lieh, dass selbst der flüchtig Wandernde dort nnd da
einen Brosamen aufzulesen vermag. Einige derselben
sind auch meinem Auge nicht entgangen und ich habe
mich bestrebt, sie zu sammeln, zu einem Ganzen zu
verbinden und sie so dem wissenschaftlichen Publicum
zum Genüsse anzubieten. Ich habe nur eine kleine Auswahl
von Gegenständen getroffen, und zwar solcher,
die mich im Augenblicke besonders ansprachen und zu
deren Bearbeitung ich eben Lust und Geschick hatte.
Das Übrige muss für andere Zwecke Vorbehalten
bleiben.
Geringer war die Ausbeute in Ägypten; was ich
davon für besonders wissenswerth erachtete, habe ich
bereits theilweise veröffentlicht *Jl Mit mehr Fleiss und
Sorgsamkeit bin ich auf der Reise in Griechenland und
in den jonischen Inseln zu Werke gegangen und würde
die Jahreszeit nicht zu sehr vorgerückt gewesen sein, als
ich den Piräus verliess, so würde ich wohl noch meinen
Fuss auf den Boden des Peloponnes gesetzt haben.
So schmerzlich mir die Entsagung war, die Wälder Ar-
cadiens und die Alpenmatten des Taygetes nicht näher
kennen gelernt zu haben, so froh muss ich anderseits
sein, diese Selbstüberwindung geübt zu haben, da die
Fortsetzung einer so ungewohnten und anstrengenden
Reise mir leicht bedenkliche Übelstände eines bereits
im Anzuge befindlichen Leidens hätte verursachen
können. Im Ganzen dauerte diese Reise vom 25. März
*) D ie Pf l a n z e n des a l t e n Ägypt ens . Sitzungsberichte der kaiserl.
Akademie der Wissenschaften mathem.-naturw. Classe, Bd. 38, p. 69.
D e r v e r s t e i n e r t e Wa l d bei C a i r o u. s. w. Sitzungsberichte der
kaiserl. Akademie der Wissenschaften mathem.-naturw. Classe, Bd. 33, p. 299.
bis 10. Juni, somit nicht einmal ein Viertel Jahr, während
welcher kurzen Zeit ich reichliche Sammlungen von
o-etrockneten Pflanzen, von Petrefacten,o ' ' Mineralien und
Gebirgsarten zu Stande brachte, die sowohl mir als
ändern*) noch auf einige Zeit ein hübsches Material für
specielle Untersuchungen darbieten werden.
In dankbarer Erinnerung werden mir aber auch
noch die schönen Stunden bleiben, die mir dort und da
die Natur und die Begegnung äusserst freundlicher
und zuvorkommender Menschen verschaffte, Die Genüsse,
die mir schon früher in Cairo und später in Athen
als Naturforscher wurden, sind nicht zu unterschätzen
in Ländern, wo die Wissenschaft kaum zu athmen anfängt
und jeder, der sie treibt, auf einem Isolirschämel
steht und von da aus thätig sein muss, wo die Welle
der Mittheilung noch nicht die eigene Fluth hebt und
senkt und wo alle Kräfte, dieselbe zu schwellen von
weiter Ferne herkommen und durch viele Klippen sich
brechen müssen.
Meine Reise in Syrien habe ich ganz allein an der
Hand eines braven Dragoman, des Kopten Surian gemacht.
Auf dem Nile erfreute ich mich der Begleitung
eines lieben wissenschaftlich gebildeten Deutschen, dem
Ägypten, das er als Kranker besuchte, nun zur zweiten
Heimat geworden ist. In den jonischen Inseln hatte ich
das Vergnügen mit dem als Zoologen allerwärts bekannten
Naturforscher Oscar Sc hmid t Dach und Fach
zu theilen. Vieles wurde im Interesse beider gemein-
*) Ts c h e rma k . Analyse eines dem Hydrophan ähnlichen Minerales
von Theben!» Sitzungsberichte der kaiserl. AkAdemie der Wissenschaften
mathem.-naturw. Classe, Bd. 43, p. 381.