Gleich nach der Geburt t) steht das Cerebellum zum Cerebrum noch in dem schlechten Yerhältniss
von 5—68. Dies ändert sich jedoch bald, so dass, wenn man das Mittel der ersten 10 Jahre nimmt,
von ihm bereits 8—9& erreicht ist, in den späteren Jahrzehnten 10—118. Bei den weiblichen Kindern
aus den ersten 10 Jahren betrug es etwas weniger (8,848),.' als bei den männlichen (9,378).
Bei beiden Geschlechtern erreicht es 118 erst in den vierziger Jahren, was mit den Wägungen
des ganzen Hinterhauplshirns übereinstimmt, wie man bei Vergleichung beider Tabellen sieht. Bei
dem männlichen Geschlecht hält es sich dann auf dieser Stufe auch in dem Laufe der Fünfziger, wo
es im weiblichen Geschlecht schon wieder sinkt. Im höchsten Alter von 90 Jahren geht es selbst
wieder auf 9—108 zurück.
W enn nun allerdings hiernach das Wachsthum des Cerebellum mit dem des Hinterhauptshirns viele
Aehnlichkeit hat, so muss ich doch den im folgenden Abschnitte zu erwähnenden Unterschied hier mit
in Rechnung ziehen, dass im Laufe des Lebens das verlängerte Mark mit der Brücke ein stärkeres
Wachsthum hat, als das Cerebellum, und dass folglich das verhältnissmässige Steigen des Hinterhauptshirns
während des Incremenlum vitae von seinen beiden Factoren herrührt, seine spätere Abnahme
aber vorzüglich von dem Cerebellum, das höchste Alter ausgenommen, wo es zuweilen wieder in ein
besseres Verhältniss zum Mesocephalum kömmt.
Leider bin ich ausser Stande, über Ra<jenverschiedenheiten Etwas mittheilen zu können, da die
bisherigen Wägungen sich nur auf das ganze Hinterhauptshirn beziehen.
Unter den von mir untersuchten Säugethieren kann ich noch kein allgemein durchgehendes Gesetz
erkennen. Bald hat das Cerebellum ein günstigeres Verhältniss, als beim Menschen (K atze, Fuchs,
Pferd, Schwein, Ziege 12—168), bald ein geringeres (Kuh und einige Hunde 8—108). Das
Aller wirkt auch hier mächtig ein, wie man an dem Lamm erkennt, das nur 98 Cerebellum hat, während
das Schaf 118 besitzt. Da ich das Alter meiner Thiere vielfach nicht genau erfahren konnte,
vermag ich auch nicht mit Sicherheit den geschlechtlichen Unterschied anzugeben, welcher jedenfalls
auch hier ein weit geringerer ist, als der, welchen das Alter mit sich bringt.
In der Klasse der Vögel ist bei den hühnerarligen das Cerebellum sehr im Vorzug (Truthahn,
Hahn bis 168), weniger bei den Wasservögeln (13—158 Gans), dagegen ist es im merkwürdigen
1) Nach M e c k e l (a. a. 0 . IV . 571) verhält es sich zum grossen Gehirn beim reifen Fötus wie 3,5 Drachm. : 9 — 10 Unzen
(4,17 : 95,83g), einen Monat nach der Geburt = 5,55 : 94,45g, nach 5—6 Monaten wie 2 :1 6 Unzen äfft 1 1 ,1 1 :88,89g.
Auf der dritten Tafel der W e n z e l verhalten sich die 19 Fälle verschiedenen Alters folgendermaassen in Grammen:
G esc hlech t und A lter. G e b iri
Männl. Embry von 5 Monaten 720
Weibl. B l — 2310
Desgl. — — 8 — 4960
Neugebornes Mädchen . . . 6150
Mädchen von 3 Jahren . . 15240
Knabe — 3 M . . . 13050
Mädchen — 5 — . . . 20250
Mann von 15 Jahren . . . 24420
— 18 — . . . 20940
H 9 --------22 ^ ■ B B B i 21820
— — 25 s ä h s w m m 22200
— — 31 24120
K B — 46 20490
— 54 — . . . . •20580
— — 56 — . . . 22590
— — 63 22500
[ TTT-; — 72 — . . . 22620
— B ! 80 19080
- — 88 — . . . 23970
k le in e s g ro sses. V e r h ä ltn is s .
683 37 5,14 : 94,86 8-
2160 150 6 ,0 5 :9 3 ,9 5 —
4610 350 7,06 : 92,94 —
5700 450 7,32 : 92,68 Hai 13380 1860 12,20 : 87,80 —
11490 1560 1 1 ,91:88,09 B
17760 2490 12,29:87,71 —
21720 2700 11,05 : 88,95 — -
18474 2466 1 1 ^ 7 8 :8 8 ^ 2 »
19040 2760 12,60:87,40 —
19500 2700 1 2 ,16:87,84 —
21480 2640 10,93 :89,07 —
18060 2430 11,86 : 88,14 —
18270 2310 11,22 : 88,78 -T-
20070 2520 1 1 ,11:88,89 —
19780 2720 12,09 : 87,91 —
20200 2420 1 0 ,70:89,30 —
16500 2580 13,521 86.48 1 ®
21210 2760 11,51 :88,49 —
Nachtheil bei den Raubvögeln (Eule 108, R abe sogar 8—9g), bei den Spechten und Singvögeln
dagegen wie beim Menschen (118 Amsel, G rünspecht). Ich gebe nur die Thatsachen, ohne eine
Erklärung versuchen zu wollen.
Z w eiter Abschnitt.
Von dem kleinen Gehirn insbesondere.
E rstes Kapitel.
Verhältniss des Wurms und der Halbkugeln des kleinen Gehirns.
Es ist vergleichend-anatomisch nachgewiesen , dass der Wurm und die Halbkugeln des kleinen
Gehirns im umgekehrten Verhältniss der Entwickelung in der Thierreihe stehen. Mit der Bildung
des Wurms fängt das Cerebellum in der Klasse der Fische an, auf seine Kasten wachsen in der
Klasse der Vögel und Säugethiere die Hemisphären aus ihm hervor. Bei meinen Untersuchungen
drängte sich mir daher auch die Frage auf, wie beide sich nach Alter, Geschlecht und Racje verhalten
möchten, und ich dehnte meine Wägungen auch auf diese Abschnitte aus. Meine Ergebnisse sind
nun folgende:
13 Was das A lter betrifft, so hat den schwersten Wurm der zu früh geborene Knabe £308 des
Cerebellum), dann folgen zwar geringere Grössen, es begegnen uns aber doch weit häufiger viel
bedeutendere, als im Erwachsenen, nämlich 12—13?, und zwar sowohl bei Knaben, als bei Mädchen.
Im Erwachsenen kommen viel häufiger 78 vor, wenn auch keineswegs höhere Zahlen gärfzlich mangeln.
Das kleine Kind hat also verhältnissm ässig mehr Wurm, als der erw achsene
Körper. Ein Resultat, das ganz gut mit obigem zootomischen Gesetz harmonirt.
2) Was das G eschlecht anlangt, so gebe ich in Folgendem die Durchschnittszahlen für beide
Geschlechter, nach dem A lter geordnet.
M änner.
A lte r nach Jahren.
F ä lle .,
17—29
5
30—39
6
40—49
4
50—59
12
60—69
5
70—79
4.
80—89.
Gewichtsverhltn. d. Wurms
zu den Hemisphären.
7 ,9 :9 2 ,1 9,2 4 ; 90,76 9,89 :9 0 ,1 1 11,36 : 88,64* 9,19:90,81 8 ,4 6 :9 1 ,5 4 —
W e i b e r.
F ä lle . 4 1 4 | 1 5 1 , 5 . 1 2 -
Gewichtsverhltn. d. Wurms
zu den Hemisphären.
12,56 : 87,44 12,97 : 87,03 12,14 : 87,86 | 9,65 : 90,35 9,11 i 90,89 | 9,30 : 90,70 9 8 ,7 : 91,3.
Diese durchschnittliche Zusammenstellung lässt nicht verkennen,
dass die Hemisphären des.kleinen Gehirns besser bedacht sind im männlichen
Geschlecht, als im w eiblichen, und dass dort der Wurm von den zwanziger
und dreissiger Jah ren bis zu den fünfziger zunimmt, dann aber wieder
abnimmt, im w eiblichen Körper hingegen von 20 — 50 Jahren v orherrsche,
hierauf aber schnell auf 9?, ja in den achtziger Jahren auf 8S h e rabsinke.
.
Durchschnittlich würde der Unterschied ungefähr 0,565S betragen. Kind und Weib stimmen dem-
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