Affen zu 8«, im Hunde bereits zu US, bei der Katze, dem Pferde, dem Kalbe zu 13$, ja beim Hammel
zu 14 — 15$.
Wahrscheinlich wird man aber auch, wie im Menschen, jedoch weniger ausgezeichnet, die Vierhügel
und Sehhügel bei den weiblichen Thieren grösser antreffen, bei den Männchen die Streifenhügel.
B. Die Zirbel.
Die Zirbel hat wegen ihrer mancherlei Eigenthümlichkeiten, ihrer Einfachheit und besonders
wegen ihrer kalkigen Concremente, des Hirnsandes, von jeher die Aufmerksamkeit der Anatomen
auf sich gezogen und man findet daher in den anatomischen Schriften vielerlei auch auf meinen Gegenstand
sich beziehende Bemerkungen über dieses sonderbare Organ. Ich kann aber bei dieser Gelegenheit
noch auf eine bisher nicht bekannte Sonderbarkeit derselben aufmerksam machen, dass nämlich
ihre Oberfläche mit Flimmerepithelium überzogen ist.
Beim Frosch waren die kugelrunden Flimmerzellen 0,015 Mill. gross, ihre Wimpern sehr fein,
die in den umherschwimmenden Blulkügelchen und anderen, wie Fetttröpfchen aussehenden, gelben, ■ shjs///
grossen Kügelchen durch sie hervorgebrachte Flimmerbewegung aber war äusserst lebhaft. Im vierten
Ventrikel dieses Thieres und an dem Ependyma der Seitenventrikel eines in Altenburg 1852 hingerich-
teten Verbrechers konnte ich eine halbe Stunde nach der Execution, eben so wenig wie K ölliker
und V irchow, durchaus nichts davon entdecken.
Die Zirbel wird also fortan zu der Reihe flimmernder Himorgane gezählt werden müssen. Diese
Entdeckung klärt aber auch einigermaassen ihre anatomische Bedeutung als das hinterste Stück der
Decke der dritten Hirnhöhle auf; denn in der Höhle der Hemisphären und der Vierhügel hat man bereits
bei diesem Thiere das Flimmerepithelium gefunden (E. H. W eber, H annover).
Ueber das Gewicht und die Grösse der Zirbel bei beiden G eschlechtern des Menschen liegen
bereits von Tillingi), Söm m erring2), Ackermann3) und B urdach4) Beobachtungen vor,
wonach sie im weiblichen Geschlecht grösser ist, als im männlichen.
Nach einigen Wägungen von mir betrug
bei einer 40—50jährigen Mnllipara das g ro s s e G e h irn 1094 Gnom, and die Z ir b e l 0,133 G ram . — 0,00012$,
— — 70jäbrigen Fran mit Wasser im Hirn — — 1153 — — - i i j — 0,290 iij m 0,00026$,
— —f 30 untersetzten Person ohne Kinder — — ' ' — . 1015 ' — — — 0,230 — 0,000226g.
Im kindlichen Alter und beim weiblichen Geschlecht ist also die Zirbel verhältnissmässig grösser,
als im Erwachsenen und in dem männlichen Gehirn.
Genaue Untersuchungen über die Grössen Verhältnisse dieses Organes nach den Ra^en des Menschengeschlechts
exisliren meines Wissens nicht. Man weiss nur durch Sömmerring 0$. 70) und
Tiedemann 08. 59), dass im 14jährigen wie im erwachsenen Neger der Hirnsand exislirt.
Bei den Thieren steht die Zirbel im Durchschnitt im umgekehrten Verhältniss der Entwickelung
der Hemisphären und der Vollkommenheit des Gehirns überhaupt, sie ist aber bei den Respirations-
thieren (Vögeln) gewöhnlich weniger entwickelt, als bei den Wasserthieren und was sich ihnen nähert
([Amphibien, Säugelhiere), und kömmt in dieser Hinsicht mit dem Hirnanhange überein.
Zu diesen Gewichtsverschiedenheiten kömmt dann noch der Himsand, welcher sich erst vom siebenten
Jahre an zeigt, in der Jugend und im höheren Aller sparsamer ist und heller aussieht ([die
grösseren Steine dunkler als die kleineren), und im Alter auch in die Substanz der Zirbel eindringt,
während er in der Jugend gewöhnlich nur um und in ihrer Höhle liegt ([Meckel).
1) J . T i l l i n g resp. W. J u r t k y , Dia», d e glaudula p ineali. B rem a e, 1665. p . 7.
2) Vom Hirn und Rückenmark. S. 93: „O ft finde ich die Zirbel in einem grossen Gehirn sehr klein und umgekehrt in einem
kleinen Gehirn gross; die grössten fand ich im Durchschnitt in weiblichen Leichen.
3) Di»», d e discrim ine »exuurn p raeter g em taüa. M ogunt. , 1788. p . 90.
4) Ban and Leben des Gehirns. Bd. 111. S. 477.
C. B e i H i r n a n h a n g .
Der der Zirbel sehr verwandte, ausserordentlich blutreiche Hirnanhang stellt das blinde, zu einem
Knoten angeschwollene Ende des Rückenmarkskanals dar, der sich hier, wie der Schädel selbst in
der Bildung der Nase, nach unten umkrummt und so seinen Schluss auf dem Körper des zweiten Schädelwirbels,
auf dem Türkensaite!, findet. In der Thierreihe ist er bei den niederen und oft auch bei
den höheren Thieren mit einer Höhle versehen, die durch den engen Kanal des Trichters mit der
dritten Hirnhöhle verbunden wird, wie diese durch die Wasserleitung mit der vierten Hirnhöhle, und
daher den Namen eines sechsten V entrikels (_Ventriculus hypophyseos) verdient. Ihr geht es
aber wie allen Hirnhöhlen, ihre Wände nehmen allmählig an Dicke zu und beengen sie zuletzt so, dass
sie im Menschen sogar ganz zu verschwinden scheint, wie der Rückenmarkskanal, wie jedoch keine
andere Hirnhöhle. Sie wird hier nur noch angedeutet durch die zwei Lappen dieses Organs, zwischen
welchen sie ihren Platz nahm und sich ausdehnte. Diese liegen aber jetzt dicht an einander gefügt, so
dass aller seröse Raum früherer Zeit verschwunden und an die Stelle eines serösen Ependyma das
gewöhnliche Bindegewebe getreten ist.
Indess ist auch bei den Säugethieren zuweilen diese sechste Hirnhöhle nicht nur vollkommen frei,
sondern auch mit einer zähen, der Synovia oder dem Colloid ähnlichen Flüssigkeit versehen. So
beim Ochsen und Schwein. (E ck ert) sah vollkommen colloidähnliche Massen selbst in den blutdrüsenähnlichen
Elementen des Hirnanhangs, in den'0,03—0,09 Mfll. grossen Blasen, woraus das Gewebe
des vorderen Lappens beim Menschen besteht, in älteren Leuten.) Die beiden Lappen des Hirnanhangs
aber sind Boden und Decke dieser Hirnhöhle, der vordere die Fortsetzung der Decke und
eine Wiederholung der Zirbel und der weichen Commissur, der hintere die Fortsetzung der hinteren
Wand des Trichters und des Bodens der dritten Hirnhöhle. Wie die Zirbel die rückwärts umgeschlagene
Decke der sich hinten oder oben öffnenden dritten Hirnhöhle ist am hinteren Ende der
Sehhügel, so ist es die weiche, gleichfalls graue Commissur in der Mitte (da sie doch wohl genetisch
mit der fötalen markigen Decke des dritten Ventrikels zusammenhängt, die brückenartig vom
inneren Rande des einen Sehhügels zum andern herübergeht) und der vordere gelbe bohnentö'rmige
Lappen des Hirnanhangs für das vordere Ende dieses Ventrikels. Und wenn in ähnlicher Weise
der graue Hügel (Tuher cinereum) und die grauen Kerne der glänzenden Erhabenheiten (Eminenliae
candicanlesj den angeschwollenen hinteren und m ittleren Theil des Bodens der mittleren Hirnhöhle
darstellt, so der hintere Lappen der Hypophysis das vordere gangliöse Ende dieses Bodens.
Beifolgende Zeichnung gibt zugleich ein Bild der sonderbaren Form beider Lappen beim S tier.
Der vordere ist auch hier, wie am Menschenhirn, bei Weitem der grössere und hat die Gestalt
eines Eies mit nach hinten gewandtem Längendurchmesser und spitzerem Ende, das durch den hinteren
kleineren Lappen überragt wird. Er ist an der Verbindungsstelle mit dem Trichter nach dem
hinteren Lappen zu ausgehöhlt, schwült in der Mitte zu einem Berge an und wird an seinem Ende
wieder concav. Nach dieser Gestalt bequemt sioh dann die S-förmig gekrümmte Höhlenfläche der
hinteren Lappen, der jenen wie eine Klappe bedeckt, und legt sich mit einer gekrümmten Spitze
so in die untere Aushöhlung des vorderen, dass das hakenförmige Ende dieses lclzlen Lappens sich
in eine Rinne des hinteren gleichsam einfalzt.
Die Hypophysis geht also wesentlich aus der grauon Commissur des Rückenmarkes hervor,
die hier in eine hintere (ob sensible?) und eine vordere (ob motorische?) Abtheüung (vorderer und
hinterer Lappen des Hirnanhanges) zerfallt und mit dieser wahrscheinlich den physiologischen Gegensätzen
des Rückenmarkes entsprechenden Zerklüftung sich sogar zu einem gangliösen Centralgebilde
erhebt.
1) W a g n e r , Phyaiolog. Wdrterb. IV. 16t.