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 Geschlecbtsbeslimmung,  die ersleren  ganze Reihen,  der letztere  von  einem 28jährigen Manne; 
 Die Hauptsache am Balken ist nicht  sowohl seine Breite,  als seine Länge  und Dicke,  weil er  
 fast nur aus  queren  senkrecht  gestellten  Blättern  und Fasern  besteht.  Seine B reite  deutet nicht  
 sowohl seine  eigene  Vollkommenheit,  als  die  Dicke  des  Bogenw ulstes  (Gyrus  fornicalus  Am.')  
 an, der sich  über ihn hinlegt und um so dicker,  um so  reicher an  seinen  Längslasern  wird,  je  breiter  
 die obere Fläche  des  Balkens ist,  würde  also  eher  als Maassstab  der  Grösse  von  diesem  angewendet  
 werden können.  Die  Dicke  des  Balkens wird von  K rause  am Balkenstamm  zu 2 —3111,  am Knie  
 zu -V77,  am Wulst  zu 67//,  von  Meckel  zu 3///  im  Durchschnitt  bestimmt. 
 Sonach fand  ich  mich so  ziemlich  verlassen  von Hülfsmitteln  auf  der  neu  zu  eröffnenden Bahn  
 und musste,  wenn  auch  alle jene  fremden Beobachtungen  Berücksichtigung  verdienen,  doch  auch eine  
 kleine Reihe eigener Messungen anstellen 
 13 über  die  Länge  des Balkens  im Vergleich »mit  der  Länge  und Breite  der Hemisphären  und  
 deren  verschiedenen  Abschnitten,  wie viel Länge  nämlich  vor  dem Knie und h in ter  dem aufgesetzten  
 Wulst  des Balkens liegt; 
 2])  über  die  Höhe  oder  Dicke  des  Balkens,  wodurch  die drückt wird. Mächtigkeit  seiner Schichten ausgeBeide  
 konnten mit dem Zirkel  gemessen werden,  die Mächtigkeit  habe  ich  ausserdem  in  einigen  
 Fällen  auch noch  durch eine  Flächenmessung seines senkrechten Durchschnittes bestimmt nach  der bei  
 den Hirnganglien  befolgten Methode. 
 '  Aus  dem  Verlauf  seiner  Hauptabschnitte,  Knie, Stamm  und  W ulst,  kann  man apriori den  
 Schluss ziehen  auf gewisse Abschnitte  der Hemisphären.  Das  Knie  in  Verbindung mit  der  vorderen  
 Zange Cforceps  anterior)   verbreitet  sich  im  Vorderhorn  der Seitenhöhle  und in den  Windungen  des  
 V orderlappens.  Der Stamm  büdet  die  Decke  des  mittleren TheUes  der Seitenhöhle  und strahlt  
 in  den  Scheitellappen  und  K lappdeckel,  vielleicht  auch  in  die  Insel aus,  und der W ulst,  
 welcher  das Hinterhirn  mit  der  Klaue  CCalcar)   als  grosse  Zange  ('forceps posterior)  und  als’  
 tTearlpaeptpe edna.s absteigende  Hirn  auskleidet,  steht in näherer  Beziehung zum  H interlappen  und UnDas  
 Knie  wurde  aber bestimmt von  der Spitze seines  Schnabels  CRoslrum  corporis  callosg an  
 bis zu der senkrecht  darüber liegenden  Stelle,  die  Dicke  des  W ulstes vom  hinteren Ende  des Balkens  
 bis  an  den  scharfen  Absatz  des Wulstes  an  der Unterlläche  des Balkens,  das zwischen beiden  
 senkrechten  Linien  hegende  Stück als Balkenstamm gemessen. 
 Die  Länge  des  Balkens  steigt von  der  Geburt  bis  zum  erwachsenen Alter von 42 bis 101 Mill.  
 und wird  also nach und nach mehr  als doppelt so lang als Anfangs.  Beim W eibe erreicht er 94 Mill.'  
 beim Manne 101 MU1. als höchste Länge. 
 Auf den  ersten Anblick kömmt man  auf  den  Gedanken,  dass  die Länge  des  Balkens  im geraden  
 Verhältnisse stehe zur  Länge  der Hemisphären.  Dies ist aber keineswegs  der Fall.  Vielmehr  steht  
 er. eher im  umgekehrten Verhältniss  dazu  und  im  geraden  zur  B reite  des  Gehirns  oder,  was  dasselbe  
 ist,  zu dem Verhältniss  der Länge zur Breite des Gehirns.  Jedoch kommen auch hierbei manche  
 Ausnahmen  vor.  Dies  befremdende  Resultat  mag  damit  Zusammenhängen,  dass  die Breite  des  Gehirns  
 von  der Entwickelung  des Scheitellappens herrührt,  dieser  aber  vom Stamme  des  Balkens  versehen  
 wird, welcher  seinerseits hauptsächlich  die  Länge des Balkens bestimmt. 
 Ich  habe  daher die  drei Abschnitte  an  der Innenfläche der Hemisphären gemessen und sie in meine  
 Tabellen  eingetragen  und  mit  einander  procentisch  verglichen.  Das  vor  dem  Knie  liegende  Stück  
 derselben,  welches  dem  Stimhirn  angehört,  habe  ich  das  VordemBalken  (so- Stück)  genannt  
 das  hinter dem Splenium  befindliche  das  Hinterdem Balken  Cso. Stück).  Das Knie  liegt gerade’  
 über  der  spina  ethmoidalis  des Keilbeins  und  scheint  seine Lage  nicht  zu  verändern,  das  Splenium 
 aber  liegt  senkrecht  über  dem  Anfänge des hinteren Fünftels  von  dem  geraden  Durchmesser des fo-  
 ramen  magnum. 
 Betrachtet  man  die Scala  der Säugethiere,  so  steht seine  Länge in umgekehrter  Grösse  zur  
 Länge  des  VordemBalken.  So  hat  das  Aguti  die  höchste  Grösse  des  VordemBalken,  378,  der  
 Löwe  368,  Bulle  und  Delphin 348,  Pavian 328,  S im ia   n e m e strin a ,  O rang-U tang  und  
 Chimpanse 30—318, das neugeborene Kind  aber  20—288. 
 Bis  dahin  ist  also  das Wachsthum  des Balkens  nach hinten  olfenbar  immer  stärker  und  stärker,  
 als  das  Wachsthum  des  Stirnhirns  nach  vorn.  Mit  dem  Wachsthum  des Menschen  aber  tritt  eine  
 entschiedene Zunahme  des  Stirnhirns ein,  indem  wir nun  wieder 29—348 VordemBalken antreffen. 
 Im  weiblichen  Geschlecht  schwankt  das VordemBalken zum Balken von  24—358  und  hat  im  
 Mittel  von  6 Fällen  31,18.  Im  männlichen hingegen  bewegt  es  sich zwischen  29  und 388  und  hatte  
 im Durchschnitt von  12 Fällen  33,08. 
 Das  HinterdemBalken  hingegen  betrug  beim  Kinde  46—488  im Verhältniss  zur Balkenlänge, 
   im  W eibe  38 — 438  und  im  Mittel  von  6  Fällen  418,  im  Manne 36 — 488  und  im Mittel  
 von  12 Fällen  42,48. 
 Vergleicht man  ferner  das  VordemBalken mit  dem  Hinterdem B alken,  so  ergibt  sich  für  
 jenes  beim Kinde 328,  bei dem weiblichen  Geschlecht 29—428  und im Mittel  von  6 Fällen 39,48,  
 für das  männliche  endlich 34—478 und im Mittel  der  12 Fälle  40,78. 
 Endlich  habe  ich  auch  noch  das  VordemBalken  mit  der  Summe  der  Länge  des  Balkens  
 und  des  H interdem B alken  verglichen  und  fand  für  jenes  beim  Kinde  14,16:85,848,  beim  
 Weibe  im  Mittel von  6  Fällen 21,0 : 79,08,  beim  Manne  im Mittel  der  12  Fälle  22,3 : 77,78.  * 
 Die  0 uadratfläche  des  Balkens betrug im Kinde  315  □ Mill.  Davon kam  auf das Knie  238,  
 auf  den  Stamm  50,8,  auf  den  W ulst 25,48.  Bei  den Weibern fand  ich  612—1000  □ Mill. 0 uadratfläche  
 und  20—328  kam  davon  auf  das  Knie,  40—618  auf den Stamm,  18(?)—288  auf den  
 W ulst,  bei  dem Manne  endlich  wechselte  die Quadratlläche  von  750—1000  DMill.  und  zeigte  für  
 das Knie 23—308,  für  den  Stamm  42—488 und für  den aufgesetzten W ulst 24—308. 
 Aus  allen  diesen Messungen,  die  indess  einer Vervielfältigung bedürfen,  und  besonders  aus den  
 Linearmessungen geht  wiederum  sehr  deutlich  hervor: 
 1)  dass,  da die Balkenlänge vorzüglich von  dem Scheitelhirn  abhängt,  das Weib bedacht  ist  mit  
 einem grösseren Scheitellappen  und  ebendeshalb  auch  mit  einem  relativ längeren  Balken.  Das V ordemBalken  
 steigt vom Kinde durch das weibliche Geschlecht bis zum männlichen von 14—228 herauf.  
 Wahrscheinlich  ist auch das Knie  ([und die vordere  Zange)  des  Mannes  ansehnlicher,  vielleicht gewölbter  
 als  im Weibe  und Kinde,  während sich seine  beiden  anderen Theile umgekehrt  verhalten. 
 2)  Es hat  zwar  der Mann,  wenn  man  die  Länge  des Balkens  und  des  Hinterdem Bai-  
 ken  zusammenslellt,  durchschnittlich  42,48  HinterdemBalken,  das Weib  nur  418,  würde  also  hiernach  
 darin  vom Manne an Länge  des Zwischenscheitelhirns  übertroffen  ([um 1,68).  Allein  dieses  Resultat  
 ,  woraus  ein  voluminöseres  Zwischenscheiteihirn  beim Manne  hervorzugehen  scheint,  beweist  
 streng genommen nur,  dass  der Scheitellappen beim Weibe noch  besser bedacht ist,  als das Zwischenscheitelhirn. 
   Auch geben die zahlreichen Flächenmaasse des Schädels darüber Aufschluss.  Diese ergeben  
 nämlich,  sobald ich den Flächeninhalt des Zwischenscheitelbeins  der 31  europäischen Männerschädel  
 mit dem Mittel dieses Knochen bei den 20 Weiberschädeln vergleiche,  für die Männer 13,68 Zwischen-  
 scheilelbein,  für die W eiber 14,58.  Dieses Resultat verdient um so mehr Vertrauen,  als auch  bei den  
 zahlreichen geschlechtlichen Flächenmessungen dieser Knochen am Neger stamme für das männliche Geschlecht  
 14,58 Zwischenscheitelbein,  für das weibliche 15,3—178 sich ergibt,  also ebenfalls 18 Zwischen-  
 scheilelbein  mehrmals  beim  männlichen  Neger.  Zugleich  nimmt  man  hier  wieder  recht  deutlich den  
 merkwürdigen Ragentypus wahr, wonach die Länge  des Negerschädels auf  dem  grossen Zwischenscheitelbeine  
 beruht.  Bei einzelnen Kaffem und Hottentotten  steigt dieser Knochen  sogar  auf 168, ja beim  
 verwandten Papu  auf 20,98,  während  er bei der mongolischen Rage bis  auf 98 sinken kann.