zweifeln, dass dieses jedenfalls eine ausgezeichnete Varietät
kennzeichnende Merkmal als Art-Charakter angesehen werden
könne“.
Eine weitere Nachricht erhalten wir im Ar b o r e tum e t f r u-
c ic e tum b r i tanic . Vol. IV (1844), p. 2325 von J. C. London ,
wo die Blätter dieser Tanne gleichfalls pfriemlich, vom Grunde
nach dem Ende verschmälert und in scharfe Spitze auslaufend,
der Blattstiel als sehr kurz und am Anheftungspunkte nach der
Länge erweitert beschrieben werden. Der Baum erreicht nach
Angabe Napier’s in seinem Vaterlande 60 Fuss Höhe und 9 bis
10 Fuss Umfang. Die zahlreichen Seitenäste so wie die dicht
stehenden, fast sitzenden lanzettlichen Nadeln derselben sollen
dem Baume, so lange er noch jung ist, im Allgemeinen das Aussehen
einer Araucaria gehen. Es wird noch hinzugefügt, dass
an den untersten Ästen des Baumes die Nadeln an den Zweigen
mehr in Form der Weisstanne in zwei Reihen stehen. Eine
Abbildung von Zweigen und Nadeln wird aus Encyclop. of trees
and shrubs, Fig. 1945 und 1946, wiederholt.
Auch F. An to in e (Die Coniferen nach Lambert, Loudon
und Ändern frei bearbeitet. Wien 1840. Fol.) benützt nur die
bereits bekannten Angaben über die fragliche Tanne, die Abbildungen,
namentlich die des Zapfens, die er etwas ausgeführter
gibt, sind dem Gard. Magaz. XV, Fig. 50 oder eigentlich einer
Handzeichnung F. Ra u c h ’s, .von dem eben jener Holzschnitt
herriilirt, entnommen. Die frühere Vermuthung, dass diese Tanne
unserer Weisstanne ähnlich sei, bestätigte sich der Art, dass im
Zapfen bei weitem geringere Unterschiede als in der Beblät-
terung vorhanden sind. Die Zapfen der eephalonischen Tanne
werfen so wie die Zapfen unserer Weisstanne nach der Reife
ihre Schuppen ab und es bleiben nur die nackten Spindeln mit
den Asten in Verbindung stehen. In diesem Zustande traf auch
ich den Baum im April und wie aus Mousson’s Bericht (1. c. p. 51)
hervorgeht, war es auch ihm im Monate September nicht mehr
gelungen, einen vollständigen Zapfen im Walde des Monte nefo
aufzufinden. Die Samenreife muss also schon im Juli stattfinden,
auch überhaupt der Baum nur alle 2—3 Jahre fructificiren. Der
Zapfen der Abies cephalonica gleicht in Grösse und Form ganz
dem Zapfen der Weisstanne, nur mit dem Unterschiede, dass er
sowohl an der Spitze wie am Grunde mehr konisch zuläuft. Die
Schuppen selbst aber so wie die Bracteen sind in beiden ganz
gleich, auch bieten die Samen durchaus keine wahrnehmbaren
Unterschiede dar. Wenn E n d l i c h e r (Synops. Conif. p. 98) die
Zapfen der Pinus cephalonica Endl. als „coni fusiformes“, A n toine
als „coni cylindrici“ beschreibt, so ersieht man wohl, dass
ihre Form streng genommen weder das eine noch das andere ist.
Was meine eigenen Beobachtungen an der eephalonischen
Tanne anlangt, die ich an Ort und Stelle zu machen Gelegenheit
hatte, so muss ich vor Allem bemerken, dass ihr Habitus
von dem unserer Weisstanne sehr verschieden ist, dass jedoch
eine Ähnlichkeit mit Araucaria brasiliensis nur ganz jungen
Exemplaren einigermassen zukommt. Was vor Allem auffällt, ist
die Unregelmässigkeit in der Stammbildung, indem es fast Regel
ist, dass jeder Stamm entweder an der Basis oder in einiger Höhe
mit Seitenstämmen versehen ist, die dem Baume ' ein uneo-ewöhnlich
buschiges Ansehen geben, dabei sind die Stämme selten gerade,
sondern meist schon von unten an etwas gebogen. Ohne Zweifel
rührt diese Beschaffenheit von den Unbilden des Klima’s, den
häufigen Verletzungen durch Thiere und namentlich von Wlnd-
brüchen her. Die kräftige bildsame Natur des Baumes bringt
durch neue Sprossbildung dem verlorenen Gipfel mehr als noth-
wendigen Ersatz. Schöne geradwüchsige Stämme sind äusserst
selten und finden sich nur in Schluchten, in dichtgedrängten
Beständen, dagegen sind die jungen 20—30jährigen Bäumchen
durchaus geradwüchsig, schlank und durch regelmässige Quirlstellung
der Aste ausgezeichnet. Was aber der eephalonischen
Tanne ein entschieden fremdartiges Aussehen gibt, ist die
Hebung der Aste nach aufwärts, während die Äste unserer
Weisstanne sich mit ihren Enden nach abwärts neigen. Dies so
wie der Mangel der weissen Rinde des Stammes, ferner das
ungemein starke Bedecktsein mit Moosen und Flechten lassen
schon von weitem in der eephalonischen Tanne nicht jenen
befreundeten Bürger unserer Wälder erkennen.