macht den Uebergang zu dem Menschen, der ungefähr in der Milte beider steht. Das Weib hat
aber einen verhallnissmässig günstigeren, resp. längeren Türkensattel und der Mann nähert sich dem
Affen und Fuchs.
B. In verschiedenen Altern des Menschen und der Sängctliiere.
\ Aus begreiflichen Gründen habe ich hierüber nur sehr wenig Messungen anstellen können, will
aber doch das Wenige nicht verschweigen, was ich gemessen habe. Es verhielt sich nämlich
bei einem jungen Schwein die Länge des IF. Wirbelkörpers — 19 Mill. zum I. Wirbelkörper s : ' 25 Milt. — 1 : 1,32.
— älteren — — — — — = 23 — -----------— $ ^ 2 9 jjgggfbgtl : 1,26.
— alten Eber — — — — =.*,35 — — — — . = 35 — — 1 :1 ,2 5 .
Hiernach kömmt mit dem Aller der Körper des II. Schädelwirbels in ein besseres Verhältniss zu dem
Zapfcnlheil des Hinterhauptsbeines.
An drei Kinderschädeln verhielt es sich auf entsprechende Weise, denn
bei einem 2jährigen Kinde verhält sich die Länge des II. : I. Wirbelkörper = 14 :1 6 Mill. = 1 :1,15.
J | p i § — 4jährigen — — — — — . — ■ - 'fiP 1 7 : 17 — = 1 : 1,00.
6jährigen — — — — — — P p | | ' — ' ' — 18:18 — = 1 :1 ,0 0 .
Ueber das Vcrhältniss der Breite zur Länge des Zapfenlheils ergab sich das Verhältniss:
bei einem ^jährigen Kinde *5«: 1 :1 ,3 4 .
— l^jährigen ■— = 1 :0 ,9 1 .
— 1^'ährigen — V = 1 : 1 , 2 2 .
— 12jährigen —- = 1 : 1,00.
"t— 17jährigen Jünglinge = 1 : 1,00.
Darnach nimmt also die Breite des Zapfenlhgils gegen seine Länge mit dem Aller zu, was nicht
überraschen kann, da wir von der Schädeldecke ebenfalls wissen, dass sie allmälig mehr in die Breile
wächst, als in die Länge. Vergleiche ich die Breile des Zapfenlheils jenes '|tjährigen Kindes (— 13
Millim.3 mit der Länge der ganzen Basis cranii (Vom vorderen Rande bis zur spina nasalis anterior
# 68 Mill.), so erhalte ich das Verhällniss von 1: 5,23, am erwachsenen Schädel hingegen verhielten
sich beide p | 21: 99 Mill.g- 1:4 ,71, die Breite war also auch hier im Vortheil.
Auch ist bei Feris und Herbhoris offenbar der Zapfenlheil verhältnissmässig mehr in die Länge
entwickelt, als im Affen- und Menschen-Schädel.
Die vielen Varietäten der menschlichen Schädfelform, welche man bei den wilden Thieren nicht
antrifft, werden gewiss auch hierauf ihren Einfluss äussem. "Wo der ganze Schädel mehr lang ist,
wird auch mehr oder weniger seine Basis mehr in die Länge gezogen seyn und umgekehrt, wie es
denn als Gesetz gelten kann, dass ein Thier, das sich durch Länge und Schmalheit oder Kürze und
Breite seiner Rumpfwirbel auszeichnet, auch einen schmalen oder breiten Schädel haben wird.
Im Durchschnitt zeigt die ganze Wirbelsäule, die des Rumpfes wie die des Kopfes, ein bis
zum Menschen allmälig zunehmendes Breiterwerden im Verhältniss zu der Länge der einzelnen Wirbel
und ihrer gesammten Länge. Nur auf diese Weise wird der aufrechte Stand der höchsten
Thiere möglich und ist er insbesondere die Folge der breiten Stützfläche, welche die Lendenwirbel und
das Becken geben. Auf demselben Bildungsgesetz beruht die von M. J. W eber gefundene Harmonie
zwischen der Breite und den Durchmessern des Beckens und den Durchmessern des Schädels
selbst bei verschiedenen Menschenra^en.
Endlich scheinen, wie der ganze Schädel, so auch dessen Wirbelkörper an Höhe mit fortschreitender
Entwickelung zu gewinnen. So verhielt sich die Höhe des Zapfenlheils an der Verbindungsstelle
mit dem Keilbeinkörper zu seiner Länge
H ö b e : L ä n g e :
beim ^jährigen Kinde 7 :1 5 Mill. s p \ • 2,15.
— Mann 1 3 :2 5 — = 1 :1 ,9 3 .
— Mann 14 : 26 — = 1 :1 ,8 6 .
g f | | | | | W eib tO : 23 ■— = 1 : 2,30.
m
Dies ist aber noch auffallender bei den Kaublhicren. Vielleicht ist es selbst eine allgemeine Eigenschaft
der ganzen Wirbelsäule. Auch die Ausdehnung in dieser Richtung (gegen den canalis pro
medulla spinali zu) trägt wenigstens, wie die B reile der Wirbelkörper, zur Sicherheit der aufrechten
Stellung bei, wenn man die Sache vom teleologischen Gesichtspunkte aus ansehen will, und
die Rumpfwirbel müssen auch nach diesem statischen Erforderniss mit der Annäherung zum Menschen
sowohl an Breite als an Tiefe zunehmen. Selbst der Körper des verkümmerten Nasenwirbels
(Pflugschar) gewinnt bekanntlich immer mehr an Höhe, womit dann wiederum die mit dem Alter zunehmende
Höhe der Nasenhöhle im Zusammenhänge steht.
Mag indessen Alles dieses eine allgemeine aus der Harmonie verwandter Organe hervorgehende
Regel seyn, so muss man doch, in Beziehung auf die Grösse, überhaupt jeder Wirbelabtheilung,
jedem einzelnen Wirbel, ja sogar allen einzelnen Hauptstücken eines W'irbels auch ihren besonderen
Entwickelungsgang zugestehen. So stehen manche im geraden, andere im umgekehrten, antagonistischen
Verhältniss ihrer Grösse, und selbst jedes Stück eines Knochen hat eine gewisse Selbstständigkeit.
Dies lehrt schon eine oberflächliche Betrachtung am ganzen Skelet und nicht weniger an
den drei Hauptslücken der Schädelwirbel. Wie am Atlas, so kommen z. B. auch an ihnen die Körper
gegen Bögen und Dornfortsätze in ein schlechteres Verhältniss nach dem Vorgänge des Gehirns,
dessen Basis verhältnissmässig gegen die Hemisphären zurückbleibf.
€. Bel den zwei Geschlechtern-
Kaum würde man glauben, dass der Unterschied der Geschlechter bis an die von der Geschlechls-
region entfernte, sexuell scheinbar so unwesentliche Grundfläche des Schädels heraufreicht. Und doch
ist es so, wie in folgenden sechs, leider mir allein zugänglichen Beispielen aus der Reihe der Säuge-
thiere nfoht zu verkennen ist.
Länge des 11. und I. Schädelwirbelkörpers. Verhältniss.
1. Hirschkuh 30 36 Mill. Ä ' ■ ■ 1 :1 ,2 1 .
Hirschbock 32 f 37 — 1 :1,06.
2. Reh 17 22 — — 1 :1,29.
Rehbock 22 20 — — 1 : 0,91.
3. Schaf 21 30 1 :1 ,4 3 .
Schafbock 28 34 — — 1 : 1,22.
Hammel 26 30 — — 1 : 1,16.
4. Stute 47 62 — — 1 : 1,32.
Hengst 53 64 - 1 1 — 1 : 1,20.
5. Sau — ■ Qljl — 1 : 1,42.
Eber 28 — — 1 : 1,25.
6. Häsin — 1 : 1,09.
Hase 12 13 — — 1 : 1,07.
Hieraus gehl hervor, dass im weiblichen Geschlecht der Z apfentheil des H interhauptsbeins
gegen den K örper des Scheitelw irbels verhältnissm ässig länger ist.
Leider war ich nicht im Stande, an anderen wilden oder Hausthieren diese Untersuchungen zu
erweitern. Entweder war im Katalog unseres zootomischen Museums das Geschlecht nicht angegeben
oder ich besass nur Ein Exemplar oder die Verwachsung der Wirbelkörper trat hinderlich entgegen.
An diesen sechs Beispielen ist aber die Uebereinstimmung des Resultates so auffallend, der
Unterschied beider Geschlechter hier und da so gross, dass eine Täuschung nicht möglich ist und ich
nicht zweifle, es werde auch bei anderen Thieren derselbe geschlechtliche Unterschied angetroffen werden.
Uebrigens harmonirt das Ergebniss sehr wohl mit dem Resultate über die Verschiedenheit, welche
das Alter herbeiführt. Wie die Kindheit sich durch einen längeren Zapfentheil auszeichnete, so
nun auch hier das kindliche Geschlecht im Verhältniss zum männlichen.
Der männliche Schädel scheint aber das wieder durch die B reite zu gewinnen, was er an Länge
verloren hat. Folgende Messungen deuten dies an: