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Nach gewonnener Schlacht umstellte Kleomenes die Waldung,
in der viele Flüchtlinge ihr Asyl suchten, liess dürres Holz
herum aufschichten und anzünden. Bald ergriff die Flamme die
Bäume des heiligen Bezirkes und die Unglücklichen fanden
sämmtlieh ihren Tod. „Pausanias war Zeuge“, sagt E. Curtius*),
„wie bei Leutra am Fusse des Taygetos ein Funke die dürre
Blätterdecke, welche den Waldboden überzog, rasch entzündet
und fast alle Eichen niederbrannte. Je mehr das entvölkerte
Land den Heerden überlassen wurde, desto häufiger kommen
solche Waldbrände vor, wie die Gleichnisse der Dichter beweisen
und die Erfahrung bestätiget“.
Durch zahlreiche ägyptische und assyrische Beliefe auf
alten Denkmälern, welche Episoden aus den Kriegen darstellen,
werden wir unterrichtet, wie es dem erobernden Feinde stets zu
thun war, seinen Gegner nicht blos überwunden, sondern zugleich
gänzlich vernichtet zu haben, indem man ihn aller Subsistenzmittel
beraubte. Es ist eine der gewöhnlichsten Darstellungen
der Sculptur, wie der feindliche Einfall mit dem Fällen
der Fruchtbäume endet. Es ist daher begreiflich, wenn sich
Pharnabazes gegen Argesilaus beklagt: „Was mir mein Vater
Unterlassen hat, die schönen Paläste und Lustgärten voll Bäume
und Wild, einst meine Freude und Lust, die sehe ich nun
niedergebrannt und verwüstet“.
Und so folgten die Gräuelscenen im blühenden und gesegneten
Orient fortwährend auf einander, bis er das geworden
ist, was er jetzt ist, Haufen von Schutt dort, wo einst blühende
Städte, eine kahle, baumlose Wüste, wo unübersehbare Wälder
und üppiges Culturland war.
Yor Allem rührend ist das Schicksal, welches das einst so
hervorleuchtende Attica im Laufe der Jahrhunderte erfahren
musste, nachdem es vom Gipfel seiner physischen und geistigen
Macht herunterstürzte und für immer zusammenbrach. Fal l -
me r a y e r , der uns den Orient an so vielen Seiten aufschloss,
hat ein trauriges Bild in der Zusammenstellung der Schicksale
der gelehrtesten Stadt der Welt gegeben. — In der Mitte des
*) Poloponnesös 1851. IM. I, p. 51.
sechsten Jahrhunderts, so erzählt er nach einer alten Chronik *),
brachen die scythischen Horden zwischen der Donau und dem
baltischen Meere über ganz Griechenland herein und liessen im
ganzen byzantinischen Reiche keinen Landstrich, keinen Berg,
keine Felsschlucht unverwüstet. Attica blieb beinahe 400 Jahre
eine menschenleere Wüste. Auf den öden Strassen in Athen
wuchsen Bäume und die einst so herrliche Stadt wurde ein
Wald, ein Dickicht von Olbäumen, in welches einmal, wahrscheinlich
im Jahre 746 die Räuber Feuer anlegten. Dieser
Brand verzehrte alles, Bäume, Häuser und Alterthümer, und
zuletzt kam sogar ein Erdbrand hinzu, der die TV"einberge am
Piräus, die bis dahin die Athener von Salamis aus bebaut hatten
und den grossen Olivenwald am Kephissos und alles Holz
zwischen dem Hymettos und dem Meere vernichtete. „Nur die
Wellen“ , sagt klagend die alte Chronik, „konnten der Wuth
des Feuers Grenzen setzen“.
Aber selbst der noch im Jahre 1590 erfolgte grosse Waldbrand
am Hymettos machte der Verwüstung noch kein Ende.
Das zum mageren Weideland heruntergekommene Griechenland
setzt durch seine nomadisirenden Hirten in den Jah r für
Jahr erfolgenden Gestrüppbränden dasselbe unheilvolle Treiben
noch fort, gegen das die schärfsten Gesetze fruchtlos Einsprache
thun. Dass dieses Übel ein über den ganzen Orient verbreitetes
ist, lässt sich aus einer Mittheilung Dr. Th Ko t s c h y ’s ersehen
wo er vom Hadschin Dagh spricht**). „Hier“, heisst es, „war
einst verhältnissmässig dichter Waldbestand; jetzt liegt ein
Theil gebrochen, ein anderer ist verdorrt, theils aufrecht, theils
niedergesunken. Ähnliche Orte erscheinen im Bulgar Dagh nicht
selten; sie rühren in der Regel von Feuerverheerungen her,
denn Waldbrände sind hier gewöhnliche Erscheinungen, von
Hirten verursacht, um bessere Hutweiden für spätere Jahre zu
erzielen“.
Mit dieser auf den Ruin des Landes hinzielenden Wirth-
schaft des Hirtenlebens hat sich aber noch ein vielvermöß’ender
*) ’IaTopia tt); ’A&^vas Msc. u n d Eiao-oAr, ' Ä ^ v a f tp v rp o ; ila -p iV /r,'.. Mm-.
’ Heise in den cilicischen Taurus, p. 21-4.
Un g e r . Reise in Griechenland. , ,