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 Vor der st rängen  des Rückenmarkes zusammen.  Ihnen  gebührt also  der  Name  der  Windungen  der  
 V order-  oder  O livenstränge,  der Haube  oder der  Sehhügel. 
 Auf ähnliche Weise  werden  sich  die Hinterstränge  des Rückenmarkes  verhalten  und  steht  ihre  
 Zweitheilung in  zarte  Stränge  und  K eilstränge  damit  vielleicht  theilweis im  Connex.  Wenigstens  
 dringen  die  ersten,  ohne  Anlheil  am  kleinen Gehirn  zu  nehmen,  wesentlich  in  die Haube  ein,  
 laufen  also  wahrscheinlich  mit  deren  übrigen  Fasern  dem  H interlappen  zu,  Während  die  Keilstränge, 
   nachdem sie ihren Antheil  an  das  Cerebellum abgegeben  haben,  wahrscheinlich in  die  V orderlappen  
 sich begeben.  Jedoch  ist der  Endverlauf derselben  weniger  klar. 
 Ein anderer wesentlicher Mangel  der Physiologie ist aber,  dass  wir die  physiologische  Natur  
 der  Seiten stränge  noch  nicht  genau  kennen  und  nur  wissen,  dass  sie  entschieden  motorisch  
 und in ihren hinteren Lagen  wahrscheinlich  auch  sensibel sind.  Ausserdem  wird  eine weitere  
 Untersuchung  an  jedem  der vier Rückenmarksstränge ausser dem  Verlaufe als  Ganzes auch  den ihrer  
 einzelnen Blätter und Bündel studiren müssen  und  so und auf experimentellem Wege ihre functionellen  
 Eigenthümlichkeiten festzusleUen haben.  Liesse sich der Satz von Bell halten,  dass die Seitenstränge  
 eine  respiratorische Bedeutung  haben,  so  würde  damit sehr gut ihre endliche Verbreitung in  der  
 Substanz  der  Streifenhügel,  als  der  mit  dem Geruchsorgane  in naher  Beziehung  stehenden Hirnganglien  
 harmoniren;  denn  der  Geruchssinn  selbst  ist  der  Respirationssinn  und  wahrscheinlich  hat  das  
 ganze Stirnhirn  eine verwandte  Bedeutung,  selbst  in  seinem  Hemisphärentheile  oder  dessen psychischer  
 Thätigkeif.  Eine entgegengesetzte Bedeutung  dürfte  dann  aber  auch  dem Scheitelhirn  zufallen. 
 Fünftes  Kapitel. 
 D as  Hi r nw a s s e r . 
 Es ist  durch die Versuche  von  E cker u. A.  nachgewiesen,  dass  die  respiratorische Hirnbewegung  
 vorzüglich  auf Rechnung  des  Hirnwassers  Ct'luidum  cerebrospinalej  kömmt,  welches  bei  der  
 Exspiration  durch die Anschwellung der Blutleiter des Wirbelkanals aus dem  äusseren und  dem inneren  
 (Subaracknoidealraum)  Sacke  der Arachnoidea  des  Rückenmarkes  in  den  Sack  der  Spinnengewebehaut  
 des Hirns und in dessen  Ventrikel  heraufgetrieben  wird  und  das Hirn  und  seine Häute  auftreibt  
 und füllt,  seine  Thede  befeuchtet,  entfaltet,  um  im Acte  der  Einathmung  wieder  zu  sinken und um  
 das Rückenmark ebenso zu befeuchten,  während  das Gehirn  zusammenfällt. 
 Dadurch  erschemt  die Arachnoidea  als  die  einzige  seröse Haut  unseres Körpers,  welche  selbst  
 im  gesunden  Zustande  eme  grosse  Menge  Ihierischen Wassers  absondert,  wovon  ihr Sack mehr  
 oder  weniger  angefüllt  ist.  Herzbeutel,  Brustfelle,  Bauchfell  und  eigenthümliche  Scheidenhäute  der  
 Hoden werden davon nur  befeuchtet,  ohne  dass  es  sich auch  nur  tropfenweis  ansammelte,  und  eine  
 nur  geringe Anhäufung desselben ist  bei  ihnen  schon  als  ein  abnormer Zustand  anzusehen,  ja  wirk-  
 '   ' " ‘   f   Das  Rückenmark  der Säugethiere  dagegen  bedürfen  dieser  hin-  „nd 
 herfluthenden Menge  ihres Wassers  und der Mensch  ist  -  sit  venia  verbo  süchtig,  auch  im  gesunden  Zustande. -   immer  hirnw asser-  
 Diese  Eigenlhümlichkeit  der  Arachnoidea,  wodurch  sie sich  als  seröse  Haut  der animalen  Sv-  
 sleme  von der zweiten vegetativen  Serom  CBauchfeJI nebst seinen Anhängen:  Herzbeutel,  Brustfelle  
 und Scheidenhaute  ))  wesentlich unterscheidet,  erstreckt  sich  sogar  auf  ihre  zu Auge  und  Ohr  ge-  
 en  en  uss  pungen.  Im Augapfel setzt sie sich in  den Zwischenraum von  Sclerolica  und Chorioi-  
 ea  s  atmna  fusca,  Descemet’sche Haut und  als Oberaderhaut fort und entwickelt sich,  wie ich 
 1)  H u sc lik e ,  Handbuch  der  Splancbnologie.  S.  191. 
 an einem  anderen Orte gezeigt habe,  durch Umschlag nicht  nur  als die die Augenkammern  auskleidenden  
 Serosa und  Epithelialschicht,  sondern  auch  als Glashaut  und  Glaskörper,  zu  den mit Humor  vi-  
 treus und aqueus  gefüllten Apparäten,  deren  Abfüllung  mit diesem thierischen Wasser  sogar  eine unerlässlich 
 e  Bedingung  ihrer  Thätigkeit  ist.  Dasselbe  geschieht  am  Ohr.  Sein  hartes  Labyrinth  
 ist mit  einer Fortsetzung  der Arachnoidea ausgekleidet und mit Serum (Colunnischem Wasser) gefüllt,  
 ohne welches  die  akustische Wirksamkeit  des weichen  Labyrinths  nicht  möglich  wäre.  Beides  also,  
 wie  das Hirn  und Rückenmark,  physiologisch  nothwendig  wassersüchtige Organe! 
 Die Säugethiere  sind  noch mit Hirnwasser  versehen,  aber in geringerem  Grade, Vögel und  Amphibien  
 gar  nicht.  Ihr  Hirn  liegt  entweder  genau  an  der  Innenfläche  des  Schädels  an  oder  es  hat  
 wenigstens  nicht  ein  so  bew egliches  Serum  um  sich,  sondern  mehr  eine  fettige  Sülze,  die  sich  
 nicht vor- und rückwärts  bewegt  (Fische). 
 Nimmt allerdings  die Menge  des  inneren  (in den Ventrikeln  befindlichen)  Hirnwassers  von der  
 ersten embryonischen Zeit an ab,  so nimmt dagegen antagonistisch  das  äussere (an der Oberfläche der  
 Nervencentra  befindliche)  Hirnwasser  verhältnissmässig zu, in dem  Verhältnisse,  als die  Hemisphären  
 und Windungen  an  Bedeutung  und  Umfang gewinnen.  Abzapfung  desselben macht Apathie und  Verwachsung  
 der Arachnoidt®. wird  von  Störungen  des Hirnlebens  begleitet  vielleicht  in  noch  höherem  
 Grade,  als  eine Verwachsung  anderer  seröser Häute  die  Thätigkeit ihrer Eingeweide stört. 
 Jedoch  giebt es  ohne  Zweifel  Stellen  auch  am  menschlichen Gehirn,  wohin es nicht  dringt.  So  
 zeigen  wahrscheinlich  zum  Theil  deshalb  die  Schädelknochen nicht  überall  gleich  scharfe  und  tiefe  
 Abdrücke der Windungen  und Furchen  des grossen Gehirns, wie namentlich nicht die Mittelgegend der  
 Calotte,  während Seiten  und  Grundfläche  der  Schädelhöhle  scharf  ausgeprägte juga  und  impressiones  
 haben  (Augenhöhlendach,  grosse Flügel,  Schuppe,  Felsenbein,  unterer  Theil der Scheitelbeine,  fossa  
 cerebri des Zwischenscheitelbeins),  wobei freilich  der Druck mitwirken mag,  wie denn auch  die Pia  
 mater an der Unterfläche  des  Gehirns  selten so verdickt  wie oben  angetroffen wird. 
 An der Aussenfläche des unteren Wurms  des kleinen Gehirns steigt  das Hirnwasser  in einen nach  
 oben,  etwa  in  der  Gegend  der  kurzen  Querbänder,  blindgeschlossenen  Sack  der Spinnengewebehaut  
 herauf und berührt  also  nicht  den  oberen Wurm.  Dagegen umspült es Brücke und Markknopf.  Oeff-  
 net  man  die Schädelhöhle  gefrorener  Leichen,  so  findet  man  beide  ganz  umgeben von  Eisscherben,  
 die sich  dann  an  den Seiten der  Vierhügel heraufziehen,  dagegen keine  am Cerebellum,  besonders  an  
 den  Hemisphären.  Am grossen  Ilirn sind  alle  seine  Höhlen mit  Eis  gefüllt.  Berührt das  Hirnwasser  
 also  bei niederen Thieren nur  die inneren körperlichen Centra des Gehirns,  das Centralgrau,  so  scheint  
 es  bei  den Säugelhieren  und  dem Menschen,-auch  dem  psychischen,  peripherischen  Grau  zu  dessen  
 vollem Leben  nothwendig  zu  seyn. 
 Mit  der Menge  dieser Flüssigkeit  und  ihrer  verschiedenen  Anhäufung  hängt  es  nun  zusammen,  
 warum  die kubischen  Messungen  der  drei  Schädelwirbel  nicht  genau  mit den Wägungen  ihrer  re-  
 spectiven Hirnabschnitte  übereinstimmen.  Vielmehr ist  der  Scheitelwirbel viel besser bedacht,  als  das  
 Scheitelhirn,  wenn  dessen  Gewicht  mit  den  beiden  anderen Abtheilungen  procenlisch  verglichen  wird,  
 wie  folgende  Zusammenstellung  es  anschaulich  macht.  Es  verhält  sich  nämlich bei 
 M an n   F ra u   K in d 
 der  Inhalt* des  Scheitelwirbels  zum  Stirnwiriiel  wie  81,6:18,4$  82,6:17,4$  85,3:14,7$,  
 das  Gewicht  des  Scheitelhirns  zum  Slirnbirn  wie  75,0 : 25,0$  75,5 : 24,5$  81,5 : 18,5$. 6^ $ "   "7^$"  3,8$. 
 Aus dieser  Vergleichung  ist  ersichtlich,  1)  dass  die  Differenz zwischen  dem Inhalte  des  Scheitelwirbels  
 und  dem  Gewicht  des  Scheitelhirns  bei  beiden  Geschlechtern  ziemlich  dieselbe  ist,  nämlich  
 G — 78,  beim Kinde hingegen nur  die  Hälfte  (3,8*),  so  dass also  wahrscheinlich  die  durch das Hirnwasser  
 herbeigeführte Hirnbewegung  nur  die  Hälfte  so  stark  seyn  möchte,  als  beim  Erwachsenen, 
 sich bewegt,  auf- und  absteigt;  2)  dass  man bei Messungen von Schädelhöhlen ungefähr  so  viel Pro- 
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