einige kvklopische Mauerreste den einstmaligen Umfang der
Stadt bezeichnen. Selbst die gigantischen Quadern sind gröss-
tentheils zertrümmert und zerfallen, nur die Quelle am Fusse
des Hügels in marmorner Fassung, ohne Zweifel der Abfluss
einer Wasserleitung des Alterthumes aus dem Kithseron ist
wie die nebenstehenden trauernden Sarkophage von der Zeit
unberührt geblieben.
Auch Chalkis hatte seine Wasserleitung, bis zur Zeit der
Venetianer-IIerrschaft dieselbe aus dem nicht unfern vorbeiströmenden
Flusse in grösser Ausdehnung erneut wurde. In anderen
kleineren Städten und Flecken Griechenlands findet man dasselbe.
Überall ist für die Zufuhr des Wassers, als nöthigsten
Lebensbedürfnisses am meisten Sorge getragen. Daher wird es
auch erklärliclp wie im Bundeseide der Aiitptxzöoves gelobt
werden musste, keiner amphyktyonischen Stadt weder im Kriege
noch im Frieden das Wasser abzuschneiden; und wenn einer
dieser Yerblindeten dies nicht thäte, gemeinsam gegen ihn zu
kämpfen und seinen Ort zu vertilgen. r-r
Wenn das bisher Angeführte sattsam beweiset, dass
Griechenland von den ältesten Zeiten an, als es bewohnt wurde,
niemals einen Überfluss an Wasser hatte und die meteorologischen
Verhältnisse denselben Charakter wie gegenwärtig hatten,
so muss hiefür auch in ihrem Religionssysteme eine Bestätigung
dessen zu finden sein. Abgesehen davon dass, wie oben erwähnt
wurde, bei der jährlich normal wiederkehrenden oder ungewöhnlichen
Dürre Gottheiten angerufen und denselben Opfer
gebracht wurden, um sie zur Spendung von Thau, Feuchtigkeit
und Regen zu veranlassen, wurden in Zeus und Dione insbeson-
clers Naturgottheiten verehrt, die den Triften und Saatfeldern
die nährende Feuchtigkeit zuführen und den Segen des Jahres
vermehren. Überdies verehrte man allenthalben Wolken- und
Regengötter, so wie der rossebändigende Flussgott Poseidon im
ganzen Lande die grössten Ehren genoss. Ja selbst dort, wo es
wahrscheinlich weniger an Regen fehlte, wie z. B. auf den
Höhen von Kvllene sehen wir dem pelasgischen Hermes, dem
Gotte der zeugenden und befruchtenden Naturkraft, der das
wohlthätige Nass vom Himmel zur Erde führt, vom Lykaon
einen Tempel erbaut.
Aber wenn Griechenland auch in Folge der Zerstörung
seines Baumwuchses allmählich trockener und dürrer und zur
Production von Gras und Feldfrüchten untauglicher wurde, wenn
die Flüsse-und Bäche weniger Wasser führten, die „vogaieg
zpnvac Krjtpiaaov“ kaum mehr zu erkennen und man Sparta nicht
mehr „die Stadt des beschifften Eurotas“ nennen konnte, so sind
doch viele im Alterthume wohlbekannte und berühmte Quellen
nicht versiegt, was insbesonders fü r eine ni cht w e s e n t l i c h e
Ve r ä n d e r u n g des Kl ima spricht. Herrlich ist die Schilderung,
welche diesfalls ILe t tner (1. c. p. 190) von den delphischen
Quellen gibt: „Noch sind auf der höchsten Spitze des delphischen
Ber ges die in den natürlichen Fels gehauenen Sitzstufen der Rennbahn
und nicht weit von ihr entfernt, dicht unter schroffer Felswand,
sprudelt nach wie vor jene hellperlende Quelle, die der
ortskundige Ulrichs als den alten Stadtbrunnen der Delphier,
als die De lp h u s a sicher erkannt hat. Noch sehen wir etwa
hundert Schritte unter dieser eine andere Quelle, die Ivassot is,
deren heiliger immerströmender Born den pythischen Lorbeer
tränkte und das heilige Myrthengebüsch des ewigen Götterhaines“.
„Und noch sehen wir auch die liedergepriesene Quelle der
Kas tal ia, in deren silberklarem Weihwasser sich die Priester
des Gottes und alle, die von dem Gotte Rath oder Sühnung verlangten,
sich baden und reinigen mussten.“
Wenn es uns auch begreiflich ist, wie Quellen im gebirgigen
Theile Griechenlands, wo der Holzwuchs noch nicht ganz
vertilgt ist, wo daher häufige atmosphärische Niederschläge
erfolgen und diese durch die schützende Decke der Erdoberfläche
aufgehalten nach und nach den Quellen zugeführt werden
(wofür sich noch viele Belege anführen Hessen), so verdient es doch
Beachtung, wenn selbst andere von Gebirgen entfernte Quellen
des Alterthumes gegenwärtig nicht ganz versiegt sind. So heisst
es bei He t tn e r : „Die von Pausanias erwähnte Quelle Lerna ist
noch jetzt am Bergabhange von Acrokorynth vorhanden“ —