sicli mehrere Mühlen wie die von Argostoli hart am Meeresufer,
aber was merkwürdig und von jenen ganz abweichend ist, werden
dieselben nicht vom Meere, sondern von Quellen, welche
kaum ein bis anderthalb Fuss über dem Meeresniveau aus den
Kalksteinen hervorbrechen, in Bewegung gesetzt. Aber noch
staunenswerther ist es, dass diese Quellen Salzwasser (Brakwasser)
enthalten.-
Dort dringt Meerwasser oder durch Süsswasserquellen stark
vermischtes Meerwasser in’s Land, hier strömen einige Fuss
höher ähnliche Wässer aus gleichen Felsspalten hervor. Sollte
dies nicht der vorerwähnten Circulation das Wort sprechen?__
Allerdings, besonders wenn das aus der Gebirgskluft hervortretende
Meeres- oder Mischlings-Wasser eine etwas höhere
Temperatur als das Meerwasser zeigte. Die am 26. April (1860)
angestellten Untersuchungen liessen das Quellwasser jedoch nur
14 9 C. erkennen, während das Meerwasser gleichzeitig 17° C.
wies, also der Voraussetzung gerade entgegen.
Aber wenn auch das Phänomen von Ar g o s to l i ohne eine
ähnliche Beobachtung bis jetzt dasteht, ist das Phänomen von
Samo, wie es scheint, eine häufig vorkommende Erscheinung,
so wie das Hervorbrechen von theils, süssem theils brakischem
AVasser aus Quellen im Meeresniveau von mir im Verfolg meiner
Reise noch oft beobachtet wurde. Ich erinnere hiebei an die Salzseen
von Rh e i t ro in der Nähe des alten Eleusis. Es sind hier
gleichfalls zahlreiche halbsalzige Quellen, die eine sumpfige durch
einen Damm vom Meere abgeschnittene Niederung ausfüllen.
An zwei Stellen ist, so viel mir erinnerlich, der Damm für den
Abzug der im Bassin angesammelten Gewässer durchbrochen
und es findet auch eine so bedeutende Strömung aus demselben
in’s Meer Statt, dass sie die Industrie durch den Bau von
Mühlen zu benützen suchte, die sich aber durch Vernachlässigung
gegenwärtig in einem unpraktikabeln Zustande befinden.
Auch auf der kleinen Landzunge, auf der L e v s i n a (das alte
Eleusis) liegt, gewahrt man am Westufer zahlreiche Quellen nur
wenig höher als der Meeresspiegel entspringend, die sich schon
von weitem durch üppigere Vegetation und namentlich durch
zahlreichere Sumpfgewächse verrathen. Die stärksten von ihnen
werden auch hier wegen des geringeren Salzgehaltes zum Reinigen
der Wäsche benutzt, wie ich mich davon selbst überzeugte.
Durch Quellen derselben Art scheinen mir noch mehrere
Tiefebenen Griechenlands, wie z. B. die von Ar g o s , von
Messene , von Nord- und Süd-Peloponnes ausgezeichnet und
die uralte Cultur derselben war sicherlich auf die Fassung und
Ableitung dieser Quellen gegründet, ohne welchen ein Anbau von
Getreidearten auf solchen Boden schlechterdings unmöglich ist.
Diese Beobachtungen, denen sich ohne Zweifel noch eine
gr'osse Menge ähnlicher Beobachtungen anreihen liessen, stellen
indess die Thatsache auf das Bestimmteste fest, dass in sonst
wasserarmen Gegenden Griechenlands der Ausbruch von Quellen
in der Regel unmittelbar über dem Meeresniveau erfolgt und
dass diese Quellen häufig eine Mischung von Salz- oder Meereswasser
verrathen.
Die Ursache dieser Erscheinung kann meines Erachtens
nur in nachstehenden Umständen zu suchen sein.
Was das Hervorbrechen von Quellen in den tiefsten Niveaus
betrifft, womit gewöhnlich eine Wasserarmuth in den höher gelegenen
Regionen in Verbindung steht, so ist dies nur auf Rechnung
geologischer Verhältnisse und dem Vorherrschen und der
Vertheilung gewisser Gesteinsarten zu schreiben.
Stark zerklüftete und höhlenbildende Gesteine mit einer
am Grunde undurchlässigen Gesteinsschichte können die wässerigen
Niederschläge der Atmosphäre nicht leicht an der Oberfläche
des Bodens zur Ansammlung und Abführung bringen,
sondern müssen sie auf verborgenen Wegen in tiefere Regionen
leiten, dort in grösseren und kleineren Behältern ansammeln
und von da aus nicht blos über und am Meeresspiegel, sondern
auch eben so häufig unter demselben dem Becken des Meeres
zuführen. Dieser Fall tritt z. B. im Karste, in den Gebirgen
Istriens, Dalmatiens, ja im ganzen östlichen Küstenstriche des
adriatischen Meeres ein; Fälle der Art sind aber auch nichts desto
weniger über ganz Griechenland verbreitet, wofür die zahlreichen
Felsschlünde (Katavotra) die augenscheinlichsten Belege liefern.