schlammigen Absätzen der damaligen Wässer erhalten werden
konnten, sondern weil die damalige Vegetation fast ausschliesslich
eine Holzproduction war. Der Wald war also bis zur Ankunft
des Menschen die bei weitem vorherrschende Form der
Pflanzenschöpfung.
Der Mensch ist in seiner Verbreitung über die Erde, dort
wo diese nicht eine regenlose Wüstenei war, ohne Zweifel stets
mit dem Walde in Conflict getreten. Derselbe stellte seinem Vordringen
sicher eben solche Hindernisse entgegen, wie Meere,
Seen, Flüsse und hohe Bergketten. Ein Krieg mit dem Walde
musste namentlich dort eine unausbleibliche Folge sein, wo er
sich in grösserer Menge zeitweilig oder bleibend niederliess,
denn er war ein Gebot der.Noth. Dieser nach allen Seiten,
wohin sich der Mensch zerstreute, mit Feuer und Schwert fortgesetzte
Krieg ist es nun auch, der sich bis in, die historische
Zeit hinein fortspinnt. Der Mythus, namentlich der griechische,
ist voll von Überlieferungen jenes Vertilgungskampfes.
Unmöglich konnten die Folgen eines so ungleichen Kampfes,
worin der Mensch jedenfalls als Sieger hervorgehen musste, für
Griechenland ausbleiben, und so begegnen wir schon in den
ältesten Zeiten, als der Baumwuchs noch bis in die Ebenen des
Landes herunterreichte, Schilderungen, die nur zu deutlich die
beginnende Wasserarmuth einzelner Theile darthun. Schon
Homer nennt z. B. Argos das durstige (KOÄuftiipiov Apyo?). Die
vielen Schluchten und Spalten der von dürren Kalksteinbergen
umgebenen Ebene von Argos schlürfen gierig den herabströmenden
Regen .auf und das durstende Land lechzt immer von neuem
nach Erquickung. Diese Eigenthümlichkeit hat in der Mythe der
50 Töchter des Danaos seinen kindlich-physikalischen Ausdruck
gefunden. Sie schöpfen fortwährend Wasser, aber ihre Arbeit
endet nie, weil das Fass einen durchlöcherten Boden hat *)■
Damit im Einklänge sind die alten Cisternen, welche die von
den Pelasgern erbaute Larissa von Argos enthielt.
Nicht viel besser ist schon zu jener fernen Zeit Attica
daran. Mit Poseidon hatte Athene streiten müssen, wer diesem
*) H. Hettner. Griechische Reiseskizzen. 1853. 8.
Lande die grösste Wohlthat zu bieten vermag. Da hatte, während
Athene den Olbaum pflanzte, Poseidon mit seinem Dreizacke
an den dürren wasserarmen Felsen geschlagen, dass eine Salzquelle
daraus hervorsprudelte. Jedenfalls muss diese berühmte
Quelle (Sz'ka'jacc der Acropolis, wenn gleich höchst
werthvoll, doch sehr unbedeutend gewesen sein, da gegenwärtig
weder von ihr noch von der weiter unterwärts bei der Grotte
des Pan hervortretenden Quelle (xAsipudpz) auch nur eine Spur
zu entdecken ist.
Noch deutlicher für den trocknenden und versengenden
Einfluss der Sonne und für die Wohl'hat wässeriger Niederschläge
des lechzenden Landes spricht dA uralte Einrichtung
der Skirophorien und der IlerSephorien. Zur Zeit des Sonnenbrandes
wurde am Feste der Skirophoren (dessen Name von
<7xcpov to, Sonnenschirm — axlpog d Gyps) Gypserde in das Erich-
theion getragen und das Bildniss der Göttin damit eingerieben,
ein Sinnbild des trockenen und staubigen Erdbodens, dem die
erfrischende und stärkende Befeuchtung Noth thue.
An dem Feste, der Thautragung (Hersephorien) pflegten
zwei atheniensische Jungfrauen, die ein Jahr lang neben der
Priesterin den Tempeldienst besorgten,'durch eine nächtliche
Procession nach dem llissos mit verhüllten Gefässen auf dem
Haupte den Segen des nächtlichen Thaues für die durstende Erde
zu erflehen, eine symbolische Handlung, die sich an die Sage
knüpfte, dass sich Herse und Aglauros im Wahnsinn über den
Berg heruntergestürzt hätten, da sie gegen das Gebot der Pallas
den anvertrauten Kasten mit dem Schlangenbilde des Erech-
theus geöffnet.
Aber auch über Attica hinaus mögen die Wirkungen des
Sonnenbrandes und der Mangel nährender Feuchtigkeit nur zu
sehr gefühlt worden sein.
In Halos, nördlich von Aedipsos in Thessalien, am paga-
säischen Meerbusen, hatte in grauer Zeit Zeus der Verschlinger
ein Heiligthum, in dem ihm nach Art des Moloch-Cultus Männer
und Kinder geopfert wurden. — Zur Zeit der Dürre will Atha-
mas, der Sohn des Gottes der Winde (Aeolos) seinen Sohn
Unger. Reise in Griechenland.