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Haupt , bei der-Steinkohlenablagerung viel vollkommener gewesen zu seyn scheinet, als bei denen
in Kieselerde versteinerten organischen Gebilden, déren innere Struktur manchmal so gut erhalten
ist, dass man die Form der einzelnen Zellen selbst in der Versteinerung noch wahrnehmen
kann.
Emsig fortgesetztes Sammeln, vergleichendes Prüfen und Beobachten, wird uns wenigstens
zum Theil die Geheimnisse enlräthseln, welche die Natur durch tausend und abertausendjähriges
Wirken im Schoofse der Erde verschlossen hat.
Die begl ei tenden Forma ti onen der Steinkohle.
Der Steinkohlensandstein, der rothe Sandstein (das Todtliegende) der alte. Sandstein
oder das Conglomérat und derFlötzkalk werden als die gewöhnlichen Begleiter der Steinkohle
angenommen,, in den Alpen und bei der Kupferschieferformation schliefsen sich der Alpen-
und Höhlen- Kalkstein an diese an. Die allgemeine Ansicht der Naturforscher neigte sich
bisher dahin, anzunehmen, das Conglomérat sei durch mechanische Zerstörung älterer Gebirge
entstanden, deren Trümmer von den Wellen abgerundet, und durch verschiedene Bindungsmittel
wieder vereinigt worden- Herr von R aum er hat hierüber eine abweichende Meinung
geäufsert, die wir in, Erwägung ziehen wollen.
Bereits vor zehn Jahren sprach er sich mit folgenden Worten darüber aus. 1+) „Wenn
man die Gebirgs - Geschichte unsrer Tage der Erklärung der alten Bildungen und Zerstörungen
zum Grunde legt, warum hat man denn die zweite Art der Zerstörung — die
c h em is c h e d u r c h L u f t u n d W a s s e r —- ganz aus der Acht gelassen ? eine Zerstörung,
die sich in ihren Wirkungen nicht nur mit jener mechanischen messen kann, sondern sie
selbst ü b e r tr e f f e n möchte. Schiefergebirgsärten trennt die Verwitterung, nach der Richtung
ihres Gefüges, in breite Stücke mit abgerundeten Ecken und Kanten, im Ganzen anstehende
löst sie in runde Massen auf — so den Granit, Sienit, Grünstein, Basalt — körnige
geschichtete Gebirgsarten verwandelt sie in Kugelschichten. “
„Die abgewitterten Ecken, Kanten oder auch Schalen zerfallen theils in Sand, theils
lösen sie sich weiter in eine thonige fette Erde auf.“
„Wie nun, wenn der chemisch-bildenden Urzeit der Gebirge eine chemisch - zerstörende
Verwitterung gefolgt wäre, eine Verwitterung, deren auflösende Kraft mit der ihr vorangehenden
bildenden im Verhältnifs, selbst Quarz angegriffen hätte ? und da bei Verwitterung,
ja überhaupt bei jeder anfangenden Auflösung, Abrundung des Eckigen Statt hat, so ist vielleicht
die Rundheit der vGebirgsarten im Conglomerate nicht allein einer Abreibung zuzuschreibenj
sondern eben diesem Verwitterungsprozess — Sand und Thon aber, theils Bindemittel der
Geschiebe, theils Zwischenschichten, sind neuverbundene Reste abgewitterter Ecken und
Kanten. “
„Wie möchte man wol anders das Ineinanderschliefsen der Contouren der. sogenannten
Gebirgsschichten erklären, als eben durch eine Auflösung, wie die nach H e in s eigner
Ansicht Statt gefundene Verhärtung der Geschiebe.“ .
„ So betrachtet mögen die rein chemischen Bildungen im Todtliegenden dem Conglomerate
näher stehen, als es auf dem ersten Blick scheint.. Sie. sind vielleicht Synthesen
der am vollkommensten aufgelösten Urgebirgsarten, und nach Mafsgabe der Vollkommenheit
dieser Auflösung mehr oder minder, .kristallinisch. “
„Natürlich soll die Annahme der Verwitterung in früheren Zeiten nicht in den gerügten
Fehler führen, die andere Zerstörungsweise, die mechanische, auszuschliefsen, die
14) Geognostische Fragmente von K a r l v o n R a u m e r . Nürnberg, 1811. p
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jetzt beide Zusammenwirken und einander kräftig unterstützen, so mochte es früher auch
seyn. “
Nach einer zehnjährigen Erfahrung, nach mehrern geognostischen Reisen und Untersuchungen
kommt der Verfasser in seinem neuesten Werke auf diesen Gegenstand zurück,
um die früher ausgesprochene Meinung .noch weiter auszudehnen und fester zu begründen
«). Der rothe Sandstein und der- Steinkohlensandstein gehören, nach seiner Ansicht, zu
demselben Gebilde; der Porphyr, der Mandelstein, der Basalt,sind, nach ihr, Glieder des ro-
then Sandsteins. Die Beweise werden aus örtlichen geognostischen Verhältnissen hergenommen;
m Bezug auf das Conglomérat wird folgender Ausspruch gethan.
„Da ich also das Gestein der sogenannten Geschiebe in Conglomeraten theils dem
Bindemittel .der Conglomérat, theils solchem Gestein völlig ähnlich fand, welches mit den
Conglomeraten. wechselt, mit ihnen gleichzeitig ist;- da ich vollkommen krystallinische Bildungen
in Sandsteinen und Conglomeraten sähe,' so muss ich die gewöhnliche Meinung
aufgeben, als seyen, die Conglofrierate mechanisch losgerissene und wieder zusamiuenge-
häufte und zusammengebackene Trümmer früher daseiender Gebirge. Ich sähe mich vielmehr
bewogen der Ansicht beizutreten, welche D ie tr ic h meines Wissens zuerst aufstellte,
G o th e bestimmt aussprach, und die neuerdings von J am e so n gründlich verteidigt worden
ist, nach welcher Conglomerate und Sandsteine keineswegs aus Trümmer vor ihnen daseiender
Felsen bestehen, sondern u r s p r ü n g lic h e Bildungen sind. In den runden Stücken
sah D ie t r ic h nur die Neigung, welche Steine haben, eine runde Gestalt anzunehmen, so-
bald ihre Krÿstallisirung zerstört ist. «
„Wenn man aber im Liegenden des Conglomérâtes ganz in der Nähe der Felsen
nachweist, dass • deren Gestein mit den Conglomeratstücken übereinstimmt, wenn man
fragt: warum enthält denn das. Conglomérat welches den Gneis bedeckt, so häufig Gneis,
das, welches den Thonschiefer bedeckt , so häufig Thonschiefergeschiebe ? so sehe ich
hierin einmal gerade eine Widerlegung der gewöhnlichen Meinung; denn die vollkommene
mechanische Abreibung und Abrundung der sogenannten Geschiebe wird bei der
Nähe der Felsen, von denen sie losgerissen seyn sollen, Tast unerklärlich u. s. w. “
Diese Beobachtungen und Bemerkungen sind geeignet, die Aufmerksamkeit des Naturforschers
zu erregen. Dass der Quarz einer Verwitterung unterworfen gewesen sey, scheinen
die zahllosen zerbröckelten Kieselschieferkuppen in den Klattauer-, Pilsener-, Berauner- und
Rakamtzer-Kreisen in Böhmen zu bewähren, die sich durch eine Menge zerstreut umherliegender
Blöcke verschiedener Gr.öfse, dem Wandrer schon von ferne kund geben. Ähnliche
Blöcke findet man auch in einer Tiefe von 3 - ' 4 ° unter der Ackerkrume, in einer Lehm-
schichte. Kleinere Stücke, vorzüglich auf den Feldern', zeigen abgestumpfte Kanten; abgerundet
findet man sie nur in der Nähe der Flüsse,, als Conglomérat selten, gewöhnlich mit
Sandstein und abgerundetem Quarz vermengt.
Zu jener Zeit, als der Erdball noch eine höhere Temperatur behauptete, läfst sieh
auch eine stärkere Einwirkung' der chemischen Potenzen, eine rascher zerstörende Verwitterung
denken. Auf den Alpen kann man noch jetzt die grofsen Wirkungen dieser Kräfte
deutlich wahrnehnfen. Durch Verbitterung einzelner, früher angreifbarer Gemengtheile, entstehen
Risse oder Spalten im Urgestein, diese, mit Schnee ausgefüllt, zersprengen bei schnellem Überganc
vom Thauwetter zu einem starken Frost, durch die Ausdehnung, die grofsen Felsmassen!5 die
sodann dem Abhang nach herabrollen. Ganze Berglehnen sind mit solchem Gerolle überdeckt,
worunter wol auch ältere Stücke mit abgestumpften Kanten Vorkommen. Kein ganz abgerundetes
Gerolle, noch weniger Conglomerate sind uns am Fufse solcher Alpenlehnen vorgekommen:
die chemische Verwitterung scheint wol hinreichend, die Massen zu trennen, aber
nicht sie abzurunden und wieder zu vereinigen. Diese Trennung müsste aber bei krystalli-
nischen Gefügen nach dem Blätterdurchgang statt haben.
■ Dass die Conglomerate öfter aus demselben Gestein bestehen, das sich in der,Nähe
anstehend befindet, ist zwar ganz gegründet, aber darum noch kein hinreichender Beweis,
15) Das . Gebirge Niederschlesiens u. s . tu. von
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K a r l v o n K a u m er. p . go.