VII. Ausbeute der in Griechenland und auf
den jonischen Inseln gesammelten Pflanzen.
Beschreibung der neuen Arten.
Es kann liier nicht meine Absicht sein, eine Aufzählung
der Pflanzen Griechenlands und der jonischen Inseln zum Behufe
pflanzengeographischer Vergleichungen und Bestimmungen zu
gehen, denn dies würde mehr Zeit und Baum erfordern, als
einem Keisewerke von diesem Umfange zugemessen ist. Indess
dürfte eine kritische Aufzählung des Gesammelten schon darum
auch für jene Zwecke von Vortlieil sein, als damit neue Fundorte
von Pflanzen namhaft gemacht werden und zugleich die
Verbreitungsbezirke vieler Arten sich mit grösserer Sicherheit
feststellen lassen.
Die in jenen Ländern botanisirenden Naturforscher haben
bisher zu thun gehabt den Schatz der phanerogamen Pflanzen
zu heben, für niedere Gewächse ist ihnen wenig Zeit übrig
gehlieben.
Dies berücksichtigend habe ich mich bemüht, jene Lücke
auszufüllen und vorzüglich den Flechten und Moosen meine Aufmerksamkeit
zuzuwenden, abgesehen von den Pilzen, an deren
zahlreichem Erscheinen in jenen Gegenden und in jener Jahreszeit,
als ich dieselben bereiste, ohnehin nicht zu denken war.
Die gesammte Ausbeute während der kurzen Zeit von zwei
Frühlingsmonaten ist verhältnissmässig reich ausgefallen und hat
alle meine Erwartungen übertroffen. Wie aus dem nachstehenden
Verzeichnisse zu ersehen ist, wurden von mir allein ohne
alle Beihilfe gesammelt, an:
A l g e n .................................... 37 Arten,
F le c h te n ................................72 „
P i l z e n ........................... . 5 „
L eb e rm o o se n .................. 3 ,,
Laubmoosen . . . . . 76 „
Lykopodiaceen . . . . 1 „
Farnen . ....................... 7 „
Monokotyledonen . . . 75 „
Dikotyledonen . . . . 318 „
Zusammen . . 594 Arten.
Dabei sind noch viele andere eben nicht in Blüthe stehende
Pflanzen beobachtet worden, die jedoch aus dieser Aufzählung
ausgeschlossen worden sind.
Im Ganzen wird der Kenner aus diesem Verzeichnisse nur
die Bestätigung finden, dass der Charakter der Mittelmeerflora
in der Vegetation einer jeden der durchforschten Gegenden nur
zu deutlich ausgeprägt ist. Die wenigen nordischen Pflanzen
mögen, wie ich mich früher (II) zu zeigen bemühte, eher als
Beste einer der Zeit nach vorausgegangenen Flora zu betrachten
sein, denn als spätere Eindringlinge.
Diese Ansicht ergibt sich nicht blos aus der Berücksichtigung
der phanerogamen Pflanzen, sondern eben so aus jener der
kryptogamen Landgewächse. Herr Dr. Hepp, welcher die Güte
hatte die von mir gesammelten Flechten zu revidiren, bemerkt
in seinem Schreiben darüber, dass sich in allen der hier ver-
zeichneten Arten der Charakter der Mediterranflora namentlich
bei den Kalkflechten jener von Montpellier ausspreche. Mit
Ausnahme einer einzigen Art von B i a t o r a vom Monte Deca
auf Corfu und einer Varietät von E v e r n i a d i v a r i c a ta vom
Monte nero sind sämmtlich bekannte, der Mittelmeerflora zukommende
Arten.
Das gleiche wird auch über die Moosflora von Dr. W . S chim-
p e r angegeben. „Die gesammelten griechischen und jonischen
Moose, so äussert er sich, tragen ganz das Gepräge unserer
mediterranisclien Flora, wie wir sie in Südfrankreich, Spanien