die nnlcr dem Scheitelbein, weniger die in den fossis cercbralibus ossis occipilis gelegenen; ob in dem
hier am Knochen 'gefundenen Verhältnisse oder nicht, wird sich später zeigen.
7) Wenn wir noch specieller das Stirnbein in seiner Gestalt untersuchen, so werden heim kleinen
Kinde zuerst die T ub era fr o n ta lia und mit ihnen also die Spitze des vorderen Hirnlappens entwickelt
und ragen in dieser Zeit des Lebens an allen anderen Stellen hervor. Bei kindlich organi-
sirten Menschen bleiben sie nicht selten so stark prominirend wie im Kinde. Hierauf treten ihre Nach-
bargegenden immer mehr hervor, wodurch die Stirnhöfcker scheinbar niedriger und abgeflacht werden.
Dies liegt nur in dem jetzt erfolgenden Wachslhume der seitlichen Windungen des Vorderlappens,
woran sich zugleich ein B reiterw erden der ganzen Stirn anschliesst, vorzüglich unten. In
seiner Mittellinie scheint das Stirnbein zuerst an seinem oberen an die Pfeilnaht grunzenden Theile
mehr hervorzutreten und sich zu wölben, während der untere Theil noch flach ist, wodurch die liegende
und eingedrückte Stirn entsteht, wie sie im Erwachsenen bei einem nicht eben günstig
entwickelten Gehirn und Geist zuweilen zu sehen ist. Nach und nach rückt diese Wölbung immer
tiefer herab gegen den Nasentheil des Stirnbeins hin, bis die Stirn jene gleichförmige schöne Wölbung,
Höhe und Breite erreicht hat, die an vollendeten Männer-, hier und da auch an Weiberschädeln, bewundert
wird. Je thierischer dagegen das Gesicht ist, desto mehr tritt der obere Augenhöhlenrand
zurück. Er steht, wie auch der. äussere Orbitalrand, überhaupt immer mehr zurück, als der innere
und untere, weshalb auch unser Gesichtskreis nach aussen und oben grösser und die Bewegung des
Augapfels dahin ausgedehnter ist; aber an den Schädeln von manchen Wilden (z. B. einem Madure-
senschädel unserer Sammlung) geschieht es in weit höherem Grade, so dass solche Schädel den Eindruck
machen, als schauten die Augenhöhlen nach oben. Wenn es nach Foville richtig ist, dass
die Wölbung des Vorderkopfes der Wölbung des Balkenkniees entspricht, müssen wir nach obiger
Veränderung der Mittellinie des Stirnbeines schliessen, dass dieses Knie mit dem Alter an Wölbung
gewinnt; je weiter ferner die Tubera frontalia von einander abstehen, desto breiter würde mit dem
Alter das Knie. Die Windungen des Vorderlappens aber werden von oben nach unten allmälig in
ihrer Entwicklung, ui ihrem Wachslhume forlschreilen und die feingegliederten Gyri des vorderen
Endes dieses Lappens schliessen die Reihe.
Dass übrigens die Wölbung der Arcus supraeiliares nicht sowohl auf dem Hervortreten einer
Hirngegend, als vielmehr auf dem Wachslhum der Stirnhöhlen beruht, welche von der Pubertätszeit
bis in das spätere Aller an Ausdehnung zunehmen, ist bekannt. Ich habe daher meine Triangulirung
der Stirngegend überall mehrere Linien über dem oberen Augenhöhlenrande begonnen, um möglichst
im Niveau des Hirnes zu bleiben und die Stirnhöhlen nicht mit in mein auf das Hirn sich beziehendes
Maass hereinzuziehen.
8) Auch am Scheitelbeine beginnt die Entwickelung des Knochens und der ganzen Gegend mit
den Scheitelhöckern, weshalb kindliche Scheitelbeine die bekannte zuckerhutähnliche Gestalt haben.
Was das Tuber frontale für den Stirnwirbel, das .ist das Tuber parietale für den Scheitelwirbel und
die fossae cerebri ossis occipilis für den Interparietalknochen und das hintere Ende der Hemisphäre.
Auf eben diese W'eise, wie der Stirnhöcker, flacht sich mit dem Alter auch der Scheilelhöcker ab,
indem sich seine Nachbargegenden allmälig erheben und jener Höcker nicht gleichen Schritt mit ihnen
hält. Dadurch vertauscht das Scheitelbein seine anfängliche Kegelform mit einer mehr kugelförmigen
und gleichförmigeren Wölbung. — Uebrigens hat das Scheitelbein seinen vollen Flächeninhalt schon
mit dem 4. Jahre erreicht, das Stirnbein nicht. Jedoch ist in dieser Zeit der Scheitelhöcker immer
noch vorherrschend, und es verändert sich also nach dieser Zeit immer noch die Wölbung dieses
Knochens durch eine ungleiche Nutrition an verschiedenen Gegenden.
9) Ein ähnliches Verhältniss scheint mit den fossis cercbralibus ossis occipilis statt zu finden,
insofern sie in jungen Schädeln spitzer hervorragen. Jedoch steht der Interparietalknochen,
dem S tirnbein ähnlich, im entgegengesetzten V erhältnisse zu dem Scheitelbeine.
Man wird das ebensowohl aus der Kindertabelle erkennen, als in der Tabelle der Männer finden.
Dort verhält sich in der Regel Scheitelbein und Zwischenscheitelbein wie 54 — 60» zu 7». Sowie
aber jenes auf 48 bis 538 herabsinkt, steigt in der Regel der Flächeninhalt von diesem auf 8 — 11*.
Nur muss man nicht über das Kindesalter hinausgehen, wofern man männliche Schädel vor sich hat!
Hieraus würde folgen, dass das Scheitelbein der anfangs entschieden überwiegende breite Schädelknochen
ist, im Laufe der Entwickelung aber sowohl vom Stirnbein als Interparietalknochen überwachsen
und zurückgedrängt wird. Ein hierauf gegründeter weiterer Schluss ist, dass auch der Scheitellappen
des grossen Gehirns allmälig vom Stirn- und Zwischenscheitellappen überholt wird.
Stellte ich ferner die sämmtlichen erwachsenen Schädel beiderlei Geschlechts nach der Grösse
der drei Hauplknochen der Schädeldecke Csensu slricliur'Q zusammen, so zeigte sich, dass Schädel
mit grossen Schädeldecken kleinere Zwischenscheitelbeine haben, kleinere Calotten verhältnissmässig
grössere. Folgende Zusammenstellung von 33 Männer- und 30 Weiberschädeln mag dies beweisen,
wobei ich bemerke, dass ich hier nur Stirn-, Scheitel- und Zwischenscheilelbein vergleiche.
M ä n n e r s c h äi <1 e 1.
Flächeninhalt des Stirn- und Scheitelbeins.
N r.
19.
3.
27.
30.
1.
5.
12.
15.
18.
4.
21.
17.
7.
20.
24.
6.
Die 16 kleineren
Schädeldecken.
36795 □ Mill.
38164 —
40748 —
40115 —
40281 —
41423 —
41703 —
40322
40963 —
4112 9 H Ü
41505 —
41739
41815 — '
42420 —
42166 —
42274
Verhältniss des Zwi-
schenscheilelbeins
dazu:
1 :6 ,0 8 .
1 :1 0 ,9 .
1 : 9,5.
1 : 8,8.
1 :7 ,7 3 .
1 :8 ,1 5 .
1 :7 ,9 9 .
1 :8 ,5 7 .
1 : 10,0.
1 : 11,0.
1 : 9,2.
1 : 11,4.
1 :7 ,8 4 .
1 : 8,9.
1 :7 ,7 .
1 : 10,4.
N r.
29.
31.
22.
10.
23.
28.
25.
14.
2.
26.
9.
8.
13.
16.
11.
Die 16 grösseren Schädeldecken.
42462 □ Mill.
42884 ■■>
43155 —
43124 H H
44780 —
44813 —
45024 ^ H
45620 —
46337 5—
47117
46961
47994 — .
48639 —
49481 (letzter
der Kindertab.)
49570 —
51859 —
Verhältniss des Zwi-
scbenscheitelbeins
dazu:
1 :8 ,6 8 .
1 :9 ,9 9 .
1 : 10,0.
1 :1 1 ,8 .
1 :1 0 ,7 .
1 :1 2 ,5 .
1 : 11,2.
1 : 12,0.
1 : 9,5.
1 :10,3.
1 : 10,6.
1 :8 ,2 7 .
1 :1 0 ,0 .
1 : 10,0.
1 : 11,5.
1 : 11,5.
Summe j 653062 □ Mill. 1 : 142,00 = 1 : 8,9. Summe 739810 □ Mill. 1 : 168,00 = 1 : 10,5.
W e i b t r s c h ä (1 e 1.
9. 34486 □ Mill. 1 : 8,02. 18. 39245 □ Mill. 1 : 11,5.
14. 36046 — 1 :7 ,5 4 . 19. 39558 — 1 : 10,90.
6. * 36381 — 1 : 6,19. 3. 39308 l j n | 1 : 10,20.
11. 36672 — 1 :8 ,8 3 . 7. 40058 1 : 14,50.
17. 37241 H l 1 : 9,49. 15. 41225 — 1 : 8,73.
4. 37498 — 1 1 : 10,5. 10. 41542 — 1 : 7,32.
2. 37541 — 1 : 10,0. 16. 41567 — 1 : 7,01.
13». 37810 — 1 : 6,05. 12. 41923 — 1 : 9,93.
8. 38535 — 1 :9 ,7 3 . 13. 42430 — 1 : 9,75.
1. 38602 r - 1 : 7,35. 20. B 42513 B H 1 : 12,10.
Stimme 370812 DMU!. 1 : 83,70 " • 1 : 8,3. || Summe | 409369 DMiU. | 1 : 101,95 = 1 : 10,2.
10) Die Schlafbeinschuppe wächst von der Geburt bis zum erwachsenen Alter von 1000
bis 3300 5700QMiII., nimmt also um das Drei-, ja Fünffache zu, also mehr als jeder andere Knochen
der Schädeldecke. Zum Theil bängt dies mit der Entwickelung der Kauwerkzeuge zusammen.