Feind des Waldes verbunden, nämlich die Ziege. Was die
verwüstende Hand des Menschen, was Windbi'üche und andere
elementare Ereignisse noch verschont haben, vernichten die
Ziegenheerden, welche jeden weiteren Nachwuchs unmöglich
machen. Es wäre wahrlich wunderbar, dass ungeachtet der
vielen Waldbrände und anderer Verheerungen des Waldbodens
sich nicht dennoch mit der Zeit wieder eine frische, grüne Decke
über den öden Boden erhoben hätte, wenn nicht durch eine fortwährende
Untergrabung dieser heilenden Naturthätigkeit entgegengewirkt
würde. Nicht die Ungunst eines total veränderten
Klimas lässt den Waldwuchs nicht aufkommen, sondern jener
verborgene an der eigenen Brust ernährte Feind ist es, der fort
und fort den unveränderten Zustand des Verfalles aller Cultur
unterhält. Sollte man es glauben, dass die kleine Insel Ithaca
gegenwärtig mit seinen 8000 Einwohnern zugleich 20.000 Ziegen
ernährt? Beklagenswerthe Entwaldungen haben auch anderwärts
stattgefunden, aber Fleiss und Industrie haben gezeigt,
was sie der Natur abzutrotzen im Stande sind. Ein Beispiel gibt
der vor Kurzem noch so unwirthliche Karst, und frische junge,
durch Samen erzeugte Waldbestände sind mir auch in Griechenland
hie und da in vielversprechender Gestalt vorgekommen
(z. B. am Kithaeron). —
Wir sind nun auf dem Punkte angelangt, um die als Überschrift
gesetzte Frage mit kurzen Worten zu beantworten. Ist
d e r Or i en t von Se i te se iner p h y s i s c h e n Na tu r e ine r
g l ü c k b r i n g e n d e n Ve r ä n d e r u n g — e ine r Wi e d e r g e bur
t fähig? Die Antwort lautet^ wie nicht zu bezweifeln ist,
ja. Doch muss ich zugleich beifügen, was ein unbekannter
Schriftsteller irgendwo gesagt hat: „Gross ist die Unterbrechung
des natürlichen Laufes der Dinge, gross müssen auch die Anstrengungen
sein. Die Cultur macht kein Land zum ferneren
Ertrag unfähig; es gibt keinen marasmus senilis der Natur. Die
Cultur und Civilisation grabt sich keineswegs ihr eigenes Grab.
Durch vernünftige Bewirtschaftung lässt sich dem Ödesten
Boden Fruchtbarkeit abgewinnen. Der durch Menschen hervorgebrachte
Schaden ist jedenfalls verbesserlich. Die durch ihn
bewirkten Veränderungen der äusseren Natur sind nicht so
wichtig, um allmählich verschiedene Zweige der Menschenfamilie
verdorren zu lassen. Indem er auf die Natur reaOe irt,/
hebt er den selbst gestifteten Schaden wieder auf“.
Damit ist freilich ausser Zweifel gesetzt, dass es in den
menschlichen Kräften liegt, den irregeleiteten Gang der Natur
wieder in das Geleise zu bringen, jedoch dabei noch keineswegs
entschieden, von welchen Mitteln und in welcher Folge und
Andauer derselben hier Heil zu erwarten ist.
Die Beantwortung dieser höchst wichtigen nationalökonomischen
Frage, die ausser der Absicht und wie ich nicht verhehle,
auch ausser der Kraft meines Urtheiles liegt, möge
anderen Intelligenzen Vorbehalten sein.
Von einem bereits seit einiger Zeit namentlich in Griechenland
in Anwendung gebrachten Mittel, nämlich von Coloni-
sirungen haben wir bereits die Erfolge vor Augen, die keineswegs
zu den einladendsten gehören. Ich verweise dabei auf
die offenen bei H e t t n e r 1. c. p. 183, 221, 296 und 299 gegebenen
Mittheilungen.
So viel ist entschieden, dass hier mit kleinlichen im minutiösen
Maassstabe versuchten Ansiedlungen mit sogenannten
Musterwirtschaften u. s. w. nichts zu erzielen ist. Was aber der
noch ganz verhüllte Gang der Weltereignisse in diesem Th eile
der Erde schon seit geraumer Zeit vorbereitet, ist jedenfalls von
der Art, dass, wenn auch dem Verfalle und der gänzlichen E rschöpfung
der Natur ein Ziel gesetzt wird, es doch Jahrhunderte
vielleicht Jahrtausende bedarf, um die Segnungen des menschlichen
Fleisses und der Beharrlichkeit zur Wahrheit zu machen.
Ichschliesse daher mit E. Curt i us*) : „Nur ein Theil dieser
Ubelstände kann wieder gehoben werden, wenn von Neuem die
gestörte Ordnung der Natur hergestellt wird. Andere Schäden
kann keine zweite Cultur ersetzen, so wenig wie im organischen
Leben erstorbene Kräfte durch Kunst wieder erzeugt werden
können“.
*') Peloponnesos. B d . I , p , 54..