anfangs noch ganz einfach und ohne Aesle, in dem grössten Thcilc seines Verlaufes frei und durch
eine Langenfurche, worin er liegt, vom Balken wie von der vierten Urwinduhg getrennt, vorn und
hinten aber mit dieser Windung verbunden.
L eurct nimmt 14 Gruppen von Säugelhieren an, deren Windungen nach Zahl und Anordnung
sich von einander unterscheiden.
1) Glatte H irne, die nur eine Andeutung einer Sylvischen Grube haben und selbst unter dem
Ilirn eines Papageies stehen. (Fledermäuse, Igel, Maulwurf, Desman, Eichhorn, Ralle, Ilydromys,
Elenomys, Ziesel, Myoxus, Myoxus murinus und museardinus, Aroicola, Mus dornest., Spermophy-
lus, Olomys, Oryctcropus, Mus sylcalicus und decumanus, Omithorhynchus.J
2) Hirne ohne Windungen, aber mit einzelnen L ängeneindrücken neben der Millel-
spalte ausser der schärfer ausgeprägten Sylvischen Grube. Jene deuten die vierte Urwindung an
und diese entsteht also unter ihnen zuerst. (Murmelthier, Callomys, Ondalra, Helamys, Castor,
Stachelschwein, Hase, Kaninchen, Aguti; Paca, Meerschweinchen, Tenrec, Utia, Didelphis mit
Tasche.) Am Hirn des Capybara, dessen Untersuchung mir Herr College Bisch off in Giessen freund-
lichst erlaubte, konnte ich schon sehr deutlich drei Gyri primitivi unterscheiden, wovon aber der
oberste, neben der Milteispalte geschlängelt vorwärts laufende am vollkommensten äusgebildet war,
weniger und theilweis unterbrochen die beiden anderen.
3) Hirne mit scharf ausgeprägten vier Urwindungen, ausser L eu ret’s Gyrus supraorbitalis
und fornicatus. (Fuchs, Wolf, Hund.)
Im Bär wird die Sylvische Grube verhältnissmässig länger, aber dritte und vierte Urwindung sind
noch vielfach mit einander verschmolzen..
Im W olf haben jene vier Urwindungen viel zahlreichere Eindrücke und eine sehr verlängerte
Furche an der dritten , wo im Fuchs nur ein Rudiment existirt.
Noch vielfacher sind ihre Schlängelungen beim Hunde, die dritte Windung ist so getheilt wie
beim Wolfe und statt ihrer auch wohl die vierte, die überhaupt hier mehr variirt nach der Zahl der
Eindrücke und der Ausdehnung der Schlängelungen. Je grösser der Hund und seih Hirn, desto mehr
nehmen sie zu (z. B. bei wilden Doggen, wo auch die zweite Windung, statt sich, wie beim Fuchs
und Wolf, hinten abzurunden, hier viel breiter wird, als im Schäferhunde und sich dem Katzenbau
nähert. Der Gyrus supraorbitalis, der sich im Wolfe verdoppelt, ist beim Hunde einfach.
4) Bei den K atzen haben zum Unterschiede vom Fuchshirn die vier Windungen noch mehrfache
Anastomosen. Namentlich hat sich die erste von der zweiten Urwindung oben und vorn, also
ziemlich in der Mille ihres Ringes, noch nicht getrennt, sondern steht damit durch eine b reite, supplementäre
Windung, beim Löwen und Panther durch eine schmale in Verbindung. Ebenso drille
mit vierter Urwindung nach hinten auf der linken Halbkugel mit vielen Variationen. Der Bogenwulst
schickt am vorderen Drittel des Balkens von der hier liegenden scharf gezeichneten, k reuzförmigen
Furche L euret’s eine Verlängerung vorwärts herauf zur vierten Windung. Die Kaizen
haben also drei Supplemenlärwindungen und die dritte Windung ist hinten noch nicht gabelförmig getheilt,
wie im Fuchs. Alles wohl einen niederen Typus bezeichnend!
5) Es erscheinen nur drei äussere Urwindungen. nebst Gyrus supraorbitalis und fornicatus, ausserdem
aber viele Varietäten. So macht die Zibethkatze den Uebergang von dem Bär zu dem Fuchs
und hat eine Verbindung der ersten und zweiten Urwindung an ihrem vorderen Halbringe und eine
gabelförmige Spaltung der dritten Windung hinten, wie beim Fuchs, aber nicht beim Bären.
Die G e n e 11 e steht zwischen der Zibethkatze und der Mustela foina. Die hintere Furche, welche
die erste Windung hinter der Fossa Sylvii trennt, fehlt bei ihr, jene ist nur grösser.
Also heim Fuchs vier Windungen, bei der Z ibethkatze drei, von denen Eine gabelförmig
gespalten ist, bei der Genette drei ohne Theilung.
Der Coati hat drei Windungen. Die erste ist vorn schmal, hinten breit, vorn unter der zweiten
Windung (ebenso bei Marder, Fischotter und selbst beim Bär). Die zweite ist umgekehrt gebaut,
ja beim Bär vorn sogar sehr beträchtlich aufgetrieben. Desgleichen bei Fischotter, Waschbär,
Marder, Dachs, aber mit vier bis fünf Eindrücken des vorderen Stückes der zweiten Windung.
Dadurch wird der vordere Abschnitt des grossen Gehirns grösser und die Sylvische Grube schiefer,
vor Allem bei der Fischotter, und das grosse Gehirn deckt mehr vom kleinen, als beim Bär. _ Oben
und vorn verbindet sich die zweite Urwindung mit der dritten durch eine vorwärts laufende Nebenwindung.
— Die dritte Windung ist bei Mustela furo einfach und regelmässig und hat eine Furche nach
hinten, beim Coati mehrere Eindrücke, bei der Fischotter sogar tiefe Einschnitte und beim Bär Spuren
ihrer Trennung in zwei Windungen. Wenn also hier der hintere Lappen mehr entwickelt ist, so
der vordere bei der Fischotter. Jedoch hat der Bär vorn und oben menschenähnliche Undulationen
der Windungen.
6) Die Manguste ist der Zibelh- und Genettkatze ähnlich.
7) Drei Windungen (Unau, Ai, Tatu, Pangolin, Phascolomys, Damen), beim Unau fast wie
bei der Katze, beim Pangolin wie bei der Genette. Die kreuzförmige Furche fehlt.
8) P te r o p u s , das Känguruh, O ry c tc r o p u s c a p e n sis haben nur zwei äussere Urwindungen,
von denen die erste sehr geschlängelt nach hinten läuft, die zweite weniger. Das Känguruh
zeigt Spuren von Unterabteilungen. Einfacher und wenig geschlängelt und noch unregelmässiger sind
sie beim Ameisenfresser des Cap, dem Kaninchen ähnlicher bei Pieropus.
9) Hierher gehören Hirsch, Reh, Kameel, Schaf, Ochs, Pferd. Beim Schaf gibt Leu-
ret nur zwei Urwindungen an mit vielen Theilungen, Schlängelungen und Eindrücken. Allein die
erste ist so klein, dass L euret sie fälschlich mit der Insel vergleicht, welche jetzt noch gar nicht
existirt, und die zweite für die erste angibt. Die vierte Urwindung ist hier in der Mitte schmal, breitet
sich aber rückwärts stark aus und ist daselbst ein einfacher Wulst, im Dammhirsch aber schon gabelförmig
gespalten. Der Bogenwulst theilt sich beim Pferde in zwei über einander liegende Windungen
von vorn bis hinten, am wenigsten in der Mitte, was beim Ochsen nur angedeutet ist, beim
Meerschwein nur vorn, ebenso beim Elephanten, wo aber die dritte und vierte Urwindung sich an
der inneren Seite gerollt haben und sehr zusammengesetzt sind.
10) Die Schw eine haben viel Aehnlichkeit mit den vorigen, auch in einigen Stücken mit den
Katzen und der Zibethkatze, aber Eine Windung (ausser der vorn und über der ersten und zweiten
des Sus Tonquin und nach aussen von der vierten beim Eber) ist ihnen eigenthümlich, jedoch vollkommen
nur rechts, links nur angedeutet. Beim Schwein CTonquinJ ist auch die vordere Hälfte der
ersten noch mit der zweiten verflossen und beide machen eine einzige dicke Windung aus, beim Eber
sind daraus schon zwei geworden.
11) Beim Seehund ist die obere Urwindung dreifach nach hinten, vorn doppelt, davon setzt
sich die innere ihrer vorderen Theilung in die innere Windung fort, welche am vorderen Theile des
Hirns vorspringt; auch diese ist, statt einfach, wie bei Schwein, Katze und Schaf, hinten am kleinen
Gehirn doppelt und dreifach. Sonach hat der Seehund drei Windungen, eine innere, die rückwärts
dem Menschen und Affen ähnelt, eine äussere sehr unregelmässige an der Sylvischen Grube
und dann noch eine Windung, die sich von vorn nach hinten erstreckt und zwei Drittel der ganzen
oberen Fläche der Hemisphäre ausmacht, mit zwei Unterabtheilungen vorn und mit drei hinten. —.
Die kreuzförmige Furche liegt hier vorn, statt oben.
12) D elphin, W alfisch u. s. w. haben vier Furchen, die von vorn nach hinten ununterbrochen
an jeder Hemisphäre verlaufen und wovon die innere den, Bogenwulst von den übrigen trennt
und die drei anderen die vier Windungen der Aussenfläche begrenzen. Beim Walfisch sind nur die
Eindrücke und Unterabtheilungen zahlreicher.
13) Der E lephant hat nicht nur merkwürdig zahlreiche Schlängelungen und Sinuositäten und
erinnert dadurch am meisten an den Walfisch und den Menschen, sondern auch ausserdem drei obere
Windungen oberhalb des Bogenwulstes.
14) Die Affen, und vorzüglich die Makis, haben keine so grossen und geschlängelten Win-
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