Insel 'Syjpia ist, wofür freilich manches eben so gut passt, wie
anderes nicht. Die zahlreichen hier und da in den noch jetzt
üppig dastehenden Gärten ausgegrabenen Anticaglien, selbst
das unfern davon aufgedeckte Gr a bmo n ume n t des Mene-
kr a tes*) gehören offenbar einer viel späteren Zeit an.
So wie man die Häuser der Yorstadt verlassen hat, hebt sich
der Weg und führt in den anmuthigen Park, in dem sich die
Vi l la des Lö r d -Ob e r commi s sä r s , zwischen hohen Pinien,
Lorbern- und Judasbäumen, der fremdländischen Phytolacca
dioica und ändern gepflanzten Strauch- und Baumarten versteckt.
Es ist E l Canon — so genannt, weil diese Höhe einst als
Redoute benutzt worden ist, wozu sie vollkommen passt. Sowohl
der weitläufige Park selbst, als die darüber hinaus fortlaufende
Hügelkette, ist ein ununterbrochener Olivenwald.
Die meist alten Bäume, deren Stämme schon zu einem zierlich
durchbrochenen Eiechtwerk geworden, nichts desto weniger
aber in ihren Kronen vollkommen gut und unverkümmert erhalten
sind, sind so schön und wahrhaft malerisch, wie man sie selbst
*) Eine um die flach kegelförmige Decke angebrachte gut leserliche In sch rift bezeugt,
dass derselbe aus Oeanthe in Locris gebürtig, zur See verunglückt und Proxenos, d. i. E h ren bü
rg e r der Stadt gewesen sei.
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in ihrem Vaterlande Syrien und Griechenland nicht findet. Eben
diese prachtvolle Erhaltung solcher uralter Bäume ist ein sprechender
Beweis für das glückliche .Klima der Insel, wo weder
harte Fröste die jungen Triebe anfeinden und zerstören, noch
Stürme das morsche, oft kaum noch zusammenhaltende Gerüste
von Holzfasern zusammenbrechen.
Sowohl auf Fahr- als auf Fusswegen gelangt man endlich
zur letzten Bergterrasse und hat jene verengte Stelle des Meeres
vor sich, wo die weite in das Land eindringende Bucht mit dem
umgehenden Meere zusammenhängt. Unwillkürlich bleibt hier
der Blick an einem aus dem Meere auftauchenden und von einem
Kirchlein gekrönten Felsen hängen; es ist eine Einsiedelei, ein
Nonnenkloster. - Nicht ferne davon ist ein zweiter ähnlichei Fels,
in dem die Phantasie des Sängers der Odyssee das durch den
erzürnten Meeresgott in Stein verwandelte Schiff erblickte, das
den schiffbrüchigen Herrscher von Ithaca in sein Heimatland
zurückbrachte.
Eli er an dieser Bucht, jetzt zu einer Saline benützt, muss
einst der alte hylläische Hafen der Stadt P a l ä o p o l i s gelegen
haben, wofür gleichfalls viele Ausgrabungen sprechen. —
An anziehenden Spaziergängen fehlt es übrigens auch nach
anderen Seiten der Stadt nicht, wie z. B. auf der Strasse nach
Alipi , Po t amd u. s. w.; überall wird man in diesem mit Landhäusern
übersäten Hügellande, wohlbestellte le id e r, EVeincul-
turen so wde schattige Ölgärten finden. UnterhalbPotamo überschreitet
man auf einer schönen Bogenbrücke das grösste Flüsschen
des Landes. Im Monate April hatte es noch hinlängliches,
klares Wasser. An seinem Ausflusse zwischen den Inselchen
V i d o und L a z z a r e t o ist eine nicht unansehnliche Deltabildung
zu bemerken, dessen Entstehung wohl um viele tausend Jahre
früher fallen muss, als die liebliche Königstochter Na u s ik a a
mit ihren Gespielinnen da noch schmutzige Wäsche wusch.
Ein durch seine Abwechslung vielleicht allen vorzuziehender
Ausflug geht nach dem südwärts gelegenen Bergdorf G a s
tur i und nach Beni z e, wohin man auf guten Strassen auch zu
Wagen ffelanffen kann. Hat man die Bucht o o o der früher erwähnten