der durchschnittlichen Gewichte der Himwägungen von Huschke.
Zusammenstellung
3. Gew i c h t d e s g r o s s e n H i r ns und de s H i n t e r h a u p t s h i r n s n a c h d e r Ra$e.
Es lässt sich Voraussagen, dass die anthropologische Anatomie, wie am Skelet und an anderen
Theilen, auch am Gehirn allerhand Eigenlhflmlichkeiten auffinden wird. Leider ist aber dieser in so
vieler Hinsicht höchst interessante Theil der Anatomie, der für die Geschichte und eine anthropologische
Psychologie manche schöne Resultate verspricht, so gut wie eine Tabula rasa, worauf die
Wissenschaft bis jetzt nur wenige, kaum leserliche Züge geschrieben hat. Reisende sind in der Regel
keine Anatomen und geben daher meistens nur Beschreibungen von Sitten und Gebräuchen, des Körpers
wird nur oberflächlich gedacht. Wollten doch die ethnographischen Reisenden nicht blos Fahnen
und Waffen, Geschirre upd Kleidungen, Fetische und Amulete sammeln, sondern auch die Köpfe und
Hirne der Bewohner, worin dieses Alles seinen Ursprung genommen. Ihr Sammlergeist würde dann
ausser der Curiosität auch der Wissenschaft einen Dienst leisten. Ganze Reiche sind hier noch zu
erobern, freilich nicht Gold und Edelsteine, aber der fruchtbare Boden einer neuen Erkenntmss.
Dermalen stehe ich hier vor einer Terra incognita, der Mittel beraubt, in sie mit Sicherheit einzu-
driogen. Wie wenig Nationalskelete schon befinden sich in den meisten anatomischen Museen! Von den
Weichtheilen vollends haben wir nur zerstreute spärliche Bruchstücke. Kein Wunder also, dass meine
Nationaltabelle über das Gewichtsverhältniss beider Hirne sich sehr ärmlich und lückenhaft ausiümmt.
Ein Anfang musste aber gemacht werden. Um ein Sandkorn sammelt sich der Berg, und hoffentlich
wird meine Bemühung bald von Anderen verdunkelt werden. Meine Tabelle habe ich mühsam zusammengelesen
aus zerstreuten Angaben von Mascagni, Sömmerring l), Tiedemann 2), Pea-
cock 3), Parkes ■ *), Gluge 5), Parchappe, Lelut u. A. Sie enthält nur Wägungen von Hirnen
mehrerer Neger, Hindus, Franzosen, Schotten, Engländer, Flamänder, Deutscher und Litthauer, sie
geben aber doch wenigstens schon einen Beweis, dass hier eine grosse Mannichfaltigkcit auch des Gewichts
herrschen wird.
Uebersieht man die Tabelle, so kömmt unter den aufgeführten Nationen das gewichtigste Hirn
den verschiedenen Gliedern des germanischen Stammes zu, den D eutschen, Engländern,
Flamändern. Sie erreichen im männlichen Geschlecht ein mittleres Gewicht von 1445 Grmm.
Hierauf folgen die S chotten und Franzosen, sowie der L itthauer, welche sämmtlich nur
ungefähr 1313 —1330 Grmm. erreichen. Jene gehören zu der romanisch -celtischen Abtheilung der
europäischen Völker. Der Ursprung der Litthauer ist nicht bekannt. Ihre Sprache aber steht von allen
europäischen Idiomen dem Sanskrit am nächsten. Zweifelhaft ist es daher, ob sie zu der Familie
der Slaven gehören, von deren Sprache die ihrige sehr ab weicht.
Zu unterst stehen die Neger und die Bewohner Ostindiens. Unter jenen kommen die Beispiele
der kleinsten Hirne vor, die man kennt (437—753 Grmm.). Jedoch varürt dies sehr. Wie
man sieht, giebt es hier auch Zahlen von 1458, ja, wenn Mascagni’s Angabe richtig ist, von
1587 Grmm. Es ist bekannt, dass die Bergneger, Kaffern und andere Binnenneger viel edlere Naturen
sind, als die Küstenneger. Bei allen anthropologischen Wägungen der Gehirne muss man nicht
versäumen, auch Statur und Gewicht des ganzen Körpers mit zu berücksichtigen. Nach Rücksichtnahme
auf diese Verhältnisse wird man aber doch zu dem Resultate getrieben, dass die Aequatorial-
ra<;c am niedersten steht hinsichtlich des Gewichts des ganzen Gehirns, wie namentlich schön aus den
Flächen- und kubischen Messungen hervorging.
Das kleinste Gehirn haben unter den kaukasischen Völkern die kleinen Hindus (1006—1176 Grammen),
wobei ihre niedrige Statur das ihrige mit beiträgt.
1) Ueber die körperliche Verschiedenheit des Negers vom Europäer. S. 57.
2 ) a. a. 0 .
3) a. a. 0 . S. 106 10.
4) M edical T im es 1847. p . 237.
5) Pathologische Histologie. Jena, 1850. S. 5.