Perle der Insel von den doch mehr oder weniger fremden
Bewohnern, den Engländern, an’s Licht gezogen und während
der unerträglich heissen Sommermonate als ein erfrischendes
Refugium benützt wird.
Die Sonne neigte sich schon sehr und mahnte zum Aufbruch
aus diesem prachtvollen Tempel der Natur, den seines
edelsten Schmuckes zu berauben wahrlich nicht in meiner
Absicht lag, daher ich die mir als Andenken mitgegebenen und
zu Spazierstöcken zugeschnittenen Wipfel schöner Tannen nur
mit Widerwillen entgegennahm.
Rasch ging es nun bergabwärts. Als Valsamata erreicht
wurde, fing es schon zu dämmern an und als wir über die lange
Bogenbrücke nach Argostoli einlenkten, spiegelte sich schon
ein ganzes Heer funkelnder Sterne in dem dunkeln ruhigen
Busen des Meeres.
Ich habe nun zwar vom Tannenwalde des Monte nero
gesprochen; es ist aber für den Naturkundigen auch von Wichtigkeit,
von der Tanne selbst und ihrer Geschichte das, was man
bis jetzt weiss, lind was ich selbst erfahren habe, hinzuzufügen.
Die c epha loni s che Tanne ist unsererWeisstanne (Pinus
Picea Lin., Pinus Abies Duroi.J zwar nahe verwandt und ihr
sogar sehr ähnlich, unterscheidet sich aber in mehreren Merkmalen
so, dass man sie nicht blos für eine Abart derselben,
sondern für eine eigene Species hält. Als solche wurde sie zuerst
(1839) im P in e tum WAburnens e 119, t. 42. unter der Bezeichnung
Abies cephalonica in die Wissenschaft eingeführt,
wo ausser einer dürftigen Beschreibung nichts als ein beblätterter
Zweig in Abbildung beigegeben wurde. Die Blätter
werden als pfriemlich, lanzettförmig, etwas gekrümmt, am Grunde
gedreht und in eine scharfe Spitze ausgehend bezeichnet, ihre
Stellung am Aste als nicht kammförmig, sondern dicht stehend
angegeben. Weder Blüthe noch Früchte waren damals bekannt.
Diese Pflanze kam, wie aus einer Mittheilung in Lo u d o n ’s
Ga r den er* Magaz ine XIV (1838), Vol. IV, Ser. 2, p. 81 hervorgeht,
durch General Charles James Napi e r , dem damaligen
Gouverneur von Cephalonia, der sich für diesen Baum sehr
interessirte, im Jahre 1824 nach dem nördlichen Europa und
wurde da aus Samen gezogen. Im Jahre 1837 zahlte der Herzog
von Bedford für ein Exemplar, das er aus der Plymouther Baumschule
erhielt, 25 Guineen. Derselbe Preis wurde auch für diese
Pflanze aus der Exeter Baumschule bezahlt.
Im folgenden Bande desselben Journales (Gard. Magaz. XV,
Vol. V, Ser. 2, 1839) gelangen wir p. 238 in eine nähere Bekanntschaft
mit dieser Tanne. Es wird erzählt, dass H. L. Lo n g Esq.,
der zuerst jene früher erwähnten Samen durch General Napier
erhielt, nun auch durch einen Freund in Corfu einen grossen
mit vielen reifen Zapfen besetzten Zweig der cephalonischen
Tanne empfing. Von demselben wird Fig. 49 eine auf ein Viertel
Grösse reducirte Zeichnung, zugleich aber in Fig. 50 die Abbildung
eines Zapfens in natürlicher Grösse beigegeben, so wie
andererseits nicht unterlassen Schuppen des Zapfens, Samen,
keimende Pflänzchen und Knospen in guten Abbildungen anzu-
schliessen. Auf diese Angaben gestützt wurde es nun möglich,
die Stellung dieses Nadelholzes als Tanne [Picea im Sinne
Loudons) zu bestimmen, doch zugleich bemerkt, dass aus allen
dem noch nicht hervorgehe, ob dieselbe als eigene Art oder
blos als eine Varietät der Weisstanne (Pinus Picea L .) zu
betrachten, dass aber namentlich in Bezug auf die Blattform
eher das erstere als das letztere zu vermuthen sei. Samen dieser
Zapfen hatte Lo n g Esq. allenthalben in England verbreitet.
Ein Resume über die cephalonische Tanne gibt einige Zeit
darauf die En c y c lo p . of t r e e s and sh ru b s von Lo u d o n
1842, 8., wo p. 1039 mit Wiederholung der vorigen, zwei neue
Abbildungen in Fig. 1945 und 1946, welche beblätterte Zweige,
wahrscheinlich von jungen in England gezogenen Exemplaren,
darstellen, hinzugefügt werden. Einem Zweifel über die specifi-
sche Eigenthümlichkeit dieser Art wird in folgenden Worten
Ausdruck gegeben: „Die steifspitzigen Blätter mit den breiten
Blattstielen der jungen Pflanzen geben der cephalonischen Tanne
ein von der Weisstanne verschiedenes Aussehen, allein wir