woraus ich das Miltel ziehe von 13,258 für das männliche, 12,918 für das weibliche Ilinler-
hauptshim.
Parchappe •) gibt die Verhältnisse in folgender Art:
Mann.
Gapzes Hirn 1323 Grmm.
Ilinterhauptshirn 1<9 —
grosses Hirn 1155 —
! = 13,42 : 86,588.
Weib.
1212 Grmm.
i4 7 ,;X ; i
1055l2fc.3 = 12,15: 87,858.
In seinen „Untersuchungen über das Gehirn u. s. w.“ (TParis 1836. I. Mem. p. 9 9) gibt er
ferner von 13 geistig gesunden Menschen von 30 — 60 Jahren und von 9 geistig gesunden Weibern
aus denselben Jahren die Gewichte des Hinterhauptshims und des grossen Gehirns an. Die von mir
berechneten Durchschnittszahlen dieser 22 Hirne sind folgende:
Mann. Weib.
Ganzes Hirn 1350 Grmm. 1208 Grmm.
H interhauptshirn 175
grosses Hirn 1175 1 = 12,94:87,068. 146 1062 —
: 11,8 8 : 88,128.
In beiden Angaben lallt demnach der Ausschlag des Gewichts des Hinterhauptshirns zu Gunsten
des männlichen Geschlechts aus und beträgt 18.
Die deutschen Anatomen haben ihre speciellen Beobachtungen nicht veröffentlicht, neigen sich
aber auf die Seite des schönen Geschlechts, wie K rause, Arnold u. A. Nach K ra u se 2) ist die
Grösse des kleinen Gehirns in beiden Geschlechtern beinahe gleich, wegen der geringeren Grösse des
grossen Gehirns der W eiber betrage seine Masse aber bei diesen ungefähr i (— 12,58), bei den
Männern aber 8 Q= 11,1183 der ganzen Masse des Encephalon, was mit Ham ilton’s Angaben
zusammenfällt.
Leuret 8) hat, um diese Frage zu lösen, durch G érard Marchant und Lassaigne auf der
Thierarzneischule zu Alfort an 43 Pferdehirnen das Gewichtsverhältniss zwischen grossem, kleinem
Gehirn und verlängertem Mark, welches durch Geschlecht und Castration herbeigeführt wird an
10 Hengsten, 12 Stnten und 21 Wallachen untersuchen lassen. Ich gebe davon hierbei die Mittelzahlen,
die ich aus den angegebenen Specialgewichten berechnet habe.
G e sc h le c h t. H irn .
H i n t é r h a u p t s h i r n.
H irn . K le in e s H irn . V e r lä n g e r te s M a rk .
H e n g ste . 534,8 433
80,83
61,30
60,21
19,17g
40,5 Grmm.
39,79 $.
S tu te n . 5Ö7 410,7 61.25
63.25
35,58 Grmm.
36,75 p
80,96 19;Ö4 0
W a lla c h e n . 519,62 419,33
èrf,62
70,1
69,3jl
19-38
31,14 Grmm.
30,66 $. >
Wenn nun L euret 4) auf Grund dieser Untersuchungen gegen Gall’s Salz za Felde zieht; dass
1) M ém . sur le volum e d e la tê te et d e l’encephale chez l'hom m e.
2 ) Handbuch der Anatomie S. 993.
3) A n a t. com parée d u systèm e nerveux. Vol. 1. p . 427.
4) Die Tabelle von L e u r e t ist übrigens reich an großen Additions- und Druckfehlern, nach denen er unglücklicherweise die Ver-
hältnisszahlen auch berechnet h at, so dass ich genölhigt w ar, alle seine Zahlenreihen umzurechnen,‘ wobei ich sie zugleich in
die «auf meiner eigenen Thierlafel gebrauchten procentische Form gebracht habe. | j | | Bei Vergleichung dieser Zahlen mit den
von mir an d e u ts c h e n Pferden gefundenen Werthen wird man nebenbei, den sonderbaren Raçenunterschied bemerken, dass
die Gehirne d e u ts c h e r Raçe durchschnittlich scjiwèrer sind, als die der f r a n z ö s is c h e n , nnd zwar vorzüglich das grosse
Hirn in éèîncib Verhältniss zu dem Hinièrhauptslirn, indem dort faàt constant 600 Grmm. Gesammthirn," hier nur 500 Grmm.,
bei L e u r e t ’s Pferden (und auch bei B o u rg e rÿ )' nur 80$ grossis H irn, bei meinen denlschen PferdeÜt dagegen stets 82—
das kleine Gehirn der Sitz des Geschlechtslriebes sey, so stimmt gleichwohl, wie man sieht, sein
eigenes Resultat mit der Angabe von Gail über das Vorherrschen des Hinterhauptshirns im männlichen
Geschlecht überein, da die Hengste 19,178 Ilinterhauptshirn, die Stuten nur 19,048 besitzen,
wenn auch, nimmt man das eigentliche Cerebellum für sich im Vergleich zu dem grossen, die
Hengste allerdings um 0,578 im Nachtheil gegen die Stuten erscheinen und das verlängerte Mark, das
ganz besonders in den Hengsten entwickelt ist, weniger bei den Stuten und am wenigsten bei den
Wallachen, bei dem bedeutenderen Gewicht des Hinterhauptsfiirhs die Hauptrolle spielt. Dieses Resultat
stimmt übrigens nicht mit den unten ahzuführenden Resultaten beim Menschen überein. Auch
ist leider bei L euret nicht angegeben, ob die Brücke zum verlängerten Mark oder zum kleinen Gehirn
gerechnet ist. Wenn wir annehmen können, dass in dem verlängerten Mark bei L euret die
Brücke mit enthalten ist, so haben von ihr meine éigenen Untersuchungen gezeigt, dass sie beim
Hengste schwerer als in der Stute und besonders als im Wallach ist. Das Waohsthum der Brücke
aber hält gleichen Schritt mit der Vergrösserung der Hemisphären. Die bedeutende Vergrösserung des
kleinen Gehirns bei dem Wallach nach L eu re t’s'Tabelle liegt also nicht sowohl in den Hemisphären,
als im Wurm, der im entgegengesetzten Verhältniss der Entwickelung zur Brücke und zu den Hemisphären
steht. In der That hat in meinen Beispielen der Hengst 45,48, die Stute 45,68 und der Wallach
56,98 Wurm. Das kleine Gehirn wächst hier daher zwar allerdings, geht aber damit doch in seiner
Vollkommenheit eher rückwärts als vorwärts, schreitet eher auf dem Wege der Involution als der Evolution
fort; insofern nur der niedere Abschnitt desselben, der Wurm, sich vèrgrössert und die Brücke
und die damit connexen Halbkugeln Zurückbleiben.
Mag also auch das kleine Gehirn beim Wallach im Ganzen schwerer seyn, als bei Hengst und
Stute, so ist es doch nicht vollkommener, und die Argumentation von L euret gegen Gail verheft
hierdurch die Schärfe.
Ich habe nun, um einen sicheren Boden zu gewinnen, alle mir zugänglichen fremden Wägungen
menschlicher Hinterhauptshirne gesammelt, in beifolgenden Tabellen zusammengestellt; die verschiedenen
Gewichte auf Grammen reducirt und nach Geschlecht, jedes Geschlecht aber wieder nach dem
Alter geordnet. Man findet namentlich auf der einen Tabelle eine Uebersicht der Beobachtungen von
R eld; Peacock und mir, und auf der anderen meine eigenen noch besonders, in einer übersichtlichen
Form. Nichts ist bei solchen Vergleichungen nothwendiger, als die Berücksichtigung des Alters;
denn dieses' wirkt auf das Gehirn noch mächtiger als Geschlecht und Rape, und man kömmt sonst auf
ganz fehlerhafte Resultate und Schlüsse.
Diese meine eigenen 60 Wägungen von 22 weiblichen und 38 männlichen Gehirnen zeigen:
1) In allen Altern hat das männliche Geschlecht ein absolut schwereres Hinterhirn, als das weibliche.
Dort schwankt es von 14 bis 90 Jahren von 170 bis 183 Grammen, hier von 122 (4553 bis
166 Grammen.
23 In der aufsteigenden Lebenshälflo erreicht das Hinterhauptshirn sein Maximum im 20. bis 40.
Jahre *); denn im 20. bis 29. Jahre betrug es im männlichen Geschlecht 13,178 des ganzen Gehirns,
im weiblichen 12,328, im 30.—39. Jahre dort 13,248, hier 12,738.
33 Da um diese Zeit die Blülhezéït des Lebens ist, so darf ich, indem ich mich den Resultaten
von Gail, Parchappe, S änkey u. A. anschliesse, den Satz als ausgemacht ansehen, dass das
Hinterhauptshirn im männlichen Geschlecht, das grosse Hirn im weiblichen dem Gewicht nach
bevorzugt sey.
848 gefunden wurden. Fast komisch ist es, dass, wie sich unten ergeben wird, auch seihst die beiden Völker darin ihren
Hausthieren gleichen!
1) Auch auf der Tabelle III der W e n z e l steigt das relative Gewjcht des Hinterhauptshims bis zum 22. Jahre, wo er 12,60$
erreicht, von da an zeigen ihre Zahlen immer geringere W erthe bis zum 88. Jahre. (Einen Fall eines 80jährigen Greises
ausgenommen, wo es, wahrscheinlich aus derselben Ursache, welche dieses Resultat im höheren Alter bei meinen eigenen
, Untersuchungen herbeigeführt haben mag, 13,52$ beträgt.)