und vorn zugespitzter. Noch steiler stieg der Sehläfenlappen bei dem Kosakenschädel herab, das
Stirnbirn war breiter und senkrechter als dort und die Hügel von Windungen über dem äusseren
Theile des Supraorbitalrandes, der beim Caraiben auf diese Stelle beschränkt -war, zog sich in Form
eines halbkreisförmigen Wulstes von beiden Seiten parallel mit der Kranznaht herauf bis zur Mittellinie
des Kopfes.
Nehme ich die Abbildung von L euret als das Gehirn eines Franzosen, so lallt besonders
die Länge desselben im Vergleich zu seiner Breite auf 057,9:42,110, vas für einen Kaukasier fast
zu viel ist. Jedoch drückt dies allerdings den celtischen Typus aus.
Ich zweifle nicht, dass selbst zwischen den civilisirten Vülkem Europa’s Verschiedenheiten in
dem Windungssysteme existiren. Mögen sie bald von einer anthropologischen E ncéphalotomie
aufgefasst und zu Tage gefördert werden!
Dritter Theil. Di e Se e l e .
Wir haben diese Schrift begonnen mit dem unscheinbaren Pflugschar und sind dann mit Maassstab
und Gewicht dem Bau des übrigen Schädels und des Gehirns nachgegangen. Auf diesem Wege
ist das kunstreiches Schema ihrer Bildung immer deutlicher hervorgetreten und die Masse von That-
sachen so angeschwollen, dass uns nun zum Schluss auch der Versuch erlaubt seyn mag, einen Ausflug
in das geistige Land zu wagen, das so genau mit jenen beiden zusammenhängt, um die Ergebe
nisse der anatomischen Metamorphose an die geistige zu ketten und ihnen dadurch einen nur noch
festeren Halt zu verschaffen. Ich stehe aber hierbei auf der Seite derer, welche unsere Gedanken
und Gefühle localisiren, d. h. ihnen einen körperlichen Begleiter ertheilen, mag derselbe nun ein bestimmtes
Organ (^gleichsam der ruhende Geist) seyn oder blos eine bestimmte neuroelektrische Bewegung,
welche, zwischen verschiedenen Hirntheilen einhergehend, die besonderen Gedanken und
Gefühle begleitet. Ich kann hier die Widerlegung der anderen Partei nicht für nöthig erachten, welche
sie über unserem Organismus schwebend sich denkt, zu erhaben, um etwas gemein zu haben mit
der materialen Grundlage unseres Lebens. Wohl aber ist es nöthig, die Begriffe zu ordnen, welche
mit dem Namen Seele vereinigt werden.1).
E rste s K apitel.
Der Sitz der Seele und ihre Verbindung mit dem Körper.
In so undurchdringlichen Schleier hat sich die Seele des Menschen verhüllt,
dass sie uns nicht allein die Nothwendigkeit ihres Bundes mit dem Körper, sondern
auch den Bau ihrer materiellen W erkstätte, ja selbst den Begriff verbirgt, wie
überhaupt nur ein Zusammenhang zwischen der Organisation jener Werkstätte und
den Funktionen der Seele Statt haben könne. R e il.
Indem man nach unserer Seele forschte, hat man es ihr sogleich sehr bequem gemacht durch die
Frage: Wo sitzt sie? Philosophen und Naturforscher haben ihren Sitz auszuspähen gesucht und in
psychologischen wie physiologischen Schriften trifft man auf ein Kapitel über diesen Sitz. D escartes
fand ihn in der Zirbel, Boerhaave in der Marksubstanz, unserem grossen Anatomen Sommer ring
ging das Pneuma in dem vermeintlichen Dunst der Hirnhöhlen auf und wieder Andere suchten sie in dem
1) Die folgende Abhandlung wurde bereits im verflossenen Jahre im Wesentlichen und in Verbindung mit Thl. II Kap. 3 als
Öffentlicher Vortrag vor einem gemischten Publikum in Jena veröffentlicht.