68
Dies stimmt sein' gut mil den Eigentümlichkeiten, welche das Alter offenbarte. Das Weib ist
ein fortwachsendes Kind und verleugnet auch am Gehirn, wie an so sehr vielen anderen Theilen des
Körpers, seinen kindlichen Typus nicht. Jedoch hat es sich weit über den Typus eines Neugeborenen
erhoben und ist dem männlichen Baue so nahe gerückt, dass es nur um 18 Hinterhauptshirn
weniger hat, als der Mann, während dieses in den ersten Wochen des Lebens 6 — 78 weniger hätte,
als im Erwachsenen. Daher auch die häufigen Ausnahmen von jener Regel, welche bewährte Anatomen
verführt haben, dem weiblichen Hinterhauptshirn den Vorzug einzuräumen. Trennt man
vorzüglich nicht die verschiedenen Aller, so kann man leicht ein falsches Ergebniss erhalten.
V) Namentlich steigt sein Gewicht bei beiden Geschlechtern in den 70 — 80er Jahren, sowohl
das absolute, als das relative. Wie wir sahen, nimmt das ganze Gehirn hier häufig wieder zu, ganz
besonders aber das Hinterhirn, es erreicht in alten Weibern sogar das relative Gewicht von 13,148,
was, da das Volum der Schädelhöhle im höchsten Alter abzunehmen pflegt, entweder seinen Grund
hat in dem bei hohen Jahren in den seitlichen Himhöblen reichlicher sich anhäufenden Hirnwasser,
wodurch nothwendig das Hinterhirn in einen procentischen Vortheil kommen muss, oder in einer Verdichtung
seiner Substanz, und seine Gewichtszunahme würde demnach in keinem Falle das Zeichen
einer höheren Entwickelung seyn.
5) Selten kömmt ein Hirn eines gesunden Erwachsenen vor, wo das Hinterhauptshirn weniger
als 128 betrüge, wohl nie von 9—108, häufig von 13—1+8, ja in seltenen Fällen 15—168, mehr aber
nirgends. Nur im krankhaften Zustande ändert sich diese Proportion. So haben namentlich Idioten
und Himwassersüchtige nach Abfluss des Wassers, das sich hauptsächlich im grossen Hirn zu sammeln
pflegt, ein relativ schwereres Hinterhauptshirn, und umgekehrt, Menschen mit allgemeiner Entzündung
des grossen Gehirns, auch selbst wenn man die weiche Hirnhaut von ihm abzieht, wegen
Vermehrung und Verdichtung von dessen Substanz, sowie wegen Blutreichthum ein verhältnissmässig
leichteres Hinterhirn, als man nach Geschlecht und Aller vielleicht erwartet.
t>) Die bedeutenden Zahlen (15—Ihn) des Hinterhirns fallen in R eid’s Tafeln vorzüglich auf
leichte Gehirne. So bei einem Schuhmacher von 6+ Jahren mit 1155 Grmm. Hirn, bei einem Hutmacher
von 59 Jahren mit 1109 Grmm., einem Schlotfeger von 32 Jahren mit 1194 Grmm. Ebenso
hat P archappe’s grösstes männliche Gehirn (1829 Grmm. und 208 Grmm. Hinterhirn) nur 11,378,
sein grösstes weibliches (137+ Grmm., Hinterhirn 163 Grmm.) nur 11,868 Hinterhirn. Schwere Gehirne
scheinen es also vornehmlich durch ihr grosses Gehirn zu seyn und erinnern an den Zustand
der frühen Kindheit, auf dessen Typus sie stehen geblieben sind. Indessen ist dies nicht ausnahmslos.
P archappe’s leichtestes Gehirn eines Mannes (1135 Grmm. und 93 Grmm. Hinterhirn) hat sogar
nur 8,198, sein leichtestes weibb’ches (112+ Grmm. und 120 Grmm. Hinterhirn) nur 10,688 Hinterhirn.
Im Allgemeinen also scheinen grosse Köpfe (wenn sie nicht hirnwassersüchtig sind) ein relativ
leichteres Hinterhauptshirn zu haben.
7) Dass die S tatur nicht nur in geradem Verhältniss auf das Gewicht des ganzen Hirns wirkt,
sondern auch im umgekehrten auf das Hinterhauptshirn, lässt sich aus Parchappe’s Tafeln berechnen.
Mä n n e r .
5 g rö s s e r e . 5 k le in e
S t a to r 1742 1634
J a h r e 4L 34
H irn 1330 1254
g ro s s e s 1169 1115
k le in e s 161 158
Hiernach ergibt sich für das Hinterhirn
der grossen Männer 12,118,
— kleinen ' —. ‘ ° 12,238,
Lange Staturen haben also zwar ein absolut
verhältnissmässig weniger Hinterhauptshirn.
W e i b e r .
re . 5 g r ö s s e r e . 5 k le in e r e .
1617 1525 Mill.
39 48.
1218 1193.
1068 1041.
149 151.
der grossen Weiber 12,608,
— kleinen — 12,668.
schwereres Encephalum, als kleine Menschen, aber
über das Gewichtsverhältniss des grossen und kleinen Hirnbezirks bei beiden Geschlechtern, in Procenten berechnet nach dem
Vergleichende Tabelle
Aller und zusammengestellt im Durchschnitt aus 206 Wägungen von Parchappe, Reid, Peacock und Huschke.