des Berges erhebt. In einer kleinen Einsattlung oder Mulde desselben
befindet sich ein Klostergebäude — P h a n o c r a t e s ; was
jedoch ziemlich verlassen aussieht. Ringsherum wird auf dem
schon ziemlich sterilen Boden noch Korn (ßpögt) gebaut. Die Aussicht
vom Gipfel, wo nach einer verfallenen Mauer zu schliessen
gleichfalls ein Gotteshaus gestanden haben mag, erstreckt sich
über die ganze Insel, und man kann von hier aus deren Sichelgestalt
f$ps7ravov) wohl entnehmen.
Der Botaniker findet hier manches liebliche Pflänzchen,
deren Aufzählung ich aber um so leichter umgehen kann, als in
dem nachfolgenden systematischen Verzeichnisse ohnehin die
Standorte aller von mir eingesammelten Pflanzen gewissenhaft
angegeben sind. —
Ausser Gusturi gilt noch P e 11 e c a für das Ziel eines besonders
empfehlenswerthen Ausfluges, der selbst zu Fusse leicht in
einem halben Tage zu bewerkstelligen ist. Das grosse Dorf
Pelleca liegt gerade im Westen der Stadt und wie diese am
Saume des Festlandes. Man hat also bis dahin die ganze Insel
quer zu durchschneiden und da die Ostküste niedrig, die Westküste
hingegen steil gegen das Meer abfällt, so steigt der Weg
fortwährend dahin. Man schlägt anfänglich die Strasse von Al ipi
ein; hat man die Anhöhe, worauf dieses Dörfchen liegt, erreicht,
so senkt sich dieselbe in das schöne und fruchtbare Thal des
Potamo. Getreidefelder, ausgedehnte Weingärten, die noch unverändert
vom Herbst her standen, kleine Bosquets von Oliven
und Obstpflanzungen wechseln wunderlieblich mit einander ab.
Hier fehlt es nicht an Feuchtigkeit, daher alles voll Blumen,
selbst die Weingärten, die man eben zu behacken anfing. Mit
Vergmig'en erinnere ich mich der schönen Farbentinten, welche Ö D , |
die ganze Landschaft streckenweise darbot, wie namentlich das
weissblühende Tordylium apulitm mit dem gelben Ackersenf
den Boden gleich einem weissen Tuche bedeckte, auf welchem
Schwefelblumen ausgestreut waren.
Der gute Ackergimnd veranlasste hier die Anlage von
grösseren Wirthschaften, wie das einige darauf bezügliche Gebäude
verrathen, die dort .und da zerstreut nmherliegen. Im
innersten Winkel des Thaies, wo eine Strasse sich rechts nach
dem eben so fruchtbaren V a l di Ropa abzweigt, übersetzt man
auf einer gut ausgeführten, aber höchst sonderbaren Schlangenbrücke
das Flüsschen. Das Terrain gebot derselben eine s-förmige
Krümmung zu geben. Nun erhebt sich der Felsboden und auf
ihm die Strasse, die anfänglich durch schöne Olivenwaldungen
und dann an wohlbestellten Landhäusern vorüberführt. Ein murmelndes
Bächlein in der nahen bebuschten Bergschlucht versetzte
mich träumerisch in die nordische Heimat und einzelne Gruppen
von Kiefern (Pinus halepensisj vollendeten die Täuschung. Der
Weg schlängelt sich indess fortwährend in die Höhe, hier sieht
man einen kleinen (Alpen-?) See neben sich, dort schweift der
Blick in ein Gewirre von Schluchten; Kirchlein und Häuschen
stehen vereinzelt u n d verlassen; endlich erblickt man über sich
die Häuserkette von Pelleca am Rücken des Kalkgebirges wie
am First eines Daches hingeklebt. Aber auch hier verschwindet
noch nicht alle Cultur, ja selbst manches Sanssouci der Stadtbewohner
hat sich bis in diese Einsamkeit zurückgezogen. Tiefe
Cisternen sorgen aus Mangel an Quellen für das zweitnöthigste
Medium des Lebens.
Schon vor dem letzten Ansteigen vernimmt man ein
eigenthümliches dumpfes Geräusch, was ich nicht zu deuten
verstand. Wie überrascht war ich, mich auf dem Kamme eines
über 1000 Fuss hohen Felsabsturzes zu sehen, an dem sich tief
unten die Wellen des Meeres schäumend brachen. Es war ein
Anblick voll Majestät, von dem man sich nicht sobald trennen
konnte.
Haufwolken zogen über die Berge her und bedeckten den
Himmel so dicht, dass die Sonne nur durch enge Spalten ihre goldenen
Geschosse herunter zu senden vermochte. Dunkel, fast
schwarz im Wiedersclieine der Wolken färbte sich das unbegrenzte
Meer hie und da von einzelnen Streiflichtern zur Fackelglut erhellt.
Bang und ahnungsvoll, eines kommenden Sturmes sicher,
schien die ganze Natur zu seufzen — ein Moment, wie ihn nur der
Pinsel eines Ca lame wiederzugeben im Stande ist. Endlich
mahnte der heranbrechende Regen zur Rückkehr und liess mich