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 Dies stimmt  sein'  gut  mil  den Eigentümlichkeiten,  welche  das  Alter  offenbarte.  Das Weib ist  
 ein  fortwachsendes Kind  und verleugnet  auch  am  Gehirn,  wie  an  so  sehr vielen anderen  Theilen  des  
 Körpers,  seinen  kindlichen  Typus nicht.  Jedoch  hat  es  sich weit  über den Typus  eines  Neugeborenen  
 erhoben  und  ist  dem  männlichen  Baue  so  nahe  gerückt,  dass  es  nur  um  18  Hinterhauptshirn  
 weniger hat,  als der Mann, während dieses  in  den ersten Wochen  des Lebens  6 — 78 weniger hätte,  
 als im Erwachsenen.  Daher  auch  die  häufigen  Ausnahmen  von  jener Regel,  welche  bewährte Anatomen  
 verführt  haben,  dem  weiblichen  Hinterhauptshirn  den  Vorzug  einzuräumen.  Trennt  man  
 vorzüglich  nicht  die verschiedenen Aller,  so  kann man leicht  ein falsches Ergebniss  erhalten. 
 V)  Namentlich  steigt  sein  Gewicht  bei  beiden  Geschlechtern  in  den  70 — 80er Jahren,  sowohl  
 das absolute,  als das  relative.  Wie  wir  sahen,  nimmt  das  ganze Gehirn  hier häufig  wieder zu, ganz  
 besonders aber  das Hinterhirn,  es  erreicht in  alten Weibern  sogar  das  relative Gewicht  von  13,148,  
 was,  da  das Volum  der Schädelhöhle  im  höchsten  Alter abzunehmen pflegt,  entweder  seinen  Grund  
 hat  in  dem  bei  hohen Jahren  in  den  seitlichen Himhöblen  reichlicher  sich  anhäufenden  Hirnwasser,  
 wodurch nothwendig  das Hinterhirn in einen  procentischen Vortheil  kommen muss,  oder in einer Verdichtung  
 seiner  Substanz,  und  seine  Gewichtszunahme  würde  demnach  in  keinem  Falle  das Zeichen  
 einer höheren  Entwickelung seyn. 
 5)  Selten  kömmt  ein  Hirn  eines  gesunden Erwachsenen  vor,  wo  das  Hinterhauptshirn weniger  
 als 128 betrüge, wohl  nie von 9—108,  häufig  von 13—1+8, ja in  seltenen Fällen 15—168, mehr aber  
 nirgends.  Nur  im  krankhaften  Zustande  ändert  sich  diese Proportion.  So haben  namentlich Idioten  
 und  Himwassersüchtige  nach  Abfluss  des  Wassers,  das  sich hauptsächlich im  grossen  Hirn  zu sammeln  
 pflegt,  ein  relativ  schwereres  Hinterhauptshirn,  und  umgekehrt, Menschen mit  allgemeiner Entzündung  
 des  grossen  Gehirns,  auch  selbst  wenn  man  die weiche Hirnhaut  von  ihm abzieht,  wegen  
 Vermehrung  und Verdichtung  von  dessen  Substanz,  sowie wegen Blutreichthum ein verhältnissmässig  
 leichteres Hinterhirn,  als man nach  Geschlecht und Aller vielleicht  erwartet. 
 t>)  Die  bedeutenden  Zahlen  (15—Ihn)  des  Hinterhirns  fallen  in R eid’s  Tafeln  vorzüglich  auf  
 leichte Gehirne.  So  bei  einem  Schuhmacher von  6+  Jahren  mit  1155  Grmm.  Hirn,  bei  einem  Hutmacher  
 von  59  Jahren mit  1109  Grmm.,  einem Schlotfeger von 32  Jahren  mit 1194 Grmm.  Ebenso  
 hat P archappe’s  grösstes  männliche Gehirn (1829  Grmm.  und 208  Grmm.  Hinterhirn)  nur 11,378,  
 sein  grösstes  weibliches  (137+ Grmm., Hinterhirn 163  Grmm.)  nur 11,868  Hinterhirn.  Schwere Gehirne  
 scheinen  es  also  vornehmlich  durch  ihr  grosses Gehirn  zu seyn  und  erinnern  an den  Zustand  
 der  frühen Kindheit,  auf dessen Typus  sie  stehen  geblieben  sind.  Indessen  ist  dies nicht ausnahmslos.  
 P archappe’s  leichtestes Gehirn eines  Mannes  (1135  Grmm.  und  93  Grmm.  Hinterhirn)  hat sogar  
 nur  8,198,  sein leichtestes  weibb’ches  (112+ Grmm. und 120 Grmm. Hinterhirn)  nur 10,688 Hinterhirn.  
 Im  Allgemeinen  also  scheinen  grosse  Köpfe  (wenn  sie  nicht  hirnwassersüchtig  sind)  ein  relativ  
 leichteres  Hinterhauptshirn  zu  haben. 
 7)  Dass  die S tatur  nicht  nur  in geradem  Verhältniss auf das  Gewicht  des ganzen  Hirns wirkt,  
 sondern auch im umgekehrten auf das Hinterhauptshirn,  lässt sich aus  Parchappe’s  Tafeln berechnen. 
 Mä n n e r . 
 5  g rö s s e r e . 5  k le in e 
 S t a to r 1742 1634 
 J a h r e 4L 34 
 H irn 1330 1254 
 g ro s s e s 1169 1115 
 k le in e s 161 158 
 Hiernach  ergibt  sich  für  das  Hinterhirn 
 der  grossen Männer  12,118, 
 —  kleinen '  —. ‘ ° 12,238, 
 Lange Staturen haben  also zwar  ein absolut 
 verhältnissmässig  weniger Hinterhauptshirn. 
 W e i b e r . 
 re .  5  g r ö s s e r e .  5  k le in e r e . 
 1617  1525  Mill. 
 39  48. 
 1218  1193. 
 1068  1041. 
 149  151. 
 der  grossen Weiber  12,608, 
 —  kleinen  —  12,668. 
 schwereres  Encephalum,  als  kleine  Menschen,  aber 
 über  das  Gewichtsverhältniss  des  grossen  und  kleinen Hirnbezirks  bei  beiden  Geschlechtern,  in  Procenten  berechnet nach  dem  
 Vergleichende  Tabelle 
 Aller  und  zusammengestellt  im  Durchschnitt  aus 206  Wägungen  von  Parchappe,  Reid,  Peacock und  Huschke.