Einen Umstand muss ich jedoch noch hervorheben, den ich
lange Zeit vergebens auf seinen wahren Ursprung zurückzuführen
bemüht war. Was von der dichten struppigen Stellung
der Nadeln an den Zweigen, dem Mangel der seitlichen Richtung
(die pectinate Form) zum Unterschiede von Pinus picea L. von
den Schriftstellern angegeben wird, ist richtig, dagegen muss
das eine Berichtigung finden, was die Form der Nadeln der
cephalonischen Tanne betrifft.
Allgemein werden die Nadeln der Pinus cephalonica als
lanzett-pfriemlich oder gar als lanzettförmig beschrieben und
ab gebildet, so im Pinetum Woburnense 1. c., im Arboretum et
frut. brit. Vol. IV, t. 2235 und in Antoin’s Werk 1. c. Damit
stimmt auch die Form der in Europa aus Samen cultivirten
cephalonischen Tanne vollkommen überein, wie ich mich an Exemplaren,
die im botanischen Garten in Wien stehen und ohne
Zweifel aus England stammen, vollkommen überzeugte. Vergleicht
man jedoch Zweige des in Europa gezogenen Baumes
mit Zweigen, die ich vom Monte nero mitbrachte, so springt der
Unterschied in Betreff der Gestalt der Nadeln in die Augen.
Die Nadeln des cephalonischen Baumes sind keineswegs lanzett-
lich oder lanzett-pfriemlich, sondern sie sind linear und in eine
kleine Spitze verlängert. Ein Übergang der Formen findet nicht
Statt. Es frappirte mich diese Thatsache so sehr, dass ich anfänglich
auf den Gedanken kam, es könnte in demselben Walde
wohl noch eine zweite Tannenart, der in Wirklichkeit solche
lanzettförmige Nadeln zukommen, nämlich Pinus Apollinis Vorkommen,
und von dieser Tannenart die Samen herrühren, welche
C. Napier nach England sandte. Ein sorgfältiges Suchen nach
abgefallenen Nadeln unter dem Moose, das ich ebenfalls vom
Monte nero, d. i. vom Boden, wo die cephalonische Tanne steht,
mitbrachte, zeigte ohne Ausnahme nur die lineare Form der
Nadeln und bestätigte so gewisser Massen die vorgefasste
Meinung. Als ich aber ein Stück desjenigen mit vielen Zapfen
besetzten Zweiges, der in Gardeners Magazine Vol. XV (1839),
t. 49 abgebildet ist und sicher vom Monte nero nach England
kam, bei Herrn Hofgärtner F. Bauch in Wien in natura sah, so
war mir jeder Zweifel benommen, dass in England eine andere
Tanne aus Samen gezogen worden sei, als die, welche den Wald
auf der Höhe jenes Berges bildet. Es geht hieraus aber so viel
hervor, dass jüngere Exemplare, wie natürlich alle in Europa cultivirten,
in den Blättern von den ausgewachsenen älteren Bäumen
wesentlich in der Form der Nadeln abweichen, daher in der
Beschreibung der cephalonischen Tanne die Phrase so lauten
muss: „Abies foliis distichis, juventute lanceolato- acuminatis
planis setate provectiore lineribus acuminato-pungentibus
Was endlich das Holz der Pinus cephalonica betrifft, das
nach den Wahrnehmungen, die man an alten aus demselben
gebauten Häusern in Argostoli machte, sehr dauerhaft sein soll,
so kann ich den mikroskopischen Untersuchungen zufolge Nachstehendes
angeben. Dasselbe ist nach seiner ganzen elementaren
Zusammensetzung und Fügung mit dem Holze von Pinus picea
auf das Innigste verwandt. Bei Vergleichung beider Holzarten
stiess mir kein einziger Unterschied auf, der sich nicht durch
mannigfache Übergänge wieder unkenntlich machte. Dass die am
Schlüsse der Jahresbildung dickwandigen Zellen in der cephalonischen
Tanne weniger dickwandig sind als bei der Weisstanne,
wäre das einzige, was allenfalls als Unterschied gelten
könnte. Weder in den Tüpfeln noch in den Markstrahlen ist
auch nur der geringste Unterschied zu bemerken, das Holz
daher in beiden so gleich, dass es sich nicht von einander unterscheiden
lässt.
Die cephalonische Tanne ist ungeachtet ihrer Begrenzung
auf einen kleinen Bezirk der Insel doch noch immer in einer
Ausdehnung von einigen Meilen, der Länge und Breite nach,
verbreitet und überzieht als mehr oder weniger dichter Waldbestand
den ganzen Gebirgsstock des südlichen Theiles der Insel.
Da die Casa inglese nahe am Eingänge des Waldes steht und
diese nach meiner Hypsometerbeobachtung eine absolute Höhe
von 3506 Par. Fuss hat, so kann man die untere Grenze desselben
an der Nordseite füglich zu 3000 Fuss annehmen. Das ist aber
keineswegs die tiefste Stelle, bis zu welcher sich diese Tanne
erstreckt. Wenn man den Monte nero von der steilen Südseite
U n g e r . Reise in Griechenland. K