III. Die Meermühlen von Argostoli.
Eines der interessantesten geologischen Räthsel bieten die
vom Meereswasser in Bewegung gesetzten Mühlräder der beiden
Mühlen dar, die eine (engl.) Meile von Argostoli entfernt auf
dem Klippenrande in die enge gleichnamige Bucht hinausragen.
Die Insel Ce p h a lo n i a ist nämlich an der Westseite durch
einen von Süden nach Norden vordringenden Meeresarm so tief
eingebuchtet, dass dadurch ein beträchtliches Stück Landes von
der Insel beinahe abgeschnitten wird. Diese grosse Bucht, durch
einen in gleicher Richtung von Süden herein vorspringenden
Felsen)nicken in eine südöstliche Abzweigung gebracht, breitet
sich.eben hier, wo Argostoli an der inneren Seite dieses Felsenkammes
liegt, zu einem bequemen und sicheren Hafen aus.
Schon lange beobachtete man, dass etwas weiter nach
Norden von der Stadt das felsige, von Spalten und Klüften
durchsetzte Meeresufer einen Theil des Meerwassers in diese
Klüfte aufnimmt und eine beständige Strömung dahin stattfindet.
Dies gab Veranlassung nach einer dieser Klüfte vom Meere aus
einen etwa 2—3 Klafter langen Canal in den Felsen anzulegen
und am Eingänge desselben die vorhandene Wasserkraft
zum Betriebe einer Getreidemühle zu benützen, was um so
rentabler schien, als die Gregend hier fast ausschliesslich auf
Windmühlen angewiesen ist. Herr St e v en s von Argostoli, der
eine dieser Mühlen*) im Jahre 1833 baute und in regelmässigen
Gang brachte, hatte den Canal ursprünglich in einer Breite von
3 Fuss angelegt. Da derselbe bei mittlerem Meeresstand eine
Wassertiefe von 6 Zoll hatte, so betrug der Querschnitt der
Wassermasse 216 Quacl. Zoll. Der Fall derselben, da der Stand
des Wassers in den Versenkungsklüften variirte, liess sich im
Mittel auf 3 Fuss veranschlagen.
Diese den Proceed. of geol. Soc. 1836, Nr. 43 und 45 entlehnten
Nachrichten über die Mühle des Plerrn St e v e n s wurden
durch den an Ort und Stelle genommenen Augenschein des
Herrn Professor Mous son wesentlich erweitert**). Aus den
speciellen Angaben ist ersichtlich, dass durch einen Umbau nicht
unbedeutende Veränderungen in der Leistungsfähigkeit der
Mühle stattgefunden haben müssen. Der Canal wurde auf 5-5 Fuss
erweitert und hatte unmittelbar vor dem unterscldächtigen
Mühlrade bei hohem Wasserstande des Meeres eine Tiefe von
*) Die >eigefügte Abbildung stellt eben diese Mühle des Herrn Stevens dar.
**) Ein Besuch auf Corfu und Cephalonia im September 1858. Zürich, 1859, p. 80.