verschlungen hat*). Nimmt man nun noch, was die Kriegsfurie
an Brücken, Pfahlwerken u. d. gl. bedurfte und zerstörte, so
kann kein .Zweifel darüber obwalten, dass die Entholzung der
mehr zugänglichen Gegenden vorzüglich auf diese Weise bewerkstelliget
wurde **).
Doch das grösste und verheerendste Waldvertilgungsmittel
ist und bleibt für alle Zeit der Brand, er mag zufällig oder absichtlich
seine vernichtenden Flammen über ein Werk senden,
woran die Natur Jahrhunderte, ja Jahrtausende mühsam gearbeitet
hat. Wie mit einem Zauberschlage ist Alles der Vernichtung
Preis gegeben und nur eine kümmerliche vom Winde leicht
verwehte Asche ist das einzige flüchtige Denkmal, das sich die
Wuth des entfesselten Elementes als Wahrzeichen setzt. Schauerlich
sind die historischen Zeugnisse, die uns über Waldbrände
der fraglichen Länder aus den früheren Zeiten Bericht erstatten
und ersichtlich machen, wie oft hier die barbarische Absicht
Schaden zu verbreiten, das zufällig eingetretene unglückliche
Ereigniss überboten hat.
Fast von allen uns näheren und ferneren Inseln werden
verheerende Waldbrände als Vertilger des Baumwuchses bezeichnet.
So von den canarischen Inseln, von Madeira, den Azoren,
Cap Verden, der Insel St. Helena, nicht weniger von den
Inseln des Mittelmeeres (der Balearen) und namentlich des
ägeischen Meeres. Von Waldbränden des Monte nero auf Cepha-
lonia ist bereits schon das Nähere angegeben worden.
Ich füge nur noch hinzu, dass jener Waldbrand von 1798
so ungeheuer war, dass er die ganze Insel des Nachts zu
Tageshelle erleuchtete und seine Elammenreiser bis nach
Zante trug.
Noch im Jahre 1836 wüthete ein ähnlicher Waldbrand,
absichtlich von Hirten angelegt, in der Gegend von Samo, der
*) Alexander liess bekanntlich auf seinem Zuge nach Indien, da e r sonst kein Holz
mehr fand, Cypressen aus den llaiuen und Gärten von Babylon fü r seine Flotte schlagen
(Strabon AVI, p. 741 ed Cass.).
**) Man denke an die von Darius ü b e r den Helespont erbaute Brücke. — Deiion, wo
sich im peloponnesischen Kriege die Athenienser durch Gräben, Pfahlwerke und Holzthürme
verschanzt h a tten , wurde nach der Schlacht (424 a. Oh.) von den Bceotiern erstürmt und
ausser niederem Holze mehr als 4000 alte Stämme Bauholz
dahinraffte. Ein ganzer Bergabhang bei Pronos hatte sich in
Folge dessen mit dunkelvioleter Farbe überzogen*).
Bei der Belagerung von Paros durch Miltiades (489 a. Ch.)
ergab sich das grosse Feuer auf der Insel Mikonos als zufälliger
Waldbrand.
. Noch während des peloponnesischen Krieges war die kleine
Insel Sphacteria eine öde waldige Insel, sie wurde aber bei der
Belagerung von Pylos durch einen grossen W aldbrand gelichtet.
Dass während der blutigen Kriege, welche die Griechen
mit ihrem Stammgenossen und den äusseren Feinden führten,
eben so viel durch das Feuer wie durch das Eisen vertilgt wurde,
lässt sich bei Befriedigung des Rachedurstes dieses energischen
Volkes wohl erwarten. So lesen wir z. B. wie nach der Schlacht
von Tanagra (456 a. Ch.) die Lacedemonier, bevor sie ihren Rückzug
über den Kranion des Isthmus antraten, alleBaumpflanzungen
auf dem megarischen Gebiete zerstörten. Im peloponnesischen
Kriege wurde durch Archidamos Eleusis und die ganze triasische
Ebene mit Feuer und Schwert verheert und von Aeharne aus alle
Früchtfelder und Weinberge verwüstet und die Olbäume gefällt.
— Gleich darauf (431 a. Ch.) verwüstete Perikies auf seinem
Rachezuge die Felder, Gärten, Weinpflanzungen und Olivenhaine
im megarischen Gebiete, was den kleinen Staat an den
Rand des Verderbens brachte. Der Grausamkeit höchstes Mass
hat jedoch folgende That erreicht. Die alte Eifersucht zwischen
Sparta und Argos hatte einen neuen Krieg erzeugt (495 a. Ch.).
niedergebrannt. Auch Athen wurde noch bei dem Heranziehen Philipp’s von Maeedonien
vergeblich mit Schanzen und Pfahlwerken versehen. Hippias liess alle Bäume de r Ebene
von Athen fällen, damit die zu Hilfe gerufene thessalische Reiterei gegen die Spartaner, die
den Hafen von Phaleron inne hatten, wirken konnte. — Wichtig is t noch folgende Thatsache.
Archidamos belagerte im peloponnesischen Kriege Platsca (429 a. Ch.). Zu dem Zwecke befahl
e r ein Pfahlwerk ringsum aufzuführen und gegen einzelne Theiie de r Stadtmauer schräg a n steigende
Wälle zu errichten, indem er Baumstämme in die Länge und Quere gelegt, als Seitenwinde
anbringen und die Zwischenräume mit Erde, Steinen, Saud und anderem tauglichen
Materiale ausfüllen liess. 70 Tage und Nächte wurde ohne Unterbrechung von dem ganzen
Heere nach einer bestimmten Reihenfolge an dem Werke g e arbeitet. Nachdem die E in schliessung
vollendet war, wollte man durch einen ungeheueren vor den Mauern entzündeten
Brand die Stadt in Flammen setzen, was a b e r wegen Mangel günstigen Windes fehlschlug.
*) Südöstlicher Bildersaal. Bd. I I I , p. 479 und 598.