Dass das Verhältniss zwischen H interhauptshirn und grossem Hirn bei allen Nationen
dasselbe sey, muss schon darum bezweifelt werden, weil es auch in einem und demselben Stamme
nicht bei allen Individuen ein gleiches ist. Was ein Individuum aber für einen Stamm, für ein Volk
ist, das sind die einzelnen Völker wiederum für ganze Ragen und Stämme. Sie haben die Bedeutung
von Individuen.
In der That wird man in meiner Tabelle schon Andeutungen von solchen Verschiedenheiten bemerken,
selbst unter den Gliedern Einer Menschenrage.
Nach den übereinstimmenden Wägungen von Parchappe und L elut berechne ich das mittlere
Gewicht des HinlerhauptshirnS der F ranzosen zu mehr als 13° des ganzen Gehirns, das der Engländer,
Flamänder und D eutschen auf nicht ganz so viel, sondern zu 128 und etwas darüber.
Die Glieder des germanischen Stammes scheinen also mehr grosses und verhältnissmässig weniger
kleines Gehirn zu haben, als der celtisch-rom anische Stamm.
P arkes untersuchte 23 männliche Asiaten, vorzüglich Hindus und verglich neben anderen
Organen auch ihr grosses und kleines Gehirn mit dem von 38 europäischen (englischen) Soldaten
in Ostindien. Es verhielt sich nun dem Gewichte nach das kleine Gehirn jener Asiaten zu dem der
Europäer wie 1: li, das grosse Gehirn wie 1: 1£. Die Hindus haben also verhältnissmässig mehr
kleines Gehirn, als die Engländer, und setze ich das ganze englische Gehirn zu 14-35 Grmm. Mittelgewicht,
das kleine zu 177,'das grosse zu 1258 Grmm. (nach R eid’s Tabellen), so würde das
Hirn eines Hindu (Malaien?} nur 1176 Grmm. betragen, was mit den kubischen Messungen des kleinen
Hinduschädels in gutem Einklänge steht. Das kleine Gehirn (Hinterhaujitshirn} hat aber danach
ein Gewicht von 157,7 Grmm., das grosse von 1117 Grmm. und folglich das Hinterhaupfshirn
13,48, das grosse 86,68. Jenes würde 18 mehr betragen, als ein englisches Hinterhauptshirn, und sich
dem celtischen Typus nähern, ihn aber doch etwas übersteigen. Das Verhältniss würde auch selbst
dann ein höheres bleiben, wenn wir mit Parchappe gegen B ichat, C ruveilhier und Longet
einen Einfluss der Statur auf die Grösse des Gehirns annehmen und hiernach die kleine Statur der
Hindus in Abrechnung gestellt wird, indem bei Ausgleichung des Alters und der Statur P ark es für
das kleine Gehirn das Verhältniss angibt von 1: l-A-, für das grosse von 1:18. Alle von Parkes
untersuchten Hindus waren übrigens Gefangene aus hoher Kaste, die wahrscheinlich nie Fleischnahrung
genossen hatten.
Meine wenigen kubischen Messungen des Inhalts des Hinterhauptswirbels von Raijenschädeln hatten
ebenso, wie die Flächenmessungen, ein zweifelhaftes Resultat. Die letzteren messen nach der mir
möglichen Methode, wie wir sahen, weniger von der Länge des Hinterhauplswirbels, als es wün-
schenswerth ist; denn gerade der Länge nach ist der Negerschädel, wie überhaupt, so auch im
Bezirk des kleinen Gehirns, sehr entwickelt. Ebenso sein Hirn. Lege ich die Messungen der Quer-
und Längendurchmesser des Cerebellum beim Neger und Europäer von Tiedemann l) zu Grunde;
so hat es beim
Neger einen Querdurchm. von 41 ,75'" und einen Längendurchm. (der Wurm) von 28,885"'
EUa-opüerj^fey ^ ffl-^ ^ - — 48,50"' — — aK gBw s-'-S— - — ' — 29,42'".
Beide Durchmesser verhalten sich also
beim Neger wie 59,11: 40,898,
— E uropäer — 62,24 : 37,768.
Beim Neger steht demnach der Längendurchmesser um 3,138, beim Europäer der Querdurchmesser
um eben so viel im Vortheil. Dort ist die Gestalt des Cerebeljum rundlich und erinnert an
das der Säugethiere, z. B. an seine rundliche Gestalt bei den Wiederkäuerh und Alfen.
Dieser Gegenstand wird bei der Untersuchung der einzelnen Abschnitte des Cerebellum weiter zur
Sprache kommen.
1) a. a. 0 . S. 50.
Gewicht des Hirns
v e r s c h i e d e n e r Ra g e n und Vö l k e r .
R a ç e n und V ö lk e r. Körper. Hirn. [Hinterhaupts-, grosses Gehirn.
[2 Pf. 2 0 | Loth Kasseler Silbergewicht.] - 1260,68 Grmm. . ■
14jähriger Neger. (S ö mm e r r in g a. a. 0 . S. 57.
20jähriger N eger, gross, schön und stark. (S öm -
m e rr in g .) ' ' — 1354,5 183,2
13,53 :
1171,3 Grmm.
86,47g.,
23jähriger Neger. (P e a c o c k a. a. 0 . S. 103.) 57155
97,97 :
1290
2,03
198,45
15,4 :
1091,5 Grmm.
84,6g.
40jähriger Congo-N eger. (P e a c o c k S. 106.) S 1308,5 170,5 •
13,03. :
1138 Grmm.
86,97g.
N eger< Neger. (M a sc a g n i.) • — . ' 1 10 %.
(737 Grmm.?) -
( = 753 G r.) - - 1
Neger. (T ie d e m a n n .) p | 2 H 3 g 2 3 .
N eger, gross. (C o o p e r.) ■ g H I 49 3
( = 1458 Gr.)
Negerin. (P e a c o c k .) — 46 f .
( = 1304 Gr.) -
Negerin. (M a s c a g n i.) — ÜB au
( = 15^7 Gr. ??) - ! > t* rs n # i
Eingeborener von Bombay, von gemischtem Ursprung, 60 Jahre.
(P e a c o c k .)
34475
97,1 19
1006 Gr.
2,9g
H in d u . (P a rk e s .) - ■ 1176 157
13,4 : 1119 Grmm.
86,6g.
F r a n z o s e n nach P a rc h a p p e . - 1323 179
13,42 :
1155 Grmm.
86,58g.
Ä L e l u t . — 1320 176
13,07 (,33?) :
1170 Grmm.
86,93g.
/ . B o u rg e ry . 1321 1126»97i§P 1152 Grmm.
87,3g.
S c l o t t e n nach H a m ilto n . 1 H 1309 Gr. _
E n g l ä n d e r , im Durchschnitt von 50 Wägungen von 17—
50jährigen Männern, von mir berechnet (aus R e id ’s Tabeil.). — 1435 177 f l
12,3 ;,
1258 Grmm.
87,7 g. .
F lam ä n d e r von 21—29 J., nach 3 Wägungen von G lu g e, 60,000 1482,6 187,66 wenn ich 7 Grmm. für M e d. oblong, binzurecbne 97,53 0 A7S. 12,6 : 87,34g.
D e u ts c h e , nach 18 Wägungen männlicher Hirne von 17tl®f
50 Jahren. — 1416 175'
12,36 :
1236 Grmm.
87,64g.
L ith a u e r . (P e a c o c k .) — 1318,5 161
12,3 :
1167,'5 Grmm.
87,78.
4. Das G e wi c h t d e s g r o s s e n G e h i r n s u n d d es H i n t e r h a u p t s h i r n s b e i S ä u g e t h i c r e n
u n d Vögeln.
Beifolgende Tabelle enthält 31 Wägungen der Gehirne verschiedener männlicher und 21 weiblicher
Säugethiere und ebenso 21 Wägungen des männlichen Gehirnes verschiedener Vögel und 13 desgleichen
weiblicher Vogelhirne.
Bei den Säugelhieren nahm ich vor Allem Rücksicht auf das Gewichtsverhällniss vom grossen und
kleinen Gehirnbezirk und auf die vier Hauptelemente des Hinterhauptshirns ([Wurm, Halbkugeln,
Brücke und verlängertes Mark), bei den Vögeln auf dieselben Theile, mit Ausnahme der Brücke und
meist auch der Hemisphären des kleinen Gehirns, dagegen wurde die Vierhügelmasse gewogen.
Die Resultate über das Verhältniss beider Hirne sind folgende:
a) Bei den allermeisten Säuget liieren erhebt sich das Hinterhauplshirn über die im menschlichen
Körper regelmässige Proportion von 12—138, indem es von 11—258 des ganzen Gehirns wechselt.
Die Reihenfolge stellt sich aber etwa so: * .