einiger Küstenstriche und Flussgebiete, allenthalben waldbedecktes
Land.
Yon zahlreichen Gegenden auf der Erde, welche gegen-
wärtignur nackte baumlose Oberflächen darbieten, ungeachtet sie
sowohl periodischen als unregelmässigen wässerigen Niederschlägen
der Atmosphäre exponirt sind, wissen wir, dass sie einst
dicht bewaldet waren. Dahin gehören vorzüglich Inseln, welche
erst in einer verhältnissmässig späten Zeit dem Menschen zugänglich
geworden sind. Unter den Tropen, wie im gemässigten
und kalten Klima können hiefür Belege angeführt werden. Nicht
blos von St. Thomas in den Antillen, von Island und anderen
Inseln des nordatlantischen Oceans, sondern auch von den
Canarien, den Azoren, Cap Yefden, St. Helena u. s. w., ganz
vorzüglich aber von den uns näher liegenden Inseln im Mittelmeere
ist es bekannt, dass sie zu rZ e it, als sie entdeckt wurden,
ganz und gar von Wald bedeckt waren*). Soll die Natur,
*) Von St. Thomas in den Antillen sagt Schmarda (Reise um die Erde III, p. 8):
„Die Wälder dieser anderthalb Quadratmeilen grossen Insel sind schon lange abgetrieben
worden, aber alles nicht in Cultur stehende Land ist mit Strauchwerk vom üppigsten Hellgrün
bedeckt“.
Jamaica hat seinen Namen vom indischen Xaymaca, das waldig, wohlbewässert heisst.
Die canarischen Inseln liefern die besten Beweise für den Einfluss des Waldes auf
die Erhaltung der Quellen, denn überall entspringen dieselben aus bewaldeten Schluchten.
Die meisten Wälder auf Tenerife haben desshalb mit Recht das Prädicat „Aqua“ erhalten.
(Sehr sehenswerth sind die Laubwälder Aqua Garcia und Aqua Mercedes.) Mehrere Ortschaften
aber, die vormals Wasser hatten, liegen jetzt durch unvernünftige Waldverwüstung
auf dem Trockenen. (Schacht, Madeira und Tenerife etc. p. 117.)
Der Name Madeira kommt von dem lateinischen Worte materies (ia) und zunächst
von dem portugiesischen Worte madeira Bauholz, Schiffbauholz her. Dieser Name deutet
darauf hin, dass diese Insel einst stark bewaldet (mit Pinus canariensis ?) gewesen sein muss.
Als die Portugiesen dieselbe im Jahre 1419 colonisirten, haben sie die Waldungen grössten-
theils ausgerodet. Auf der mediceischen Hafenkarte von 1551 führt sie den Namen Isola di
Legname, d. i. Holzinsel. Schacht 1. c. p. 131 gibt an, dass das höhere Gebirge Madeira’s
noch fast überall bewaldet sei, während die Gebirge Tenerifa’s jetzt grösstentheils davon
entblösst seien. Madeira habe desshalb reichlich Wasser und sei fruchtbar, während Tenerifa
dagegen wasserarm und stellenweise sehr steril sei.
Ithaca’s höchster Berg, der Neriton, wird von Homer (Odyss. IX, 12) NvjpiTOv
eivoaicpoXXov genannt. Getreide hegt es ohne Ende, auch wächst Wein darin und beständig
hat es Regen und befeuchtenden Thau.
Die Insel Syra (Sopo?) wird als reich an Weiden und Schafen, gesegnet mit Wein
und Getreide bezeichnet (Eoßoxos, sop-sXo?, oivo nrX'/jib]?, iroXurcupos).
Die Insel Sphacteria, Pylos gegenüber, wird impeloponnesischen Kriege (425 a. Ch.)
als waldig geschildert.
Zante, von Homer „uAvjecraa“ und noch von V ir g il „nemorosa“ genannt, hat jetzt
nur Strauchwerk aber keine Bäume mehr. Die kleinen Bosquete von Pinus pinea und Pinus
welche das Gesetz auf einzelnen Inseln und Gruppen derselben
allenthalben ausführte, nicht auch auf die nachbarlichen mehr
oder weniger vom Meere umspülten, im Charakter des Bodens
und der Luft diesen verwandten Landstriche ausgedehnt haben?
Dieses Gesetz der Pflanzen-Production aber lautet: kraut-,
strauch- und baumartige Pflanzen werden bei gegenseitiger
Berührung stets von den gesellig lebenden, massenhaften Formen
in ihrer Ausdehnung beherrscht. — Immerhin ist es also der
Wald, welcher im natürlichen und unbehinderten Laufe der
Dinge sich zum Autokraten über niedriges Gestrüpp und zarte
Wiesenpflanzen aufwirft und sie, wo sie vorhanden sind, nach
und nach verdrängt und vertilgt. Nur besondere meist locale
Einflüsse mögen dort und da dem Aufkommen der Baumvegetation
hinderlich sein und der krautartigen Vegetation ihr Territorium
ungeschmälert erhalten. Die Fluren, Steppen, Savanen
erscheinen mir nur als Enclaven, und zeigen die Grenzen,
bis wie weit die Herrschaft des Waldes durch gegenwirkende
Ursachen gehemmt, vorzudringen im Stande ist. Es ist bestimmt
nicht zufällig und von den Ursachen der Erhaltung abhängig,
dass aus den vorweltlichen Landvegetationen fast ausschliesslich
nur Holzgewächse auf uns übergegangen sind; nicht weil nur
Reste von baum- und strauchartigen Pflanzen allein in den
halepensis, welche an der unfruchtbaren Westseite der Insel die armen Klöster gegen den
Windanfall schützen und daher wie heilig gehalten werden, sind die einzigen noch bestehenden
Reste einer früheren Waldvegetation. Nur die Olivenwälder an der Ostseite machen
noch eine Ausnahme. Dasselbe gilt auch von Corfu und Cephalonia, obgleich auf letzterer
Insel noch ein Stück ursprünglichen Waldes am Monte nero erhalten ist. —,
Diè Insel Thasos war bis zum Schlüsse des V. Jahrhunderts v. Chr. eine wilde
waldbedeckte Insel. A rc h ilo chus vergleicht sie mit dem borstigen Rücken eines Ebers.
In Agina stand das von dorischen Säulen getragene Heiligthum der Athene auf
einem Fichtenhügel. — Pindar bezeichnet an verschiedenen Stellen, am Schlüsse der VII.
und am Anfänge der III. und eben so am Schlüsse der II nemeischcn Ode den Siegeskranz
des isthmischen Siegers als einen Kranz aus der isthmischen Waldschlucht.
Eine alte Bauurkunde, die sich bei Böckh (C. t. Nr. 1104) findet, nennt diese Schlucht eine
eilige Schlucht und bezeichnet sie als von einer Mauerumfassung umschlossen. War hier
in diesem nun so kahlen und vegetationsleeren Thale der heilige Fichtenhain und der Epheu,
aus dessen Zweigen der isthmische Siegerkranz geflochten wurde? (Hettnerl. c. p. 178).
Eratostenes berichtet in der Geschichte von Amathus, dass die ganze Insel
Cypern in den frühesten Zeiten mit Wald bedeckt gewesen sei, so dass kein Ackerbau
hatte betrieben werden können. Durch die Eröffnung der Kupfer- und Silbergruben so wie
durch die Ausrüstung von Flotten sei derselbe bedeutend gelichtet worden. Die Freiheit
nach Gefallen Holz zu fällen, habe endlich zur Entwaldung geführt.