änderte, liege mehr in der zufälligen Bekleidung, in dem Gewände,
das sie anzogen, als in den Bedingungen der Bekleidung seihst.
Männern der Wissenschaft,' die durch längeren Aufenthalt
daselbst dieselben näher kennen lernten, ist es indess nicht ent-
sranffen, wie einflussreich seihst diese mehr O O / ausserwesentliche
Bedingung sich für das Gedeihen und die Gesittung der sie
bewohnenden Yölker gestaltet.
Was insbesondere Griechenland betrifft, hat schon Fa l l -
me r a y e r aufmerksam gemacht, dass neben einem gänzlichen
Wechsel der Völkerracen des alten Hellas durch die klimatischen
Verhältnisse desselben seine Fähigkeit zur Production abgenommen
habe; dass statt den ehemaligen fruchtbaren, wasserreichen
Weiden und Triften nur dürre Felder und kahle mit Gestrüpp
bedeckte Berge vorhanden seien, und dass in Folge dessen es
u nmö g l i c h sei, d as h e u t ig e Gr i e c h e n l a n d wi e d e r in
den Kr e i s a b e n d l ä n d i s c h e r Ge s i t tu n g zu ziehen.
Dasselbe führte noch weiter C. F r aas*) aus und unterstützte
es durch neue Gründe.
Auch er meint die Länder des alten Sitzes der Cultur, Persien,
Kleinasien, Syrien, Griechenland und Ägypten, indem sie durch
die Civilisation ausgebeutet und ihr Klima so verändert worden
sei, dass sie nun ausser Stande wären, dem Menschen die nöthigen
Mittel zur Erreichung höherer geistiger und physischer Dignität
darzubieten, könnten durchaus nicht mehr in den Kreis höherer
Volksentwicklung gezogen werden, und eben so sei es vergebliche
Mühe selbst durch neue aus dem Norden und Westen herbeigezogene
Keime eine wesentliche Änderung bewirken zu wollen.
„Die gewaltige Woge der Civilisation, die sich vom Osten nach
dem Westen wälzt, habe eine Ode hinter sich gelassen, aus der
keine Frucht der Natur und Humanität zur Reife gelangen
könne“. Stetig ohne Periodicität hat sich, wie C.JFraas meint,
Klima und die Pflanzendecke in den alten Culturstaaten'verändert.
Mit der Verwüstung der organischen Natur, und insbe-
sonders der baumartigen in geschlossenen Beständen sich erneuernden
Vegetation trat Mangel atmosphärischer Feuchtigkeit,
*) Klima und Pflanzenwelt in der Zeit, ein Beitrag zur Geschichte beider. 1847. 8.
Verminderung wässeriger Niederschläge, dafür ungemilderte
Sonnenhitze, Versiegung der Quellen und Bäche, Trockenheit
der Winde u. s. w. ein, und in Folge davon eine totale Veränderung
der Vegetation. Indem der Wald aus den Ebenen und
Mittelgebirgen verschwand, kam an seine Stelle die niedere
Kermes - Eiche und anderes Strauchwerk und überzieht die
nun zu Trockenbergen (Xerovuni) gewordenen Höhen. Die im
Alterthume übliche satio trimestris (Sommerbau) sei gegenwärtig
unmöglich geworden. In ähnlichem Sinne sprechen sich auch
mehrere Reisende aus, die Gelegenheit hatten Griechenland und
den Orient in seinen wichtigsten Theilen kennen zu lernen. Ungeachtet
die Configuration der Länder und die Naturkräfte dieselben
geblieben, hat sich doch das Aussehen derselben wesentlich
geändert und ist dem WTistencharakter näher gekommen,
gleichsam als sei die Wüste im Vordringen nach dem Westen
begriffen und durch nichts zum Stillestehen zu bewegen. —
Auch ich war bei meinen Reisen in Ägypten, Syrien und
Griechenland u. s. w. bestrebt, mir nicht blos von dem gegenwärtigen
Zustande des Natur Charakters und namentlich seiner
Vegetation ein vollständiges und lebendiges Bild zu verschaffen,
sondern auch dasselbe mit den früheren Zuständen zu vergleichen
und den Ursachen dieser Veränderungen nachzuspüren.
Nur auf diese Weise konnte ich hoffen bei der Entscheidung
der Lebensfrage dieser Länder auch ein Wort mitsprechen zu
dürfen. Vor Allem suchte ich mich über den früheren Zustand
dieser Ländereien aus geschichtlichen Quellen zu informiren.
Wie sah z. B. Griechenland, von dem wir am besten unterrichtet
sind, zur ältesten Zeit und zur Zeit seiner grössten Blüthe aus,
ist offenbar eine Hauptfrage, um deren Beantwortung sich alle
weiteren U ntersuchungen drehen.
W as die älteste Zeit Griechenlands betrifft, welche mit
dem Menschenleben in Conflict tritt, so fällt sie zum Theil
der Vorgeschichte, zum Theil der Urgeschichte anheim und
kann nur aus geologischen Principien und den Deutungen der
Mythe beurtheilt werden. Die ersten in Griechenland einwandernden
Völkerstämme fanden ohne Zweifel, mit Ausnahme