sumpfige Niederung, in der die Meeresbucht landeinwärts fortsetzt,
die V ein- und Obst-Gärten, in die das an nachtheiligen
Miasmen eben so fruchtbare Terrain übergeht, deuten in den
ausgegrabenen Quadern, den Sarkophagen *') und anderen Anti-
caglien die Stelle an, wo diese Stadt einst gelegen und welche
Ausdehnung sie besass.
Ostwärts von dieser Thalmulde erhebt sich eine ziemlich
steil abfallende Berglehne, die sich zu einem Gebirgsplateau
ausdehnt und durch dieses mit dem Höhenzuge der Haupt-
gebirgsmasse der Insel in Verbindung tritt. Diese ganze Strecke
ist eine unfruchtbare, steinige, der Cultur unzugängliche Öde,
die von Gestrüpp überwachsen den Schaf- und Ziegen-IIeerden
nui spärliches I utter darbietet. Auf dieser Stelle scheinen einst
die ältesten Ansiedelungen bestanden zu haben, wie dies die in
einem grossen Umfange verlaufenden kyklopischen Mauern andeuten.
Sie fassen ein beträchtliches, viele Morgen betragendes
Stück Land ein und öffnen sich nach der Seite der Bucht,
während die drei übrigen Seiten einen mehr oder weniger vollkommenen
Verschluss bilden.
Dort wo am innersten Winkel der Bucht sich ein Felsvorsprung
erhebt, unter dem eine starke Quelle ihren Ursprung
nimmt, finden sich wenige Klafter über dem Meere die ersten
Spuren einer Polygonmauer. Mächtige Kalksteinblöcke an der
Stirnseite geebnet und nach den Stossseiten mit den anliegenden
Gesteinsmassen knapp aber ohne Bindemittel vereiniget, bilden
hier ein mehrere Schritte langes und ein Paar Klafter hohes
Mauerwerk. Weiter bergan lassen sich fortwährend Stücke dieser
Mauer erkennen, zugleich aber auch ein mit Mörtel verfertigtes
Mauerwerk, offenbar viel späteren Ursprungs (römisch?). Fast
ununterbrochen kann man jenen Polygonbau auf weite Strecken
verfolgen, indem er bald geradlinig über Felshöhen und Tiefen
setzt, bald diesen ausweichend sich mehr oder weniger krümmt
und zuletzt in einem geradlinigen Zuge zurückkehrend, bis zur
Spitze eines Berggipfels verlauft, der sich im Osten der Stadt
*) Die Sarkophage gleichen jen en von Corfu und von Platcea ganz und ga r nach
Urosse und Form, so wie auch nach dem Materiale (Kalk).
Ar g o s to l i jenseits der Bucht erhebt. Von diesem Höhenpunkte
verliert sich die Mauer und kann nicht mehr bis zum Meere verfolgt
werden, wohin sie sich ohne Zweifel einst erstreckte. Die
Ausdehnung des ganzen Mauerwerkes dürfte wohl mehrere
Stunden betragen.
Von dieser Umfassungsmauer einer ehemaligen Niederlassung,
die bei feindlichen Einfällen Menschen und Heerden
Schutz gewährte, lässt sich eine besondere innere und natürlich
auch viel kleinere Umgürtung wohl unterscheiden, die wahrscheinlich
als Acropolis diente. Ausser diesen einfachen Mauerwerken
finden sich jedoch durchaus keine Spuren von Gallerien,
Höhlungen im Gesteine u. s. w. Der Boden innerhalb der Mauer-
umgürtung ist eben so rauh, felsig und klippig wie ausserhalb
derselben.
Was die Construction des Mauerwerkes betrifft, so besteht
dasselbe durchaus aus zwei parallelen Mauern von äusserlich
ebenen und seitlich polygonisch zugemeisseiten und ohne Mörtel
verbundenen Steinen, zwischen welchen der Raum mit regellos
über einander geworfenen kleineren Stücken ausgefüllt ist. Die
gesammte Mauerdicke beträgt 10 Fuss und darüber, die grössten
Steinblöcke besitzen eine Länge von 12 Fuss und eine Höhe
von 11 Fuss. Kleinere als die Hälfte so grosse Stücke gibt es
im ganzen Mauerwerke nicht.
Uber die ursprüngliche Höhe der Mauer lässt sich wenig
sagen, doch geht aus der noch vorhandenen Höhe, die stellenweise
zwei Klafter beträgt und den daneben liegenden herabgestürzten
Felsblöcken hervor, dass dieselbe dereinst wohl noch
einmal so hoch gewesen sein mag.
An vielen Punkten lässt sich bemerken, dass die so kunst-
gemäss zusammengefügten Steine sich nur zum Theil von einander
entfernten, was darauf hinzuweisen scheint, dass an der
Zerstörung der Mauer auch Erdbeben ihren Antheil gehabt
haben mögen. Übrigens ist diese gewaltige Umfassungsmauer
nicht an allen Stellen gleich, im Gegentheile lassen sich hie und
da noch kleine vorspringende Flanken-Vertheidigungs-Bollwerke
so wie regelmässige Öffnungen im Mauerwerke wahrnehmen. Es