Aus dieser Tabelle ersieht man, dass meine beiden Cimbern und der Dresdner K roate mit
59—66* Länge des Schädels (Gehirns} obenan stehen (auch der Celte von R etzius 60,1*}. Dann
folgen die K affem mit 58—59*, hierauf die N eger mit 57—58*, und zwar sind beide Geschlechter
derselben kaum von einander unterschieden (nur 0,02*}. Auch der Ava re bringt es zu 59*, was mit
der Nachricht von K laproth übereinstimmt, dass die benachbarten Abasen des Kaukasus einen
auffallend langen, von beiden Seiten zusammengedrückten Schädel haben sollen. Dann folgen einzelne
Malaien (Nicobare, Bengalese, Kangaroo-Seeländer} mit 58 — 59*, während die anderen
mehr den mongolischen Typus zeigen und nur 52—57* Hirnlänge erreichen. Zu 578 bringen es die
alten A egypter, deren Zwischenscheitelbein meistens stark gewölbt hervorsteht (nach R etzius’
Messung die doiichocephalischen Altperuaner 57,8* und der Angelsachse 57,0*}, ferner die F ranzosen
und die Bajadere, während der F ak ir mit 54* an den Mongolentypus mahnt. Der röm ische
K rieger von R etzius hat 56,3*. Die Guanchen erreichen nur 55 —56S, die Slaven
(Russen, Croaten} 56*, die Neugriechen, die sich, wie die Türken, durch einen mehr kugelrunden,
hohen, hinten steil abfallenden Schädel auszeichnen, sogar nur 54 — 55* (ja in R etziu s’ Beispiel
sogar 52,6*1)}, ebenso die Ju d en (?). Unter den mongolischen Völkern haben die Chinesen,
Japanesen, Tungusen, Lappen, Finnen, Ungarn 55-56* (die U rbritten nach
R etzius’8) Maasse 54,4* und der Urirländer 55,55*}, dann folgen die B aschkiren mit 53,82*
und dieBuräten mit 53,75*. Zu unterst stehen aber die durch Kunst .verkürzten Schädel der A ltperuaner
mit 46* (Incaperuaner nach R etziu s’ Messung3) 52,3*3 Ränge, so dass hier die
Breite sogar die Länge überlriffl, während andere Amerikaner zwischen 55 — 588 schwanken.
Die Extreme der Dolichencephalen und Brachyencephalen würden also 20* Unterschied haben.
Von 46 — 568 Länge reicht die Reihe der Brachyencephali, von 56 — 66* die der Doiichencephali.
Bedenken wir, dass die Dolichocephali vorzüglich entstehen durch das Hervortreten des Zwischenscheitelhirns
*), die Brachycephalen durch Entwickelung des Scheitelhirns und was damit zusammenhängt,
so scheint es naturgemäss, die drei UrmenschenraQen nach den drei Abtheilungen des
Schädeldaches und ihren respectiven H irnabschnitten einzutheilen.
Die A equatonalrape, die Neger, zeichnen sich durch einen grossen, bis zu 59* reichenden
Längendurchmesser und folglich durch eine grössere Entwickelung des Z w ischenscheitelhirns
(hintersten Hirnlappen} aus. Es sind horoines in te rp a rie ta le s.
Die Mongolen mit ihren zuckerhutartigen hervorgetriebenen Scheitelbeinen und ihrer brachyce-
phalischen Schädelform, die auf einer besonderen Entwickelung der Scheitelgegend beruht, haben ein
grösseres Scheitelhirn. Es sind h o n tin cs p a rte te il cs.
Die K aukasier endlich mit ihrer eben so hohen als breiten Stirn, gegen welche die übrigen
Schadeigegenden zurucklreten, haben ein grösseres S tirnhirn. Sie sind die K om ines fro n ta le s .
Insofern nun die Höhe des Schädels von der Höhe der Stirn, seine Breite von dem Scheitel-
wmbel, seine Länge endlich von dem Zwischenscheitelbein und den zu allen diesen gehörigen Hirnabschnitten
herrührt, können die Kaukasier auch die Hochschädier oder H ochhirner (Aepyence-
phali}, die Turanen die B reitschädler und B reithirner (Brachyencephali}, die Neger endlich
Langschadler oder Langhirner (Dolichencepbali) genannt werden5).
In jeder dieser Abteilungen aber wiederholen sich in verschiedenen Comhinationen alle diese drei
Urfonnen wieder, indem zuweilen durch Breite einigermaassen die Länge derselben ersetzt wird, wenn-
gleich mit einer solchen Modification der Form wahrscheinlich auch Modificationen der körperlichen und
geistigen Richtung verbunden seyn werden. Jeder der drei charakteristischen Knochen drückt auch den 1
1) M üller’s Archiv. 1848. S. 390.
2) a. a. 0. 1849. S. 562. 572.
3) a. a. 0. 1849. S. 173.
4) Retzius a. a. 0. S. 267 folg.
5) A. Z e u n e , üeber Scbädelbildaog zur festeren Begründung der Meneebenrncen. Berlin, 1846. S. 11 o. folg.
übrigen mehr oder weniger seinen Typus auf, die Mischra<jen und Mifechvölker aber werden mehrere
dieser Urtypen des Gehirns vereinigen.
Nach Aufstellung eines Systems der Windungen des grossen Gehirns werde ich unten in besondere
nationale Eigenthümlichkeiten einzudringen den Versuch machen.
Zweites Kapitel.
Von den inneren Organen des grossen Gehirns insbesondere.
Nachdem ich den Verschiedenheiten der allgemeinen Abtheilungen des grossen Gehirns nach Alter,
Geschlecht und Ratje nachgeforscht hatte, ging ich bei meinen Untersuchungen zu den besonderen Abschnitten
über und theile in den folgenden Seiten die fraglichen Eigenthümlichkeiten 1) der wichtigeren
Organe um die Hirnhöhlen und 2) der Windungen des grossen Gehirns mit.
A. Von den Vierhügeln, Sehhügeln und Streifenhügeln.
Ich habe die Vierhügel, Sehhügel und Streifenhügel nicht einer'Wägung — wobei man leicht
Missgriffe thun kann — sondern der sichereren Messung ihrer freien Oberfläche unterworfen und mich
folgender Methode bedient.
Meines rotirenden Zirkels und einer Triangulirung ihrer gewölbten Oberfläche konnte ich mich
wegen der Weichheit dieser Theile nicht bedienen. Ich liess mir daher von unserem geschickten Uni-
versitätsmechanikus Braunau eine grosse Anzahl von kleinen Vierecken aus Messingblech von 25—
1 ÜMill. vollkommen genau fertigen. Diese legte ich dicht an einander auf die Oberfläche jener
Hirnganglien und erhielt dadurch so genau, als es nur immer möglich ist, den Flächeninhalt derselben.
Diese Methode ist zwar empirisch, aber sie leistet mit Sicherheit das Nöthige, und eine genauere rationelle
Methode für diese so irrationalen Curven war mir nicht möglich aufzufinden.
Ich maass die Oberfläche der hinteren Vierhügel von der Mittellinie bis zu der Furche zwischen
Haube und Fuss des Hirnschenkels, die vorderen aber bis zu ihren Armen.— Die obere Fläche
der Sehhügel maass ich von den Hornstreifen bis zu ihrem inneren und bis zu ihrem hinteren
Rande. — Der S treifenhügel endlich wurde von seinem kolbigen Anfänge an im Vorderhirn der
Seitenhöhle bis an die Stelle seines Schwanzes, wo er in das absteigende Horn umbiegt, d.h. bis zur
Ebene des hinteren Randes des Sehhügels., gemessen, und zwar nach A lter und Geschlecht.
K i n d.
GescAhllteecrh. t und Hintere Vierhügel.
VoIrId.ere Vierhügel.
SehIhIüI.gel.
StreIiVfe.nhügel.
GewiVch.t des groHssi,r nus.. kl.
I : II. III: IV. I—sen11 H: igrrno.sSIIuIm
um. eI Vv..
Weibl. Kind v. 2* J. - ■ . - 875 850 □ Mill. II 50,72 : 49,28g T 1725DM.
W e i b e r .
Weib 180 244 1150 1150 DMill. 1102:117 42,5:57,5 50 50 38,4:61,6g 2300DM.
Weib von 50 Jahren 200? 150? 850 800 — — 1 • —• 51,51 48,49g — 1650 —
Kinderlose von 70 J. — — 975 1025 — . H • > j 48,8 51,2g — 2000 —
Kinderlose von 30 J. 725 850 — • — f 46,02 53,68g
Mä n n e r .
Mann 189 250 875 .1150 1316:190 43,1:57,0 43,2 : 56,8g 33,4: 66,6g(2025DM.
Mann von 50 Jahren 186 226 700 875 45,4 : 54,9 44,4 : 55,6g — 1575 —
50 Jahren ■ ■ —. 800 • 1150 4&zrr 141,03:58,97g' 1950 —
Mann von 50 Jahren . • .— _ 650 850 — 43,31:56,69g — 1500 —
Mann von 40—50 J. ~ — 800 4250 M — - , 39,0:61,0g
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