerke zu St. Ingbert. -In
den Denkschriften der königlichen Akademie in München für das Jahr 1822.
men, welche bereits in den Denkschriften der botanischen Gesellschaft in Regensburg er-
schienen ist.32)
Diese für die Pflanzenkunde der Vorwelt büchst wichtige Abhandlung verdient eine
ganz besondere Aufmerksamkeit; wir halten uns darum verpflichtet, unsere Meinung im
Einzelnen auszusprechen.
Der Verfasser bemerkt, dafs ihm bei der ersten Ansicht der baumartigen Farren die
fossilen Pflanzen eingefallen seyen;. er glaubetauch nun, dafs mehrere derjenigen Pflanzen,
die wir unter dem Namen Lepidodendron beschrieben haben, dahin zu •rechnen seyen. Die
Farrenstämme werden genau nach ihrer Organisation beschrieben und dabei angemerkt, dafs
sie keine Sohuppen, sondern blos Laubansätze zeigen, welche wir der Form nach, die sie
als Abdruck erhalten, Schuppen genannt haben.
: Diese Abdrücke nennt Herr von M a r tiu s F i l i c i t e s , und führt darunter F i l ic i t e s
q u ad ran gu la tü s auf, wozu als Syn. Palmaeites quadrangulatus S ch lo t he im , Petref.
p. 3Q5. T. 18. f. 1. und Polypodium Corcovadense Raddi, Nau T. 3. gezählt werden.
Dafs bei der Porphyrkohle baumartige Farren Vorkommen, darüber sind wir ganz
mit dem Verfasser einverstanden; eine flüchtige Ansicht von P lum ie r ’s erster Abbildung, so
wenig naturgemäfs die Zeichnung der Rinde seyn m a g is t hinreichend, um die Aehnlichkeit
mit einem Lepidodendron auffallend darzustellen; ob aber diese beiden angeführten Synonyme
zu verbinden seyen, darüber hegen wir noch einige Zweifel.
Der in den brasilianischen Sammlungen in München aufbewahrte Strunk von Polypodium
corcovadense hat sehr vertiefte Laübansätze, was auf der Abbildung von Nau nicht
deutlich angegeben ist. Auf dem angeführten Abdrucke von Herrn von S ch lo th e im , von
dem wir ein kleines Bruchstück besitzen, sind sie durchaus eben, und auf jedem gröfsern
Rhomben sitzet noch ein kleinerer von Kohlenrinde., der. doch auch eine Bedeutung haben
mufs.; Wollte' man annehmen, der flachgedrückte Stamm/habe von innen heraus die Vertiefungen
der Blattansätze ausgeebnet, so begreift man nicht, woher die auf der Abbildung von
S ch lo t heim angezeigten kleinen Rhomben von Kohlenhaüt entstanden sind, die übrigens
bei weitem nicht so regelmässig sind, als sie auf der Schlotheimischen Abbildung angegeben
werden. Die innere Organisation der Farrenstämme, wie sie von M a r tiu s F. 1. f. 1 et 2.
und von Nau T. 3. vorgestellet. werden, sind so auffallend, dafs man fast glauben sollte,
es müfste etwas davon bei aufrecht stehenden Stämmen bei der Ausfüllung sichtbar geblieben
seyn; allein noch nie haben wir eine Spur davon bemerken können. •
Die von dem Verfasser abgebildete Strünke. T. I. £ 1 et 3. haben alle sehr weit von
einander entfernte Laubansätze von höchst unebener unregelmässiger Form, indefs alle von
ihiü zu den Filiciten gezogenen Lepidodendron, als: ohovatum, punctatum und aculeatum,
so wie Filicites incisus, curvatus und squamosus S ch lo th e im sehr nahe an einander liegende,
ganz regelmässige Laübansätze zeigen; unter allen angeführten Filiciten nähert sich unser
Lepidodendron rimosum noch am allermeisten der Form bisher bekannter Farrenstrünke,
Die Definition von Filicites trilobatus mufs geändert werden, da die Kleeblattform, die
der Zeichner dem innern Schilde gegeben hat, blos durch zufälliges Zurückbleiben von etwas
Kohlenrinde hei einigen wenigen Laubansätzen entstanden ist; alle; diejenigen, die von der
Kohlenrinde entblöfst ihre eigenthümliche Form beibehalten haben, zeigen die Gestalt von
einem Pik auf der Spielkarte, ohne allem Mittelschilde,,, wie wir uns durch eigene Ansicht
des in den Sammlungen der königl. Akademie in München aufbewahrten Abdruckes überzeugt
haben.
Ueber die Palmen selbst wird nichts besonders Wichtiges angemerkt, und die gestreifte
Calamiten für eine wahrscheinlich erloschene Pflanzengattung erklärt; dagegen wird
eine neue Gattung unter dem Namen Yuccite.s aufgestellt, und ihr folgender Charakter bei-
29) De plantis nonnullis antediluvianis, ope specicrum inter tropicos viventium illu-
strandis. ; Auctore D. Car. de M a r tius.
In den Dcnkschriften dev k. botan. Gesellscfo. in Regensburg 1822.