selbst in Kauts chuck eingehüllt erkennen, dass es Jupiter plu-
vius gut meint, wenn er einmal hier zukehrt.
Um die Insel in ihren extremsten Theilen kennen zu lernen
ist ein W agen. nothwendig, und auch mit Hilfe dessen wird man
genöthiget sein irgendwo ein Nachtquartier zu suchen. Da wir
aus Mangel an Zeit auf Manclies verzichten mussten, so war es
bei der nach dem No rd e n der I n s e l unternommenen Excur-
sion nur darauf abgesehen, einen Blick in dieses Bergrevier
werfen zu können. Wir fuhren am östlichen Meeresgestade über
Grovino bis zur Theilung des Weges, jetzt „Dotori“ genannt,
weil sich da ein paar Rechtsfreunde der Stadt hübsche Villen
erbauten, Hessen da den Wagen zurück und begaben uns mit
einem Führer nach Pa l a e o c a s t r i z z a und von dort über
La co n e s , Vi tu l a d e s , Al ima t a d e s bis Ac a r d a d e s und
kehrten über St. P a n t a l e o n e zurück.
Schon um 5 Uhr am 9. April rollte der Wagen zur P o r t a
r e a l e hinaus. Eben erblasste der Mond und die ganze Gegend
war in Nebel gehüllt. Wir fuhren rasch durch Olivenwälder
nahe der Meeresküste und hatten daher häufig den Anblick auf
die grösseren und kleineren Buchten, die sich in das Land
drängen. Die Gegend mit der Bodenunterlage von Lehm, Sand
und Mergel ist fruchtbar, besonders jene von Govino. Die weit
ausgedehnten Olivenhaine sind hier mit buschigem Unterholz von
Myrten, Mastix-Pistazien und Kermes-Eichen versehen, um die sich
von allen Seiten Brombeerhecken spinnen und sie dadurch gegen
den scharfen Zahn der naschhaften Ziegen in Schutz nehmen.
Vor Duc a des erhebt sich ein sehr massiger und schroffer
Aufbau von Kalkstein, so dass man sich einen Augenblick in
unsere Kalkalpen versetzt glaubte, wenn nicht die strauchartigen
Euphorbia dendroides und Salvia trilobata, ferner Aurinia
orientalis, Malcolmia incrassata neben Rosmarin und Wermuth
viel weiter nach Süden hinwiesen.
Auf abwechselnden Schlangenzügen gelangt man endlich
an die westliche Meeresküste und sieht auf prallen in’s Meer hinausragenden
Felsen die weissen Mauern von P a l a e o c a s t r i z z a
vor sich.
Pa l a e o c a s t r i z z a , nach der Etymologie des Wortes „ehedem
ein F o rt“, ist jetzt ein Nonnenkloster, das auf den Trümmern
der venetianischen Festung erbaut wurde. Wir waren sehr begierig
den Zustand dieses Asyles der Gedanken- und Arbeitscheue
zu sehen. Welch’ ein Anblick! die ziemlich weitläufigen Gebäude
mehr als halb verfallen, die Kirche ihres Altares und ihrer
Heiligenbilder entblösst, der Thurm zwar noch mit einer Glocke
versehen, zu der aber nur eine Leiter führte. Im Hofraume sass
ein alter Einsiedler im schwarzen Talar, mit dem Reinigen einer
silbernen Ampel beschäftigt. Seine Wohnung glich mehr einer
Rumpelkammer als einem Gemache. Ein Frauenzimmer, vielleicht
seine Gattin, war mit dem Aufhängen von Wäsche beschäftiget,
die nur elenden Fetzen glich. Ringsumher lag Schutt,
Balken und Steine, die dem Ganzen ein wüstes, verlebtes Ansehen
gaben. Die Aussicht dagegen auf das an den Klippen
brandende Meer und die Buchten, welche das schroffe Ufer auf
die mannigfaltigste Weise zerreissen, ist mit allen Reizen des
Grotesken ausgestattet, und konnte, ein Herz, das sich aus dem
Sturme der Welt zu retten suchte, den sichersten und erhebendsten
Hafen der Ruhe gewähren. Doch wie diese so haben auch
viele andere Zufluchtsstätten bedrängter Seelen ausgelebt, denn
wo kein Bedürfniss, entschwindet der Geist.
Von P a l a e o c a s t r i z z a nach La cone s zu kommen kostet
Schweiss, denn dieses Dorf liegt hoch zwischen Kalkfelsen verborgen,
denen mühsam einige Kornfelder abgewonnen wurden.
Zu diesem Zwecke ist der Abhang in viele übereinander liegende
Terrassen aufgemauert worden. Mitten darin stehen die kleinen
ärmlichen Häuschen der Bewohner. Eben als wir vorbei gingen,
begegnete uns ein Zug von Mädchen und Frauen, schwer beladen
mit Bündeln von Reisig und Gestrüppe auf dem Kopfe, unter
deren Last sie völlig zusammengedrückt wurden. Auch hier muss
das Weib wie im ganzen Orient das Feuerungsmaterial für die
Küche herbeischaffen und hat bei dieser herculischen Arbeit
vom Manne nicht die geringste Beihilfe zu erwarten.
Das Be r g p l a t e a u , auf welches wir traten, bot wenig Anziehendes
dar; Baumlosigkeit und Vegetationsarmuth geben ihm