halepensis Alt.) nahmen vom nackten Gesteine Besitz. Der
mühsame V^eg hatte die Pferde bereits so ermüdet, dass wir im
Schatten einiger Paliurusbüsche in der Nähe der venetianischen
Wasserleitung, die, wie sich zeigte, den ganzen dem Flusse
eigenthümlichen Vorrath von Wasser aufnahm, lagerten, um
unser Mittagsbrod zu verzehren. Nur ein Paar Pflänzchen, die
Lunularia vulgaris Michel, und Sy mp hy tum, ottomanum Friv.
waren meine Ausbeute.
Im Verfolge des Thaies trat nun wieder eine Erweiterung
ein. Rother Sand, dem von Oropo an der Nordküste von Attica
und Boeotien gleich, erhob sich bis zu einer Höhe von 800 Fuss
und bildete steil abfallende Flussufer; bald verengerte sich das
Thal wieder, aber das trockene Flussbeet verwandelte sich nun
in ein murmelndes Bächlein. Mühsam windet sich der fast zur
Unkenntlichkeit gewordene Saumpfad zwischen Felsen und
Gestrüpp hindurch und man läuft bei einiger Unachtsamkeit
Gefahr, hier von einem vorspringenden Felskolosse, dort von
einem Wegs querüber sich breitmachenden Baum- oder Aststrunke
entweder vom Sattel gehoben und abgestreift zu werden
oder wie Absalom sein Leben über dem Fussboden zu endigen.
Obgleich die Steigung bis hieher noch keine bedeutsame
war, so gewann durch das Aneinanderrücken der Berggehänge
und durch die Enge des Thaies, welches nur für das Flüsschen
vorhanden zu sein schien, die Landschaft doch an natürlicher
Frische und Lebendigkeit. Gewaltige Platanen (Platanus orien-
talis L.), nur dort zu Hause, wo es hinlängliche Feuchtigkeit
gibt, waren nun der Schmuck der Gebirgsschlucht geworden
und es fehlte nicht, dass auch die Höhen umher sich mehr und
mehr mit Kiefern bedeckten. Aber schon bei diesem Eintritte
in’s Gebirgsland Eubceas und kaum noch in den Vorhallen desselben
kann man sich überzeugen, welche üble Wirthschaft selbst
mit der noch spärlichen Holzvegetation getrieben wird. Nicht
selten begegneten mir halb verbrannte Kiefernstämme in Kornfeldern,
ganz so wie in unserem Gebirgslande, wo auf Kosten
des Waldes und auf dessen immerwährendem Ruin £,eringfüffig,er o ö ö o
Getreidebau Platz greift.
Immer einsamer und wilder wird die Landschaft, die Berglehnen
erheben sich steiler mit undurchdringlichem Buschwerk
überdeckt, deren Hauptbestandtheile Olea europaea und Pistacia
Lentiscus bilden. Hier hatte ich also zuerst den im ganzen Orient
Segen spendenden Schützling der Pallas-Athene in seiner Ur-
gestalt als Strauch und auf ursprünglich heimatlichem Boden
kennen gelernt.
Wir waren um 2 Uhr im Khane von Lotd angelangt, ein
einsames ferne von Dörfern, die neben und hinten auf den steilen
Berggehängen in ruhiger Zurückgezogenheit stehen, befindliches
Haus oder vielmehr Stall. Uber eine zerfallene steinerne
Treppe hinansteigend traten wir in ein geräumiges, ganz dicht
berusstes Dachgemach, das sein spärliches Licht von einer seitlichen
mit Balken nachlässig . verschlossenen Öffnung erhielt
und machten es uns da bequem, so gut es ging. Nebenan in
einem ähnlichen Gemache, das die Feuerstelle enthielt und von
anderen Reisenden bereits occupirt war, hatte unser Courier
und Koch sein Hauptquartier aufgeschlagen, links war die
Wohnstube der Hausleute, aus einigen wenigen Personen
bestehend. So waren wir mitten inne zwischen tartarischem
Schmutz und unausstehlichem Rauch postirt und hatten das
Glück, den Vorgeschmack eines ländlichen Aufenthaltes im
Gebirgslande von Eubcea zu gemessen.
Schon um die Mittagszeit hatte sich der Himmel zu trüben
angefangen. Als wir hier ankamen, fiel ein leichter Regen, doch
hatte es keineswegs das Ansehen, dass derselbe anhielte und
uns so den Genuss des folgenden Tages vereitelte oder wohl
gar die Weiterreise unmöglich machte. Die durch die Feuchtigkeit
erfrischte Natur sah noch einmal so reizend als zuvor aus
und forderte mich auf, im Regenmantel eingehüllt, eine kleine
Excursion zu machen. Nicht weit von unserem Khan befand
sich auf einem vorspringenden Hügel ein alter viereckiger
Festungsthurm aus der Venetianerzeit, jetzt zu einer malerischen
Ruine geworden. Nebenan stand eine Gruppe wunderschöner
Eichen ( Quercus calliprinos Webb.J, recht gemacht für ein
Denkmal stiller ländlicher Andacht, in der Tliat auch von den