steigen schief rückwärts zu krümmen. Auch am Gehirn der Buschmann in steht sie und ihre Centralwindungen
viel senkrechter oder querer, als beim E uropäer, wo sie von oben bis unten schiefer
liegt. Uebrigens beginnt ihre Entwickelung oben, an dem dritten Längenzuge, und sie senkt sich
dann bei den höheren Alfen immer tiefer mit dem Klappdeckel herab, wird auch immer tiefer und
tiefer.
3) Misst man die Länge der Hemisphäre von dem unteren Ende der Centralfurche nach vorn und
nach hinten, so verhalten sich diese Linien
bei Sim ia sabaea . . . . . . .% $ |= 20 : 34 Mill. = 37 : 63 g
— — n e m e str in a .................................... / . = 26 111 : 42 — = 38,0 : 62,0 g — T r o g l o d y t e s ....................................= 38 : 56 — — 40,4 : 59,6 g
beim N e g e r....................................................................65 : 90 — = 41,9 : 5 8 ,1 g
Deutschen (nach A rn o ld ’s Tafel 6) = 70 : 86 — = 44,9 : 5 5 ,1 g
Italiener (nach R o la n d o ’s Tafel) . = 88 : 92 — = 48,9 : 51,1g.
Hieraus scheint eine allmählige Verlängerung der vor der Centralfurche befindlichen Abschnitte
der Hemisphären hervorzugehen von den Affen’ an bis zum europäischen Menschen.
Dasselbe Resultat ergiebt eine Vergleichung der Länge des Balkens sammt dem VordemBalken
an der Innenfläche mit der übrigen hinter dem Balken liegenden Länge der Hemisphäre.
Sim ia nemettrina 42 : 26 Mil!. :__ 64,3 : 35,7 $
Orang-Utang . 57 : 35 — = 62,1 : 37,9g
Ctiiinpanse . . 62 s 37 B = 62,6 : 37,4 g
Neger . . . 104 - 50 — = 67,5 : 32,5 g
Neugeborenes . 62 : 31 — = 66,7 : 33,3 g
Europäer . . . 121 : 50 — = 76,6 : 23,4 g.
4) Sieht man die Windungen überhaupt an, so sind sie am Negerhirn weit gröber. Besonders
auffallend grob und einfach sind die Längenwindungen bei der Buschmännin. Auch am Abguss der
Schädelhöhle des Caraiben fand ich gröbere Windungen, als sie am europäischen Hirn zu seyn pflegen.
Ganz besonders fallt am Negerhirn und noch mehr am Hirn der Bojesman-Venus die ausserordentliche
Entwickelung, respective B reite der dritten vorderen Urwindung ([neben der Mittelspalte
des Gehirns) auf im Vergleich mit der des Europäers. Sie ist fast ganz in zwei Längenwindungen
zerfallen und daher ohne Inseln. Auch diese Eigenthümlichkeit erinnert an den Bau des europäischen
W eibes, während der Mann einen schmalen, wenn auch reich mit Inseln besetzten dritten
vorderen Zug hat. Es entsteht dadurch auch der Schein von vier Urwindungen, wie bei den Thieren.
Jedenfalls ist also wohl das Stirnhirn früher in seiner Mittellinie ausgcbildet, als an den Seiten, womit
die Schmalheit, der fast vollständige Mangel eines Stirnhöckers an der Negerstirn u. s. w. Zusammenhängen
mag. Auch bei den Carnivoren ([Hund, Katze) ist wenigstens der vorderste Theil der
vierten Urwinduug auffallend breit und gewunden.
5) Dagegen sind die rückwärts laufenden Gyri der hinteren Centralwindung beim Neger wenigstens
viel grösser, wenn auch gerade nicht sehr fein gegliedert. Ebenso der Gyrus temporalis supe-
rior ([die hintere Hälfte der ersten Urwindung). Er ist
beim Negerhirn von T ie d e m a n n 12 JEU., der übrige Scbläfenleppen 16 MiU. boeb = 46,4 : 53,6 J
Europäer von R o la n d o 12 — — __ 34 ~ = 2 6 1 : 73 9 £
m m ~ A rn o ld 11>5 - — 30 — ' = 27,7 ; 7 2 ,3 J
Er scheint also allmählig dünner zu werden, was uns sonderbar scheinen könnte, insofern die
vordere Hälfte der ersten Urwindung sich gerade immer mehr vergrössert, wenn wir nicht wüssten,
dass, wie die ganzen Hirnlappen, so die vorderen und die hinteren Urwindungen zu einander
im Gegensatz stehen und der Defect in den vorderen Urwindungen gewöhnlich durch
eine bessere Entwickelung der hinteren gedeckt wird.
6) Am meisten ist der lobulus luberis parietalis beim Neger im Vortheil, auch selbst im Vergleich
mit den Läppchen des Interparietalhirns. Besonders colossal ist auch der gyrus ascendens zwischen ihm und lobulus parietalis posterior.
?) Sind aber auch die Läppchen des In terp arietalh irn s am Negerhim voluminöser, als am
Hirn des Europäers, wie es denn auch schon beim Affen und Neugehorenen in grossem Vortheil ist.
Nehme ich die Länge des Z w ickels und hinteren Endläppchens, so machen sie von der Länge
der ganzen Hemisphäre bei den Affen 23,5t aus, bei dem Chimpanse sogar 31t, beim Orang-Utang
29t, beim Neger 22,4t, beim Europäer 20t.
8) Betrachtet man die Innenfläche der Hemisphären, so scheint beim Europäer die über dem
Balken befindliche Höhe derselben im Verhältniss zur Länge der Hemisphäre bedeutender zu seyn,
als beim Neger und den Affen. Hier verhalten sie sich nämlich dazu wie 17*018:8311, beim Europäer
21 —22 :79—78t. Misst man nun die zweierlei Gyri, die an der Innenfläche liegen, nämlich
die Höhe des Bogenwulstes und die über ihm liegenden vorderen Längenwindungen der dritten Urwindung
, so ergiebt sich, dass sich ihre Höhe zu einander verhält beim Europäer wie 37—38: 63—621,
bei Simia Troglodytes wie 41:59t. Also sind es die oberen Längenwindungen, welche allmählig
bis zum Europäer an Höhe zunehmen, nicht der Bogenwulst, der im Gegenlheil dieselbe Grösse behält
oder sogar abnimmt und sich fast nur durch Verästelung mehr vervollkommnet.
9) Beim Neger hat das Vorderende des grossen Gehirns eine stumpfer abgerundete Gestalt, als
beim Europäer, womit vielleicht der Mangel der Tubera frontalia zusammenhängt, den man sowohl beim
Neger- als auch Kaffernschädel bemerkt hat ( [ v a n der Hoeven). Zum Theil liegt die Ursache im
Gyrus oinguli, der zwar gleich vor dem Knie des Balkens auch beim Neger den starken und mehrglie-
derigen aufsteigenden Ast abgiebt, welcher den Stamm des Bogenwulstes von den oberen Windungen
trennt; dieser ist aber kürzer, hebt daher den oberen Theil des Stirnhirns nicht so hoch empor, wie
im Europäer, wodurch eine mehr abgerundete, als hohe Gestalt des Stirnhirns entstehen muss. Beim
Chimpanse und Orang-Utang ist jener Ast noch niedriger und fehlt sogar beim ersteren fast gänzlich, sein
Hirn ist daher vorn zwar auch stumpf, aber mehr parabolisch, beim Neger und Orang-Utang kreisrund.
Beim Pavian ist das vordere Ende der Hemisphären spitz in Folge der sparsamen Verästelung
der drei Urwindungen, welche hier alle schmal zusammenlaufen, ja es sind hier und an ihrem Anfänge,
an der vorderen Centralwindung, ihrer nur zwei, diese daher aber an dem letzteren Orte breit.
Beim Neger ist ferner der hinterste aufsteigende Ast des Bogenwulstes, der zum Vorzwickel in
die Höhe geht und daher dieser selbst, ansehnlich.
Aus Allem diesen geht hervor, dass das Negerhirn, sowohl das grosse wie das kleine,
ja auch das R ückenm ark, den Typus des kindlichen und weiblichen H irns eines
E uropäers besitzt und ausserdem sich.dem Typus des Hirns der höheren Affen nähert.
Diese Aehnlichkeit des Negerhirns mit dem des europäischen Weibes würde noch grösser seyn,
wenn sich nicht beide wesentlich dadurch von einander unterschieden, dass jenes sich durch Länge,
dieses durch Breite auszeichnet. Jenes hat ein noch entwickelteres Zwischenscheitelhirn, bei diesem
hingegen ist verhältnissmässig mehr der Scheiteltheil der Hemisphären entwickelt, als dieses.
Welche weiteren Verschiedenheiten am Negerhim exisliren, ob, wie bei Simia Troglodytes, nach
van der Kolk, der Triangle orbitaire von Foville schmaler ist, die Sylvische Grube nicht so lief,
die Insel weniger entwickelt und offener ist und vor der Sylvischen Grube liegt, die nicht so vollkommen
vom Klappdeckel bedeckt wird u. s. w., bedarf weiterer Untersuchungen, sowie denn auch
die obigen Punkte an einer grösseren Anzahl von Negerhirnen geprüft werden müssen.
An dem Wachsabgusse der Schädelhöhle eines Caraiben fiel mir ausser der begreiflichen Flachheit
des Stirnhirns noch insbesondere auf, dass auf beiden Seiten der mittlere Zug der vorderen Längenwindungen
U " über dem Augenhöhlendache stark eingedrückt war. Dagegen waren es keineswegs
die drei Urwindungen, eine Stelle etwa ausgenommen, die jenen seitlichen Eindrücken correspon-
dirte. Dagegen stand die erste Urwindung gleich über dem äusseren Augenwinkel hügelartig beträchtlich
hervor. Die Windungen des Schläfenlappens waren breit und stark und standen horizontaler.
Bei einem M'aduresen stiegen diese Windungen schiefer abwärts, das Stimhirn war klein
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